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23.02.2012

DUH: Förderkürzung bei Photovoltaik ist „Stück aus dem Tollhaus“

Nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe bedeutet die beschlossene Kürzung bei der Photovoltaik Förderung „in dieser Schärfe und dieser Geschwindigkeit ein Spiel mit dem Feuer“. Nach den neuen Plänen würden die im Szenariorahmen der Bundesnetzagentur erst kürzlich festgelegten Ausbauziele weit verfehlt. Der Verdacht liege nahe, dass der traditionellen Energiewirtschaft, die die Energiewende seit Jahrzehnten blockiert habe und zuletzt durch den Zubau großer Photovoltaik Leistung erhebliche Gewinneinbußen hinnehmen musste, Zeit gekauft werden soll, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, so der Umweltschutzverband.

Bundeswirtschaftsminister Rösler (FDP) und Bundesumweltminister Röttgen (CDU) treten bei der im Sommer 2011 von der Bundesregierung eingeleiteten Energiewende mit Macht auf die Bremse. Dazu soll erstens die Vergütung insbesondere für kostengünstige Solarstrom-Freiflächenanlagen vorzeitig und drastisch gekürzt und der Zubau von Photovoltaik Anlagen in Deutschland bis 2017 auf nur noch 900 bis 1.900 Megawatt pro Jahr zurückgefahren werden. 

Zweitens sollen nur noch maximal 9 von 10 produzierten Kilowattstunden Strom nach dem EEG vergütet werden und drittens soll Deutschland in Zukunft in Brüssel mit einer Stimme sprechen - gegen die von EU-Kommissar Oettinger vorgeschlagenen verbindlichen Effizienzziele. Das erklärte die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) als Reaktion auf die gestern verkündete energiepolitische Einigung der beiden Minister. 

„Nach monatelangem Phlegma macht die Bundesregierung nun Politik gegen die eigenen Energiewende-Beschlüsse aus dem vergangenen Sommer. Aus dem kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen zwei zerstrittenen Ministern wird aber noch keine konsistente Energiepolitik“, erklärte der Leiter Politik & Presse der DUH, Gerd Rosenkranz. So liege der nun vorgeschlagene PV-Zubau in einem mittleren Korridor im Jahr 2022 um rund 10.000 Megawatt niedriger als in dem erst vor wenigen Wochen von der Bundesnetzagentur genehmigten Szenariorahmen für den Stromnetzausbau. Die Vorschläge seien „weitgehend phantasiefrei“, weil sie die Spielräume, die sich aus den beeindruckenden Kostensenkungserfolgen der Solarbranche „nicht zur Entwicklung von Modellen zur besseren Systemintegration der Photovoltaik nutzen, sondern nur dumpf auf Verlangsamung der Energiewende setzen.“ 

Bei der Energieeffizienzrichtlinie versuche die Bundesregierung mit ihrem Vorschlag zudem, die von EU-Kommissar Oettinger vorgeschlagenen fixen Effizienzziele aufzuweichen und von vergangenen Effizienzgewinnen Kredit zu nehmen. Damit drohe sich Deutschland nicht nur innerhalb der EU zu isolieren. Gleichzeitig werde immer zweifelhafter, ob so die Ziele erreicht werden können, die Bundeskanzlerin Angela Merkel während der deutschen EU-Präsidentschaft 2007 gegen den Widerstand anderer Mitgliedstaaten durchgesetzt habe. Das gebe der Einigung zwischen Röttgen und Rösler nicht nur eine besondere Note, sondern werde auch die Durchsetzung von Effizienzzielen in der EU weiter verzögern. 

Rosenkranz nannte die Solarkürzung „in dieser Schärfe und dieser Geschwindigkeit ein Spiel mit dem Feuer“. Zwar sei nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre eine Verstetigung des Solarausbaus durch eine kürzere Schrittfolge bei der Vergütungsdegression unausweichlich gewesen. Doch ebenso sicher sei, dass Teile der Branche nach der Halbierung der Vergütung in den letzten Jahren eine noch einmal beschleunigte Absenkung der nun angestrebten Größenordnung nicht überleben würden.

Die Bundesregierung habe sich entschieden, „bei der Solarbranche, die trotz großer Erfolge bei der Kostenreduktion unter extremem Konkurrenzdruck aus Asien steht, einen Überlebenstest mit offenem Ausgang durchzuführen“. Es sei bezeichnend, dass andere Industriezweige, etwa die energieintensive Wirtschaft oder die Automobilindustrie in einer vergleichbaren prekären Situation mit jeder erdenklichen Form der Unterstützung durch die Regierung rechnen könnten.

Nachdem die Energiewende der Bundesregierung auch auf anderen Feldern, wie etwa bei der energetischen Gebäudesanierung oder dem Ausbau der Offshore-Windparks, praktisch zum Erliegen gekommen sei, stelle sich angesichts der gestern veröffentlichten Pläne die Frage „ob Rösler und Röttgen gerade die nächste Energiewende vollziehen“.

Der Verdacht liege nahe, dass der traditionellen Energiewirtschaft, die die Energiewende seit Jahrzehnten blockiert habe und zuletzt durch den Zubau großer Photovoltaik Leistung erhebliche Gewinneinbußen hinnehmen musste, Zeit gekauft werden soll, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Rosenkranz: „Die Energiewende ist bis heute weitgehend ein Erfolg des Mittelstands. Dass ausgerechnet ein Minister der angeblichen Mittelstandspartei FDP diese Entwicklung mit großem Elan bekämpft, ist ein Stück aus dem Tollhaus.“

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

  

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