Artikel vom 22.07.2013, Druckdatum 15.11.2024

Erstes Solardachkataster mit Funktion zur Netzintegration

Wo gibt es in Frankfurt geeignete Flächen für die Stromerzeugung durch Photovoltaik? Das neue Solarkataster gibt darüber Auskunft. Die Bürgerinnen und Bürger Frankfurts können sich jetzt verlässlich informieren, ob auf ihrem Dach solare Stromerzeugung wirtschaftlich ist. Gleiches gilt für Eigentümerinnen und Eigentümer von industriell oder gewerblich genutzten Gebäuden. Das Kataster identifiziert Potenzialflächen im Stadtgebiet und es ermöglicht, zielgerichtet auf interessierte Investierende zuzugehen. Damit wird der Bau von Solarprojekten gefördert.

„Frankfurt soll Solar-Hauptstadt werden“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann. „Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich die Stadt Frankfurt und der Energieversorger Mainova zusammengeschlossen. Die Erstellung eines Solardachkatasters für die Stadt Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule ist ein Meilenstein zum Ausbau der Solarenergie in unserer Stadt. Meine große Hoffnung ist, dass wir mit dem Solardachkataster eine Initialzündung auslösen und einen wichtigen Schritt in Richtung Solar-Hauptstadt Frankfurt machen.“

Prof. Dr. Martina Klärle von der Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM) erklärt: „4 von 10 Gebäuden in Frankfurt haben zumindest teilweise eine für Photovoltaik Anlagen nutzbare Dachfläche. Dies ist im Vergleich zum Umland ein extrem großes Potenzial von 569 Hektar Photovoltaik Modulfläche. Durch das Solardachkataster haben alle Bürger die Möglichkeit sich über das Solarpotenzial aller 230.000 Gebäude zu informieren. So bekommt jeder Bürger eine Erstinformation um selbst zu entscheiden, ob, wo und wie er auf den Frankfurter Dächern die Solarenergie unterstützen möchte.“ 

Neben der Professur für Landmanagement an der Fachhochschule Frankfurt am Main ist Prof. Dr. Martina Klärle Leiterin des Forschungsschwerpunkts „Erneuerbare Energien im Landmanagement“ und Geschäftsführende Direktorin des Frankfurter Forschungsinstituts für Architektur/Bauingenieurwesen/Geomatik. Sie leitet unter anderem auch die bekannten Projekte zur ganzheitlichen Potenzialanalyse von Erneuerbaren Energien „ERNEUERBAR KOMM!“ und der automatisierten Windpotenzialanalyse für Kleinwindanlagen „WIND-AREA“.

Die Solarpotenzialanalyse ergab, dass sich 89.107 Gebäude (entspricht 38,6 Prozent) für die Photovoltaik Nutzung eignen. Im Gegensatz zu existierenden Solardachkatastern ist hier neu, dass nicht nur Einzelgebäude, sondern auch ganze Straßenzüge oder Stadtviertel gemeinsam analysiert werden können. Das Solardachkataster liefert somit wichtige Informationen zur Sicherstellung der Netzstabilität auch bei maximalem Ausbau der Solarenergie Zudem berücksichtigt der Wirtschaftlichkeitsrechner neben der aktuellen EEG Einspeisevergütung auch die prognostizierte Strompreissteigerung. Werden alle geeigneten Dächer mit Photovoltaik Anlagen mit einem Wirkungsgrad von 15 Prozent ausgerüstet, könnten 717 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugt und 424.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Der Strombedarf Frankfurts beträgt etwa 5,7 Terawattstunden pro Jahr. Durch die Nutzung aller für Photovoltaik geeigneten Dachflächen könnten somit etwa 12,5 Prozent des Frankfurter Strombedarfs gedeckt werden. Das Investitionsvolumen liegt bei rund 2 Milliarden Euro.

Mainova-Technikvorstand Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner: „Eine sichere und zuverlässige Stromversorgung hat für uns höchste Priorität. Wir nutzen die Daten des Katasters für eigene Analysen. Wir simulieren beispielsweise, wie sich die wachsende, leistungsstarke Photovoltaik auf das Frankfurter Stromnetz auswirkt. Denn der Ausbau von Erzeugungskapazitäten und Netzmaßnahmen müssen immer abgestimmt werden. Nur so wird die hohe Versorgungszuverlässigkeit gewährleistet. Außerdem müssen wir natürlich berücksichtigen, dass die Sonne nicht immer scheint. Auch für diese Zeiten müssen wir entsprechende Reserve-Kapazitäten vorhalten.“

Grundlage der Solarpotenzialanalyse sind Laserscandaten. Sie stammen aus einer Befliegung im Jahr 2010. Durch eine Verschneidung mit Katasterdaten und eine Simulation der Sonneneinstrahlung über den Tag und das Jahr hinweg kann für jede einzelne Dachfläche der zu erwartende Stromertrag exakt berechnet werden. Aufbauend auf das Solardachkataster wird in der Zukunft eine internetbasierte Solardachbörse eingerichtet, die Eigentümer der geeigneten Dachflächen, die möglichen Investoren sowie das Handwerk und die Banken vernetzt.

Die Datenbank ist über die Internetseite www.frankfurt.de/solarkataster erreichbar. Zusätzlich zum Flächenverzeichnis informiert die Plattform über weitere Parameter. Das System berechnet beispielsweise den potenziellen Stromertrag, die notwendigen Investitionen sowie die erzielbaren Gewinne. Ebenso weist es die möglichen CO2-Einsparungen aus. Auch über die mögliche Nutzung von Solarthermie gibt das Kataster Auskunft. 

Quelle: Fachhochschule Frankfurt am Main (FH FFM)
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