4. PV Industry Forum – Unsichere Zukunft!
Im Vorfeld der internationalen Fachmesse Intersolar zeigte sich die Fotovoltaik Branche auf dem 4. PV Industry Forum in München nur verhalten optimistisch. Rund 500 registrierte Teilnehmer aus Industrie und Finanzwelt diskutierten am 10. Juni über die Zukunft der weltweiten Fotovoltaik Märkte. Als Konsequenz der in der letzten Woche beschlossenen Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erwarten Branchenexperten stark fallende Systempreise sowie Übernahmen und Kooperationen unter den Unternehmen in Deutschland.
Denn bei Großanlagen über 100 kW wird die Degression ab 2009 auf zehn Prozent angehoben, was die Rentabilität beim heutigen Preisniveau stark einschränkt, so der Europressedienst (EuPD). Auch für Kleinanlagen erhöht sich die Degression in den nächsten zwei Jahren von fünf auf acht Prozent. Ab dem Jahr 2011 wird sie dann auf neun Prozent angehoben. Zusätzlich schreibt das Gesetz künftig einen Wachstumskorridor vor: Bei Überschreitung der Obergrenze von 1.500 MW, wird die Degression um einen zusätzlichen Prozentpunkt erhöht.
Gerhard Stryi-Hipp Geschäftsführer des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), sieht in diesem zusätzlichen Prozent allerdings keine entscheidende Größe, die den Markt beeinflussen werde. Auf der Veranstaltung erklärte Stryi-Hipp gegenüber EuPD Europressedienst, der Verband sei froh, dass mit der neuen Gesetzgebung nun klare Regularien geschaffen wurden. Ob die Wachstumsobergrenze bereits in diesem Jahr erreicht werde, könne man aber noch nicht sagen. „Das hängt davon ab wie sich der Markt im zweiten Halbjahr entwickelt. Im Moment ist das Wachstum noch eher verhalten, da viele Module ins Ausland verkauft werden und die Verfügbarkeit nicht immer gegeben ist“, so Stryi-Hipp.
„Es liegt auch auf der Hand, dass die Preisreduktion nicht hauptsächlich von den Installateuren kommen kann. Die sind teilweise jetzt schon sehr stark unter Druck. Das heißt die Installateure sind nicht in der Lage die zehn Prozent am Systempreis nachzulassen, um die geringere Förderung auszugleichen“, betonte Stryi-Hipp. Seiner Meinung nach müsse der Löwenanteil der geforderten Preisreduktionen von den Modulherstellern getragen werden, die allerdings, nach eigenen Aussagen, selbst nicht günstiger einkaufen könnten.
Die entscheidende Frage sei im nächsten Jahr, ob Module am Weltmarkt im Überfluss vorhanden seien oder nicht, so für Stryi-Hipp. „Wenn Module woanders zum selben Preis wie in diesem Jahr verkauft werden können, dann wird der Preisdruck in Deutschland nicht so groß sein und dann werden wir einen rückläufigen Markt sehen“, beschrieb Stryi-Hipp ein Szenario. „Wenn aber – wie auf der Veranstaltung angedeutet – tatsächlich ein Überangebot bestehen sollte, dann gehen wir davon aus, dass der Preisdruck zunimmt und weitere Kostenreduktionspotenziale erschlossen werden“, erklärte Stryi-Hipp eine zweite Entwicklungsmöglichkeit.
In diesem Fall werde der deutsche Markt für Investoren wieder attraktiver und im Umkehrschluss die Überschreitung der 1.500 MW wahrscheinlich. „Das hängt allerdings auch entscheidend davon ab, wie stark sich andere Märkte entwickeln werden“, sagte Stryi-Hipp. Zwar seien die Chancen und Potenziale auf vielen europäischen sowie auf dem US-amerikanischen Markt sehr groß, doch bislang bestünden auf diesen Märkte noch größere Risiken als auf dem deutschen Markt. Die meisten Länder, wie etwa Spanien und Italien, hätten noch ein Fragezeichen hinter ihrer künftigen Gesetzgebung stehen.
Dass sich der Preisdruck auf deutsche Fotovoltaik Unternehmen negativ auswirke, erwartet Stryi-Hipp vorerst nicht, denn im internationalen Wettbewerb seien sie gut aufgestellt. Es werde Veränderungen in den Markstrukturen, wie beispielsweise Übernahmen geben. Auch eine Umstrukturierung und Konsolidierung des Marktes erwartet der Verbandschef: „Aber nicht in dem Sinne, dass die halbe Branche in Konkurs und die Basis in Deutschland verloren geht.“
Heute, am 11. Juni setzte sich die Diskussion der Branchenvertreter auf dem PV Industry Forum fort. Die Veranstaltung zählt zum Rahmenprogramm der internationalen Branchenmesse Intersolar, deren neuer Standort München in diesem Jahr Premiere feiert. Neben Einschätzungen zur Zukunft des Fotovoltaik Marktes werden am zweiten Tag des PV Industry Forums vornehmlich die Möglichkeiten der Dünnschicht- und Konzentratorentechnik sowie von Solartrackern erläutert.
Quelle: Europressedienst EuPD
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