Hitzewellen in Europa haben sich verdoppelt
Eine schweizer Studie hat jetzt gezeigt, dass sich die Dauer von Hitzewellen in Westeuropa seit 1880 verdoppelt hat. Die Autoren der Untersuchung entdeckten, dass Hitzewellen heute durchschnittlich drei Tagen, manche sogar bis zu 13 Tage dauern. 1880 dauerten ensprechende Phänomene im Durchschnitt eineinhalb Tage. Zudem zeigt die Studie der schweizer MeteoSwiss (Zürich), des Rückversicherers PartnerRe (Zürich) und der Universität Bern, dass sich die Häufigkeit von äußerst heißen Tagen im letzten Jahrhundert fast verdreifacht hat.
Dr. Paul Della-Marta von MeteoSwiss und seine Kollegen analysierten in ihrer Studie die täglichen maximalen Temperaturdaten von 54 Aufnahme-Stationen in ganz Europa. Der Großteil dieser Aufzeichnungen (46) geht auf das 19. Jahrhundert zurück; andere bis zum Anfang der 1900er Jahre. Die Datensätze stammen aus einem Areal nördlich von Finnland bis zum Mittelmeer samt einigen östlichen Gebieten wie beispielsweise Kroatien.
Bei der Auswertung der Daten stießen die Forscher zunächst auf das Problem, dass frühere Temperaturaufzeichnungen nicht nach heute angewandten Methoden gemessen wurden. Insbesondere besaßen damalige Messinstrumente keine Schutzvorrichtung vor einer direkten Sonneneinstrahlung (so genannter Stevenson Screen, eine Art Kasten aus Holz, der um die Messinstrumente herum aufgebaut ist).
Sobald die Forscher die daraus resultierenden Effekte korrigiert hatten, stellten sie fest, dass die Temperaturangaben vor Einführung des Stevenson Screen eindeutig zu warm waren. Mit anderen Worten: die Temperaturen wurden als heißer registriert, als sie wirklich waren. Das bedeutet in der Folge, dass die bisher beobachteten Temperatursteigerungen in den vergangenen 120 Jahren geringer schienen, als sie eigentlich sind.
„Wir sehen eine Verdoppelung der Dauer von Hitzewellen und wir sehen auch eine Verdreifachung in der Frequenz von einmaligen Ereignissen“, so Della-Marta gegenüber BBC News. „Betrachtet man die Aufzeichnungen genauer, kommt man zu dem Schluss, dass die Veränderungen hinsichtlich so genannter Hitzewellen über das komplette westeuropäische Gebiet um etwa 30 Prozent unterschätzt worden sind.“
Die Studien-Ergebnisse stützen die Annahme, dass das westeuropäische Klima im Sommer stärkere Schwankungen zeigen wird. „Wir bekommen einerseits stärkere Hitzewellen mit größeren Ausschlägen und andererseits vielleicht Sommer, die in Bezug auf die Hitze nicht so stark sind. Das ist ein Hauptgrund zu Sorge“, erklärte Della-Marta. Mitverfasser Malcolm Haylock, vom Rückversicherer PartnerRe in Zürich: „Wir hatten angenommen, den größten Einfluss der Erderwärmung auf die Temperaturen erst in der Zukunft zu sehen. Diese Studie zeigt, dass diese großen Änderungen bereits jetzt vorkommen."
Die Hitzewelle im Sommer 2003 in Europa hatte zahlreiche negative sozioökonomische Folgen: Tausende von älteren Menschen starben, Wälder wurden durch Feuer verwüstet, Wasserökosysteme wurden überlastet und die Gesamtmasse der Alpengletscher wich um 10 Prozent zurück. Die Autoren der Studie sagen voraus, dass solche extremen Wetterereignisse in der Zukunft öfter vorkommen werden.
Weitere Autoren der Studie waren Jurg Luterbacher und Heinz Wanner, beide Universität Bern.
Quelle: BBC News
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