Schott-Chef Udo Ungeheuer erwartet Solarboom in USA
Udo Ungeheuer, Chef einer der größten deutschen Produzenten von Photovoltaik Komponenten, der Mainzer Schott AG, rechnet noch für dieses Jahr mit einem Solarboom in den USA. „Amerika ergreift die Chance, die Wirtschaftskrise für eine Energiewende zu nutzen. Solarhersteller, die in den USA vertreten sind, werden davon spätestens Ende des Jahres profitieren“, sagte Ungeheuer dem Berliner „Tagesspiegel“.
US-Präsident Barack Obama hatte im Wahlkampf ein amerikanisches Werk der Schott AG besichtigt. „Wir haben uns sehr lange unter sechs Augen unterhalten“, sagte Ungeheuer dem „Tagesspiegel“. „Protektionismus wäre ein Eigentor, das ist auch Barack Obama inzwischen bewusst.“
Bei Schott sei man trotz der Wirtschaftskrise sehr optimistisch, so Ungeheuer in dem Interview weiter. „Nach einem Rekordergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr rechnen wir für unsere Solarsparte auch in diesem Jahr mit deutlichem Wachstum. Unsere Fertigungskapazitäten für solarthermische Absorberrohre werden sich bis zum Frühjahr vervierfacht haben, verglichen mit dem Stand von 2006. Wir gehen davon aus, dass auch der deutsche Solarmarkt in diesem Jahr wachsen wird, wenn auch schwächer als angenommen.“
Ungeheuer geht davon aus, dass die Kosten für Photovoltaik Anlagen vor dem Hintergrund des novellierten EEG in den nächsten fünf Jahren um 45 Prozent sinken werden. „Wir gehen daher davon aus, dass Solarstrom bis 2015 an der Steckdose genauso viel kosten wird wie konventionell erzeugter Strom “
Im vergangenen Herbst hatte Schott nach der Insolvenz von Lehman Brothers den Börsengang seiner Solar-Tochter kurzfristig abgesagt. „Wären wir zwei Wochen schneller gewesen, dann hätten wir noch etwa 600 Millionen Euro erzielt und wären wahrscheinlich der Börsengang des Jahres geworden. So schnell kann der Wind sich drehen“, sagte Ungeheuer.
Das Thema Börsengang sei für Schott damit aber nicht erledigt. „Wir warten, bis sich wieder ein Fenster an der Börse öffnet. Das wird mit Sicherheit geschehen – fragen Sie mich nur nicht nach dem genauen Zeitpunkt. Es wird vermutlich mehrere Jahre dauern. Zum Glück sind wir nicht auf einen schnellen Börsengang angewiesen, um unser Solargeschäft auszubauen“, so Ungeheuer gegenüber dem „Tagesspiegel“ weiter.
Trotz der Börsenpanne will Schott Solar seinen steilen Wachstumskurs fortsetzen. Ungeheuer: „Wir werden im Mai eine große, einzigartige Fabrik für Photovoltaik Module und Solarthermie Receiver im US-Bundesstaat New Mexico eröffnen.“ Zur Kapitalbeschaffung schließt der Firmenchef auch strategische Investorenbeteiligungen nicht aus. „Es gibt sehr konkrete Gespräche“, sagte Ungeheuer.
Quelle: Der Tagesspiegel
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