Ältere Atomkraftwerke nicht sicher
Die „Klimafreundlichkeit“ wird von den Befürwortern der Atomenergie als Argument für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken in Deutschland angebracht. Gerne verschwiegen wird allerdings, dass Atomkraft alles andere als eine sichere Energie ist. Nicht nur, dass wir für den benötigten Rohstoff Uran in Konkurrenz mit vielen anderen Abnehmern stehen. Das Risiko eines Super-GAUs wie vor zwanzig Jahren in Tschernobyl ...
... ist genauso wenig aufgehoben wie die Frage nach der baulichen Sicherheit der einzelnen Kraftwerke. Ganz abgesehen von der nach wie vor ungelösten Entsorgung des hochradioaktiven Atommülls.
Derzeit sind noch 17 Atomkraftwerke an zwölf Standorten in Westdeutschland in Betrieb. Der zwischen der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung und der Stromindustrie vereinbarte Atomkonsens, der eine schrittweise Abschaltung aller Meiler bis 2021 vorsieht, wurde auch im Koalitionsvertrag der neuen CDU/SPD-Regierung weiter festgeschrieben. Gerade in dieser Frage aber sind sich die beiden Ressort-Minister Glos (Wirtschaft/CDU) und Gabriel (Umwelt/SPD) uneinig. Während der eine für eine Laufzeitverlängerung plädiert und sich damit auf die Seite der Energieversorger schlägt, warnt der andere vor „Aktionismus“ und verweist auf die Sicherheitsmängel bei älteren Kernkraftwerken.
So hat das Bundesumweltministerium einen Bericht der „Passauer Neuen Presse“ vom 31.01.06 bestätigt, wonach einer internen Begutachtung zufolge bei den vier ältesten deutschen Kernkraftwerken „bauartbedingte Defizite gegenüber neueren Anlagen-Konzepten“ festgestellt worden waren. Zwar gebe es, so das Ministerium, keine offizielle Studie zu Sicherheitsfragen der alten Kernkraftwerke, interne Vermerke wollte man aber nicht ausschließen. Erhebliche Sicherheitsmängel wurden demnach für das baden-württembergische Kernkraftwerk Neckarwestheim I festgestellt. Für diesen Meiler hatte der Energiekonzern EnBW erst kürzlich einen Antrag auf Umverteilung zugebilligter Strommengen angekündigt.
„Keine Schutzmaßnahmen gegen den zufälligen Absturz eines Militärflugzeuges“ gebe es für Biblis A, zitierte die „Passauer Neue Presse“ das interne Ministeriums-Papier. Auch das KKW Brunsbüttel habe „keine Schutzvorkehrung gegen Flugzeugabstürze“. Gegen einen Starfighter-Absturz sei Biblis B zwar geschützt, die Beherrschung des Absturzes eines Verkehrsflugzeugs sei jedoch „fraglich“, zitiert dpa das Blatt. Insgesamt verweist das Bundesumweltministerium gegenüber dpa aber darauf, dass es in jedem Einzelfall zu prüfen wäre, ob eine Anlage ausreichend gegen Flugzeugabstürze oder Terrorangriffe geschützt ist.
Laut Atomgesetz soll Biblis A voraussichtlich im Juni 2008 stillgelegt werden, Neckarwestheim I und Biblis B im April 2009, Brunsbüttel im September 2009 (dpa). Als letzte sollen 2020 Isar 2 bei Essenbach und Emsland bei Lingen sowie 2021 schließlich Neckarwestheim II die Luken dicht machen.
Quelle: dpa, verivox, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de
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