Konventionelle Energien sind teurer als Erneuerbare Energien
Konventionelle Energien wie Kohle und Atom verursachen deutlich mehr Kosten, als auf der Stromrechnung ausgewiesen werden. Allerdings werden diese versteckten Zusatzkosten nicht ausdrücklich „Konventionelle-Energien-Umlage“ genannt. Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen sie unter anderem und meistens unbemerkt über Steuern und Abgaben. Würde man die Kosten aufsummieren und umlegen, läge diese „Konventionelle-Energien-Umlage“ 2012 bei 10,2 Cent pro Kilowattstunde und wäre damit schon jetzt doppelt so hoch wie die prognostizierte EEG Umlage 2013.
Die Studie „Was Strom wirklich kostet“, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Energiegenossenschaft Greenpeace Energy und des Bundesverbands WindEnergie (BWE) erstellt hat, zeigt, dass gerade die konventionellen Energien von umfangreichen staatlichen Förderungen profitieren. Während Steinkohle-Verstromung zwischen 1970 und 2012 insgesamt 177 Milliarden Euro an Förderungen, Braunkohle 65 Milliarden und die Atomstromproduktion sogar 187 Milliarden Euro erhielt, kommen die Erneuerbaren Energien bis heute gerade einmal auf 54 Milliarden Euro.
„Das Image der konventionellen Energien als kostengünstig dürfte damit ad absurdum geführt werden. Dazu kommt: Die Investitionen in Erneuerbare Energien sind Investitionen in Deutschlands Zukunft, die sich mittel- und langfristig auszahlen“, so BWE-Präsident Hermann Albers.
Neben Stromkosten und staatlichen Förderungen summiert die FÖS-Studie auch die externen Kosten der einzelnen Energieträger wie Klimaschäden oder Folgekosten eines nuklearen Unfalls auf. Diese Zusammenstellung ermöglicht einen transparenten Vergleich der verschiedenen Energieträger. Steinkohle kostet unter Einbeziehung aller Kosten 14,8 Cent pro Kilowattstunde und Atomkraft mindestens 16,4 Cent. „Im Gegensatz zu den Erneuerbaren Energien werden wir die Folgekosten von Kohle- und Atomstrom auch noch Jahre nach dem Abschalten der Kraftwerke bezahlen müssen“, sagt Swantje Küchler, Hauptautorin der Studie und Wissenschaftlerin beim FÖS.
Diese Zahlen bestätigt auch das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in seiner Studie „Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien“. Die Studie analysiert Stromgestehungskosten, die bei der Umwandlung bestimmter Energieformen aus Photovoltaik solarthermischen Kraftwerken oder Windenergieanlagen in Strom entstehen.
„Im Gegensatz zu den steigenden Energiepreisen bei fossilen und nuklearen Stromquellen sinken die Stromgestehungskosten aller Erneuerbaren Energien seit Jahrzehnten kontinuierlich“, so Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. „Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Stromgestehungskosten bei der Photovoltaik nicht nur in Regionen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung, sondern auch in Deutschland unterhalb des Endkunden-Strompreises liegen“, erläutert Weber. So belaufen sich an deutschen Standorten die Stromgestehungskosten von Photovoltaik Kleinanlagen auf 14 bis 20 Cent/kWh. Für Photovoltaik Freiflächenanlagen in Süddeutschland ergibt sich ein Wert zwischen 13 und 14 Cent/kWh.
Ähnlich sieht es bei der Nutzung der Windkraft aus: „Auch die Wettbewerbsfähigkeit von Windenergieanlagen gegenüber konventionellen Kraftwerken ist an guten Windstandorten erreicht“, sagt Weber. Die Stromgestehungskosten von Onshore-Windenergieanlagen liegen heute zwischen 6 und 8 Cent/kWh. Offshore-Windenergieanlagen verzeichnen dagegen trotz höherer Volllastzeiten von jährlich 3.200 Stunden mit 12 bis 16 Cent/kWh deutlich höhere Stromgestehungskosten als Onshore-Anlagen. „Ursachen sind die teurere Installation sowie höhere Betriebs- und Finanzierungskosten im Bereich Offshore“, sagt Weber, „damit ist der Strom aus Offshore-Windenergieanlagen auch teurer als der aus Photovoltaik Anlagen“. Aber immer noch im Bereich der bislang als „günstiger“ beworbenen konventionellen Energien!
Insgesamt ist festzuhalten: Die Stromgestehungskosten aller Erneuerbaren Energien sinken weiterhin kontinuierlich. „Getrieben wird diese Entwicklung durch technologische Innovationen wie den Einsatz günstigerer und leistungsfähigerer Materialien“, so Dr. Thomas Schlegl, Leiter der Abteilung Renewable Energy Innovation Policy, die die Fraunhofer-Studie erstellt hat. Hinzu kommen ein reduzierter Materialverbrauch, effizientere Produktionsprozesse und die Steigerung von Wirkungsgraden.
„In Kombination mit der zunehmenden Massenfertigung aufgrund des weltweit starken Marktwachstums konnten die spezifischen Investitionen und damit die Stromgestehungskosten der in dieser Studie analysierten Technologien unter dem Strich erheblich gesenkt werden“, so Weber. Mit fallenden Stromgestehungskosten werde das Volumen dieser Märkte weiter deutlich wachsen und zu einer nachhaltig dynamischen Entwicklung der Erneuerbaren Energien beitragen.
Quelle: Greenpeace Energy, Bundesverband WindEnergie, Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
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