BSW-Solar: Fehlplanung bei Förderinstrumenten bedroht Energiewende
Führende deutsche Solarunternehmen warnen vor weiteren Einschnitten bei der Photovoltaik Förderung. In der Kritik steht insbesondere die derzeit geplante de-facto Abschaffung bestehender Anreize zum Eigenverbrauch selbst erzeugten Solarstroms durch intelligente Energiemanagementsysteme und Stromspeicher in privaten Haushalten. Derartige Einschnitte würden nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar) die deutsche Solarwirtschaft in ihrer Technologieführerschaft zurückwerfen, die angestrebte Energiewende erschweren und unnötig verteuern.
Seit 2009 kann die mit einer Photovoltaik Anlage erzeugte Energie teilweise oder vollständig selbst verbraucht werden. Wenn es Verbrauchern zum Beispiel durch Batteriespeicher und intelligente Steuerungstechnik gelingt, mehr als 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen, bekommen sie dafür - noch - einen kleinen finanziellen Anreiz. Diese Regelung senkt die von allen Stromkundinnen und -kunden gezahlte Förderung von erneuerbarem Strom weil die Vergütungssätze deutlich unter denen für Netzeinspeisung liegen. Außerdem entlastet sie Stromnetze, da lokal verbrauchte Energie nicht über Stromtrassen transportiert werden muss, und schafft zugleich wesentliche Anreize für Innovationen.
„Eigenverbrauch ist ein wichtiger Impuls zur Entwicklung intelligenter Systeme der Verbrauchssteuerung und der Speicherung von Solarstrom“, betont Holger von Hebel, Vorstandsvorsitzender von Bosch Solar Energy AG. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an solchen Lösungen - und wir sind beileibe nicht das einzige deutsche Unternehmen.“
Der oben beschriebene Anreiz für den Eigenverbrauch soll nach Plänen der Bundesregierung ab 1. Januar 2012 für neue Photovoltaik Anlagen entfallen. Zudem sollen nach dem aktuell vorliegenden Entwurf zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) große Solarstromerzeuger aus der Eigenverbrauchsregelung gestrichen werden.
„Die Eigenstromregelung führt zu Investitionen in effiziente Solarsysteme und Batteriespeicher und verringert den Bedarf zum Ausbau der Stromnetze für die Energiewende“, sagt Dr.-Ing. e. h. Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender der SolarWorld AG aus Bonn.
Mit zukunftsweisenden Speicherlösungen beschäftigt sich zum Beispiel das Hamburger Unternehmen Conergy. „Eigenverbrauch ist der Atomausstieg zum selber machen. Mit ihm kann die deutsche Politik ihren Worten auch Taten folgen lassen“, meint Deutschland-Chef Norbert Apfel. „Speicher werden die Privathaushalte in die Lage versetzen, Solarstrom künftig rund um die Uhr nutzen zu können.“ Die Solarbranche kritisiert massiv die Streichung des Eigenverbrauch Anreizes. Eigenverbrauch gilt als wichtiger Innovationstreiber für intelligente Systeme zur Verbrauchssteuerung, Speicherung und damit Nutzung von möglichst viel des erzeugten Solarstroms.
So funktioniert der Eigenverbrauch: Die erzeugte Energie wird in das Hausnetz eingespeist und zuerst den Haushaltsgeräten, die zu diesem Zeitpunkt Strom benötigen, zur Verfügung gestellt. Wird mehr Energie im Haushalt benötigt, als aktuell über die Solarstromanlage erzeugt wird, beziehen Verbraucher die zusätzlich benötigte Energie automatisch von ihrem Stromanbieter. Wird weniger Strom im Haushalt benötigt, als die Solaranlage erzeugt, wird die überschüssige Energie automatisch ins allgemeine Stromnetz eingespeist. Durch Verbraucherverhalten, intelligente Steuerung und Speicherlösungen kann der Anteil des Eigenverbrauchs erhöht werden. Inzwischen gibt es bezahlbare, vollständig energieunabhängige Häuser auf dem Markt, denn das Dach eines durchschnittlichen Eigenheimes reicht aus, um den Jahresstrombedarf einer Familie aus Solarenergie zu decken.
Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar)
|