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22.08.2013

Solar- und Windstrom lassen Strompreise für Industrie sinken

Während Industrieverbände landauf-landab über Wettbewerbsnachteile klagen, die auf steigende Strompreise und die verstärkte Einspeisung von Strom aus Photovoltaik und Windenergie zurückgehen, lassen die Zahlen der Strombörsen eine ganz andere Lesart zu. Auch in der jüngsten Vergangenheit zahlten stromintensive Unternehmen am Spotmarkt niedrigere Preise als andere Stromkundinnen und -kunden.

Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) stellte dazu in einer Untersuchung fest, dass sich der Einkaufspreis für Großkunden an der Leipziger Strombörse von Januar 2008 bis Oktober 2012 um 22 Prozent verringert hat. „Gleichzeitig lagen die monatlichen Strompreise in diesem Zeitraum 7 Prozent unter dem Durchschnitt der restlichen europäischen Energiebörsen“, so die FÖS-Autorinnen und -Autoren.

In der Diskussion um eine von Umweltminister Peter Altmaier vorgeschlagene Strompreisbremse wurde denn auch immer wieder darauf hingewiesen, dass von sinkenden Strompreisen nur Großverbraucher profitieren, die sich am EPEX-Spotmarkt kurzfristig mit Strom für den Folgetag versorgen können. Jetzt aber sind die sinkenden Preise auch am Markt für langfristige Energielieferverträge, dem sogenannten Terminmarkt, angekommen. Dort werden Preisabsicherungsgeschäfte für längerfristige Stromlieferungen getätigt - vom laufenden Monat bis zu 6 Jahren im Voraus. Die europäische Energiebörse (EEX) notiert den Preis für die Lieferung von Grundlaststrom für das kommende Jahr 2014 bei 3,661 Cent pro Kilowattstunde (Stand 31. Juli) - und damit rund 24 Prozent niedriger als im Vorjahr. 

„In Zukunft kommen auch jene Betriebe in den Genuss günstiger Strompreise, die sich über langfristige Lieferverträge mit Energie eindecken“, erklärt Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energien. Einen solchen Trend beobachtet auch der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK). Nach dem VIK-Preisindex sind die Strompreise für energieintensive Unternehmen seit nunmehr zwei Jahren auf Talfahrt - momentan sind sie auf dem Stand von Mai 2005.

Schließlich zeigt eine aktuelle Erhebung der KfW-Bankengruppe, dass der Strompreis in Deutschland im Vergleich zu den anderen EU-Staaten nicht übermäßig gestiegen ist. EU-weit sind die Preise für industriellen Stromkunden mit einem Verbrauch zwischen 500 und 2.000 MWh laut KfW zwischen 2008 und 2012 im Schnitt um 5 Prozent pro Jahr gestiegen, in Deutschland aber lediglich um 4,8 Prozent pro Jahr. Unternehmen mit einem solchen Stromverbrauch sind in der Regel nicht von der EEG Umlage befreit. Die KfW-Analysten kommen zu dem Schluss: „Ein Wettbewerbsnachteil im EU-Vergleich scheint deshalb nicht offensichtlich.“ Im Gegenteil: „Die Klagen mancher Industrievertreter über zu hohe Strompreise in Deutschland und eine drohende Deindustrialisierung erscheinen vor diesem Hintergrund völlig ungerechtfertigt“, stellt Schütz klar.

Weil niedrige Strompreise von den Elektrizitätsversorgern allerdings nicht an Privatkunden weitergegeben werden, profitieren diese auch weiterhin nicht von billigem Solar- und Windstrom. Zwischen 2008 und 2012 sind die Strompreise eines deutschen Haushaltes mit einem Verbrauch von 3.500 kWh um 4,8 Prozent pro Jahr gestiegen, im EU-27-Durchschnitt dagegen um jährlich 4,1 Prozent. Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) ermittelte dazu aktuell, dass sich die „finanzielle Unterstützung“, die sich Großverbraucher aufgrund ihrer Befreiung von der EEG Umlage gutschreiben können, im laufenden Jahr erstmals auf rund 4,3 Milliarden Euro addieren wird.

Fazit der KfW-Studie: „Aus den gestiegenen Steuern und Umlagen auf den Strompreis der Industrie ergeben sich im europäischen Vergleich keine erkennbaren Wettbewerbsnachteile, jedoch aufgrund der Ausnahmeregelungen Verteilungseffekte zu Lasten der Haushalte. Am Ende muss eine Reform des EEG sowohl die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie als auch die Akzeptanz der Energiewende sicherstellen, ohne dabei den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien zu gefährden.“

Quelle: Bundesverband Biogene und Regenerative Kraft- und Treibstoffe e.V.


  

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