Solarstrombranche: Zweistellige Wachstumsraten in Deutschland und weltweit
Mehr als 500 Teilnehmer, darunter Branchen- und Verbandsvertreter, Analysten und Politiker, waren nach Berlin gereist, um am „7. Forum Solarpraxis“ teilzunehmen. Für den deutschen Fotovoltaikmarkt rechnen die Marktteilnehmer mit einem jährlichen Wachstum von rund 25 Prozent. Weltweit soll sich der Markt für Sonnenstrom dank attraktiver staatlicher Förderprogramme ebenfalls im zweistelligen Bereich vergrößern. Besonders in asiatischen Ländern, Kalifornien und Südeuropa will die Branche künftig ihre Produkte anbieten. Uneins zeigte sich die Branche in Berlin bei der Frage, ob der Silizium-Engpass bereits 2008 behoben werden kann.
Ein Wermutstropfen, der einen schnelles Wachstum im Bereich Fotovoltaik sowohl national als auch international bremsen könnte, ist die Preisentwicklung. Die Marktteilnehmer, so wurde in Berlin deutlich, gehen für das nächste Jahr nur von verhaltenen Preissenkungen aus. Als Grund nennen Zell- und Modulproduzenten die anhaltend hohen Silizium- und Waferpreise. Innerhalb der letzten zwei Jahre schoss der Preis für den begehrten Rohstoff von 25 auf 200 Dollar. Nach Aussage von Philip Koecke, Finanzvorstand der SolarWorld AG, leiden hierunter besonders Unternehmen ohne langfristige Verträge. Uneins zeigte sich die Branche in Berlin bei der Frage, ob der Engpass bereits 2008 behoben werden kann.
Aus Analystensicht muss die Branche bei der Preisentwicklung auf jeden Fall gegensteuern. „Soll der Markt langfristig wachsen, müssen die Preise gesenkt werden“, sagte Alexander Karnick von der Deutsche Bank AG. An erster Stelle, so betonte der Aktienexperte in Berlin, bräuchten die Fotovoltaikunternehmen die Kontrolle über den Preis. An zweiter und dritter Stelle stünden die Produktqualität und der Zugang zum Endkunden. Dank neuer staatlicher Förderprogramme expandieren Fotovoltaikhersteller derzeit insbesondere in den europäischen Mittelmeerraum. Nach Auskunft von Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), rechnet die Branche in den kommenden Jahren weltweit mit einem dynamischen Solarstrommarkt mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten.
Der spanische Fotovoltaikmarkt steht bei vielen Marktteilnehmern ganz vorne auf der Liste neuer Expansionsziele, und das, obwohl das spanische Einspeisegesetz für Solarstrom zurzeit von der Regierung überarbeitet wird. Branchenexperten rechnen damit, dass im neuen Gesetz die Fördertarife gesenkt werden und das Genehmigungsverfahren für den Anlagenbau vereinfacht wird. Ende des Jahres läuft die Frist für eine Neuregelung aus. Trotzdem prognostizieren die Marktteilnehmer in Berlin, zumindest in 2006, noch ein verhältnismäßig geringes Marktwachstum. Während die „European Photovoltaic Industry Association“ (EPIA) in diesem Jahr von etwa 50 Megawatt ausgeht, rechnet Heiko Piossek, Finanzvorstand der Conergy AG, mit einem verbauten Volumen zwischen 70 und 90 Megawatt. Alleine Conergy werde in 2006 rund 30 Megawatt direkt absetzen.
Ähnliches gilt für den italienischen Fotovoltaikmarkt. Auch hier wird das Förderprogramm zurzeit überarbeitet. David Pérez Navarro von eclareon rechnet damit, dass 2006 maximal zehn Megawatt Solarstromleistung neu installiert werden. Und auch der griechische Markt kommt nur langsam in Gang. Seit Ende Juni ist in dem südeuropäischen Land ein neues Fördergesetz in Kraft, das den Betreibern von Solarstromanlagen eine Einspeisevergütung von bis zu 45 Cent pro kWh beschert. Seit April dieses Jahres, so Christos Protogeropoulos von CRES (Centre for Renewable Energy Sources), wurden in Griechenland 20 Projekte mit einer Kapazität von 45,2 Megawatt beantragt.
Neue Technologien wie die Dünnschicht gewinnen für den Solarstrommarkt immer mehr an Bedeutung. Insbesondere wenn es um die Frage der Systemkosten geht, wollen die Anbieter von Dünnschichtmodulen künftig punkten. Experten sehen in diesem Bereich langfristig einen geringeren Preis als bei Siliziummodulen. Auch Dr. Eric Rüland von der GP Solar GmbH schätzt das Potenzial dieser Technologie als hoch bis sehr hoch ein. Ein Vorteil der neuen Technologie seien beispielsweise niedrige Installationskosten. Wichtigster Anwendungsbereich für Dünnschichtmodule ist laut Lars Waldmann, Public Relations Manager von Schott Solar, die Gebäudeintegration. Die Firma baut zurzeit in Jena eine Produktionslinie für Dünnschichtmodule mit einer Kapazität von 33 Megawatt auf. Ab Frühjahr 2008 sollen die Module verkauft werden.
Trotz der großen Potenziale der Dünnschichttechnologie im Bereich Großinstallationen bzw. Gebäudeintegration: Ein Siliziummodul, so GP Solar-Vertreter Rüland, werde langfristig den größeren Wirkungsgrad haben. Derzeit läge der Vorsprung bei etwa fünf Prozent. In Sachen Marktwachstum hinke die Dünnschichttechnologie gegenüber der Siliziumtechnologie um sieben Jahre hinterher.
Die für das nächste Jahr anstehende Überprüfung des „Erneuerbare-Energien-Gesetzes“ (EEG) wurde auf dem Forum Solarpraxis wenig diskutiert. Laut Michael Müller, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, wolle die Politik bei einer eventuellen Gesetzespassung den Bereich Fotovoltaik keinesfalls aus dem Fördergesetz ausklammern. Als ein Ziel nannte Müller die Verankerung des Fördermodells in weiteren europäischen Ländern. Dr. Karl Kellner von der Europäischen Kommission hob in Berlin zudem die hohe Effizienz von Einspeisesystemen hervor. Mit Quotensystem habe man bisher zu wenig Erfahrungen gesammelt.
Quelle: Europressedienst
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