Inflation der Jahrhundertereignisse
Wetter und Klima sind zweierlei Dinge. Das sollte bei der Klimadebatte immer bedacht werden. Doch wenn sich extreme Wetterereignisse häufen, dann ist das ein Indiz dafür, dass sich die langfristigen Trends, die Statistik ändern. Und das wiederum ist ein Indiz, dass sich das Klima verändert. „Inflation der Jahrhundertereignisse“ nennt der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) die Tatsache, dass sich die Wetterextreme häufen werden.
So waren der vergangene Herbst und Winter 2006/2007 in Europa die jeweils wärmsten seit etwa 500 Jahren. Und eine direkte Folge zweier derart warmer Jahreszeiten hat es wahrscheinlich seit über 700 Jahren nicht gegeben. Infolge dieser Witterung haben Pflanzen im Herbst länger oder ein zweites Mal geblüht oder im folgenden Frühjahr zeitiger damit begonnen als sonst. Originalstudie (englisch)
Darüber hinaus war es in Deutschland noch nie für zwölf Monate so warm wie zwischen Juni 2006 und Mai 2007. Die mittlere Temperatur für diesen Zeitraum lag mit elf Grad Celsius exakt drei Grad über dem langjährigen Mittel von acht Grad Celsius. Dies berichtet das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Sommerliche Hochwasser wie im Jahre 2002 wechseln sich ab mit extrem heißen und trockenen Sommern wie im Jahre 2003. Der bisherige Sommer 2007 folgte auf ein extrem trockenes Frühjahr, war in Deutschland aber ansonsten sehr nass. Und während die derzeitige Hitze im Südosten Europas bereits zahlreiche Opfer gefordert hat, kämpft England mit weit reichenden Überschwemmungen Unter Berufung auf eine aktuelle Nature-Studie rechnet das britische Umweltamt auch für die nächsten Jahre mit einer Zunahme extremer Niederschläge.
Dass dies keine auf Europa beschränkten Einzelereignisse sind, untermauern auch Berichte der Meteorologischen Weltorganisation (WMO) aus der chinesischen Metropole Chongqing: Noch im vorigen Jahr wurde die Region von der schlimmsten Dürre seit mindestens einem Jahrhundert heimgesucht. Nun haben schwere Gewitter die Stadt und umliegende Gemeinden in der Provinz Sichuan innerhalb weniger Tage in isolierte Inseln verwandelt. Nachdem vom 16. bis zum 17. Juli über 260 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen sind, sind weite Teile der Provinz überflutet.
Die Unterschiede, wie sich der Klimawandel weltweit auf die Niederschläge auswirkt, wurden jüngst auch in einer Studie im Fachjournal Nature beschrieben: Der Mensch hat die weltweite Verteilung der Niederschläge im 20. Jahrhundert bereits verändert. Ein internationales Forscherteam hatte versucht, mit Computermodellen die Niederschlagswerte des vergangenen Jahrhunderts zu simulieren und stellte fest, dass dies nicht möglich ist, solange sie nur die Variabilität des Klimas und natürlicher Prozesse einbeziehen. Berücksichtigten die Forscher in den Berechnungen jedoch den zunehmenden Ausstoß von Treibhausgasen, so konnten die Modelle die tatsächlich gefallenen Niederschläge berechnen.
Die Verteilung von Niederschlägen hat sich im vergangenen Jahrhundert nämlich bereits deutlich verändert: Während auf der Nordhalbkugel die gemäßigten Breiten immer mehr Niederschläge abbekommen, wird es in den Subtropen und Tropen immer trockener. Auf der Südhalbkugel werden die tropischen Breiten dagegen feuchter. Diese Veränderungen sind sogar stärker als Modellrechnungen dies erwarten ließen. Die Forscher befürchten daher, dass schon jetzt ein deutlicher Einfluss auf Ökosysteme, Landwirtschaft und auch die Gesundheit unvermeidbar ist.
Ein immer wieder angeführtes Argument der immer noch lauten Leugner und Zweifler rund um den Klimawandel ist nun immerhin ein für alle mal ausgeräumt: Die Sonne ist nicht Schuld an der zunehmenden globalen Erwärmung. Dies belegen britische und schweizer Forscher in den Proceedings of the Royal Society.
Veränderungen in der Sonnenaktivität haben zwar einen Einfluss auf das Erdklima. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich alle maßgeblichen Faktoren jedoch in die entgegengesetzte Richtung entwickelt: wenn überhaupt, dann hat die Sonne einen noch stärkeren Anstieg der Temperaturen auf der Erde gebremst.
Quelle: Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
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