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01.06.2006

Globale Erwärmung steigt möglicherweise schneller als angenommen

Bisherige Vorhersagen scheinen die globale Erwärmung für dieses Jahrhundert zu unterschätzen. Insbesondere wurden die Wechselwirkungen zwischen Temperatur und Kohlendioxid bisher zu wenig berücksichtigt. Das hat ein europäisches Wissenschaftlerteam jetzt herausgefunden.

Marten Scheffer (Universität Wageningen), Victor Brovkin (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) und Peter Cox (Centre for Ecology and Hydrology) haben herausgefunden, dass die tatsächliche Erderwärmung durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe 15 bis 78 Prozent höher ausfallen kann als bisher erwartet. Zurückzuführen sei das darauf, dass in den bisherigen Vorhersagen zwar die Wirkung des Kohlendioxides auf die Erdtemperatur, nicht aber die Rückwirkung der Erdtemperatur auf Kohlendioxid ausreichend berücksichtigt wurde - ein Effekt, den Wissenschaftler als positiven Rückkopplungseffekt bezeichnen. 

Um die Stärke der Wechselwirkungen zwischen Temperatur und Kohlendioxid zu bestimmen, bedienten sich die Forscher neuer, zeitlich hochaufgelöster Eisbohrkerndaten und Temperaturrekonstruktionen aus geologischen Archiven der „Kleinen Eiszeit“ (von etwa 1550 bis 1850). Während der kleinen Eiszeit waren die Temperaturen auf der Nordhalbkugel niedriger und die atmosphärischen CO2-Werte fielen ab. Dieser Zusammenhang zwischen CO2-Konzentrationsabfall und Temperaturabnahme ermöglichte den Forschern, auch den Einfluss der Rückkopplung zwischen Temperatur und CO2 auf die zukünftige Klimaerwärmung zu ermitteln. 

Victor Brovkin aus der Klimaabteilung des Potsdam-Instituts erklärt, warum es wichtig ist, Stärke und Dynamik dieser Rückkopplungsvorgänge zu bestimmen: „Diese Mechanismen sind oftmals der Antrieb für abrupte Klimaänderungen. Es gehört zur wissenschaftlichen Routine, die Stärke von Rückkopplungseffekten durch Modellrechnungen abzuschätzen, doch die Ergebnisse fallen für unterschiedliche Modelle unterschiedlich aus. Deshalb sind unabhängige Daten zur Bewertung der Modellergebnisse erforderlich. Ein vielversprechender Weg ist dabei, die Klimaarchive der geologischen Vergangenheit zusammen mit der CO2-Dynamik auszuwerten. Auch wenn die Ergebnisse der neuen Methode noch mit großen Unsicherheiten behaftet sind, so legen sie doch nahe, dass frühere Temperaturvorhersagen nach oben korrigiert werden müssen.“ 

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

  

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