Weiter Kontroverse um Atomausstieg
Der russisch-ukrainische Gasstreit und die weiter steigenden Energiepreise lassen vor allem die Befürworter der Atomenergie Aufwind spüren. So warnte der Chef des größten deutschen Energieversorgers E.ON, Wulf Bernotat, in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vor den Folgen des Atomausstiegs. Seiner Meinung nach sei es eine „Illusion“, ...
... den Ausfall der Kernkraftwerke durch regenerative Energien und Gaskraftwerke kompensieren zu wollen. Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger drängt nach wie vor darauf, „bestehende und sichere Kernkraftwerke“ vorerst weiter zu betreiben. Er forderte die Wirtschaft in Baden-Württemberg in diesem Zusammenhang zu „lautstarker Unterstützung“ im Atomstreit auf.
Unterstützung erhalten die Ausstiegsgegner laut dpa auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zwar setze sie vor allem auf Energieeinsparung, gleichzeitig betonte sie aber, dass die Union den Ausstieg aus der Kernenergie für falsch halte. „Wir werden über das Thema Energie weiter reden müssen“, erklärte Merkel auf einer CDU-Wahlveranstaltung in Mainz am Dreikönigstag. Offen ließ sie dabei allerdings, ob sie innerhalb der Regierung auch darauf pochen werde, die Restlaufzeiten für die deutschen Kernkraftwerke zu verlängern. Schließlich brauche man als Partei auch dafür Mehrheiten, so Merkel.
Eine ganz andere Sicht präsentiert dagegen der Zukunftsforscher und Energiespezialist am Fraunhofer-Institut für Innovations- und Systemforschung (ISI) in Frankfurt/Main, Harald Bradke. Für ihn kommt der Energiemix der Zukunft weltweit durchaus ohne die Kernenergie aus. Vor allem die erneuerbaren Energien würden seiner Meinung nach die Lücke zwischen fossilen Energieträgern und der Kernfusion, die er nach wie vor für unausgereift hält, füllen. Allerdings würde er für die künftige Energieversorgung auf Kohlekraftwerke setzen, da es Kohle „weltweit noch reichlich“ gebe, so der Energieexperte. Voraussetzung hierfür sei jedoch die Entwicklung von Technologien, die das gefährliche Treibhausgas Kohlendioxid konservieren, um den Klimakollaps zu vermeiden.
Als „Gespenster-Debatte“ bezeichnet Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace, die neuerliche Diskussion um den Atomausstieg. Denn auch die Preise für Uran, das zwingend für die Atomstromgewinnung benötigt wird, werden wie die aller anderen endlichen Rohstoffe weiter steigen. Und, so der Experte, auch dieser Rohstoff kommt neben Kanada und Australien als Hauptproduzenten aus Kasachstan, Russland, Niger, Namibia und Usbekistan. Alles Länder, auf die Deutschland keinen Einfluss hat, und sich somit auch mit der Atomkraft abhängig macht.
„Letzten Endes“, so Breuer, „haben die Verbraucher das Wort und die Wahl.“ Die seit dem 15. Dezember 2005 bestehende Kennzeichnungspflicht für Strom ermögliche jedem Stromkunden, zu sehen, wie groß der Anteil und die entsprechenden Umweltauswirkungen des Atom- und Kohlestroms sowie der Erneuerbaren Energien an seinem Strom ist. Somit könnten die Verbraucherinnen und Verbraucher mit ihrer Stromwahl die Unternehmen zwingen, ihren Energiemix zu ändern. Möglicherweise, so seine Hoffnung, erledigt sich damit die Debatte um die Atomenergie schneller, als so manchem Politiker lieb ist.
Quelle: dpa, verivox, Greenpeace
Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de
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