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04.12.2007

Solarenergie-Förderverein Deutschland über die „Angst vor den Kosten“

In Diskussionen um den Klimaschutz gilt die Förderung Erneuerbarer Energien oft als volkswirtschaftliche Last. Selbst rennomierte Organe wie beispielsweise die Zeitschrift PHOTON schlagen eine Senkung der Vergütung und Erhöhung der Degression vor. Auf diesen Vorschlag, der tendenziell auch vom Bundesumweltministerium in den neuen EEG Entwurf übernommen wurde, hat Dr. Jürgen Grahl mit zwei Artikeln geantwortet. Für den Solarenergie Förderverein Deutschland (SFV) hat Maria Waffenschmidt die Artikel zusammengefasst.

Laut dem SFV schreibt die Zeitschrift PHOTON, dass die durch das EEG vorgeschriebene Vergütung von Solarstrom über 20 Jahre für bis 2010 gebaute Anlagen 150 Milliarden Euro kostet, bei weiterem Wachstum des Solarstromanteils wären das im Jahr 2019 bereits 250 Milliarden Euro. Die Zeitschrift schlage deshalb vor, die Vergütung zu senken und die Degression zu erhöhen.

Zur Frage, ob und in welcher Weise die Förderung Erneuerbarer Energien eine volkswirtschaftliche Last darstelle, beleuchtet Dr. Jürgen Grahl insbesondere drei Teilaspekte, die laut Maria Waffenschmidt wie folgt zusammengefasst werden können: 

1. Sind EEG Vergütungen wirtschaftliche Lasten?
2. Einsparung externer Kosten und Sicherung der Energieversorgung
3. Vorwurf der überhöhten Gewinne und Frage nach der „richtigen“ Vergütungsdegression

Zur ersten Frage schreibt Maria Waffenschmidt: „Die auf den ersten Blick erschreckenden Kosten von 250 Milliarden Euro werden nicht auf einmal, sondern auf 32 Jahre verteilt bezahlt. Das ergibt 8 Euro pro Bürger/in und Monat.“ Außerdem würde der genannte Geldbetrag der Volkswirtschaft nicht entzogen: „Das Geld wird großteils zur Solarbranche umgelenkt, z.B. zu den deutschen Installateuren und Herstellern; es erscheint in Form von Löhnen und Gehältern wieder.“

„Wenn man über die ,Kosten’ des Klimaschutzes diskutiert, so wird nur allzu leicht außer acht gelassen, dass die Klimakatastrophe auf alle Fälle teurer werden würde als aller Klimaschutz es je könnte", zitiert Maria Waffenschmidt den Autor weiter. Deshalb müssten auch die externen Kosten unseres heutigen Energiesystems gegengerechnet werden. Je nach Berechnungsart schwanken die Werte zwischen 9 bis 161 Dollar pro Tonne CO2. 

Der Ausbau der Fotovoltaik werde dagegen nur bis 2015 vorwiegend Kosten verursachen, danach übersteige die Einsparung externer Kosten die Mehrausgaben für die Vergütung. Die insgesamt bis 2035 errichteten Anlagen bewirkten dann sogar Einsparungen an volkswirtschaftlichen Kosten in Höhe von über 300 Milliarden Euro; hierbei seien die in 1. genannten positiven Effekte noch nicht berücksichtigt, fasst Maria Waffenschmidt zusammen. 

Erneuerbare Energien haben laut Dr. Jürgen Grahl neben der Einsparung externer Kosten aber eine weitere wichtige Funktion: sie sichern die Energieversorgung – und damit die Leistungsfähigkeit – unserer Volkswirtschaft über das Zeitalter von Kohle, Öl und Gas hinaus. 

Eine Senkung der Vergütung lasse die Nachfrage nach Solaranlagen sinken, rechnet Grahl vor: Mangelnde Nachfrage nach Modulen lasse dann auch die Preise der Module sinken. Gleichzeitig sinken aber die Gewinne der Hersteller, sie können weniger investieren und Möglichkeiten zur Kostenreduktion in der Produktion können nicht in die Tat umgesetzt werden. Es entstehen keine neuen Wettbewerber. So führe eine höhere Degression sogar zu langsamer sinkenden Herstellungskosten!

„Eine stärkere Degression der Vergütung ist also kein geeignetes Mittel zur Senkung der Kosten. Sie darf allenfalls als Reaktion auf bereits tatsächlich stattgefundene Kostensenkungen erfolgen“, fasst Maria Waffenschmidt zusammen. Grahl lege darüberhinaus deutlich dar, dass eine zu niedrige Degression (eine „zu“ hohe Vergütung) nicht dazu führt, dass sich Betreiber, Installateure oder Hersteller eine „Goldene Nase“ verdienen.

Zur gegenwärtigen Situation schreibt Maria Waffenschmidt: 

„Die derzeitige Vergütungshöhe besteht erst seit drei Jahren. Diese verbesserten Bedingungen haben dazu geführt, dass die Fotovoltaik Wirtschaft die notwendigen Investitionen vornimmt, die zu einem erhöhten Wachstumstempo führen werden. Die Produktionslinien sind noch im Aufbau. Angebot und Nachfrage, Kosten und Preise sind dabei, sich auf eine neue Wachstumskurve und neue Preisentwicklung „einzupendeln“, wobei es in der Übergangsphase auch zu vorübergehenden Ausschlägen in die andere Richtung kommen kann - siehe dazu die Preisentwicklung bei den Solarmodulen.

Würde man die Vergütung jetzt abrupt schneller senken, die Bedingungen also wieder verschlechtern, so würde die Branche vom Vorwärtsgang in den Rückwärtsgang gezwungen und viele der Investitionen würden nachträglich nicht mehr genutzt, insbesondere im Bereich des Solarhandwerks. Mit vermehrten Insolvenzen ist dann zu rechnen. Und es würde noch Jahrzehnte dauern, bis die Fotovoltaik einen nennenswerten Beitrag zu unserer Energieversorgung leisten kann.

Unser Ziel ist eine gesicherte, umweltverträgliche Energieversorgung für die Zukunft. Wenn der Staat mittels EEG durch kostendeckende Vergütung die Rahmenbedingungen schafft, ist das langfristig kein Verlust, sondern ein Gewinn für die Volkswirtschaft und für unsere Erde.“

Die (Lang)Versionen der Beiträge von Dr. Jürgen Grahl auf den Seiten des Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V. finden sich hier und hier.

Die ausführlichere Zusammenfassung von Maria Waffenschmidt findet sich hier.

Quelle: Solarenergie Förderverein Deutschland e.V.

  

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