Artikel vom 26.05.2008, Druckdatum 15.11.2024 | |
„Die Feinde der Fotovoltaik und ihre Aktenträger“ Als Vorstandsvorsitzender der Berliner Solarpraxis AG, einem führenden Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen der Solarbranche, ist Karl-Heinz Remmers ein ausgewiesener Experte und langjähriger Beobachter der Szene. Im Zusammenhang mit der vom unabhängigen Solarenergie Förderverein bereits angeprangerten Medienkampagne zur Frage der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und der zukünftigen Förderung von Strom aus Fotovoltaik meldet sich nun auch Remmers mit einem Kommentar zu Wort. Ihm bleibe „angesichts der Ballung von Negativbotschaften schlicht die Spucke weg“, so der Vorstandsvorsitzende der Solarpraxis AG, Dipl.- Ing. Karl-Heinz Remmers. Ähnlich wie Wolf von Fabeck, Geschäftsführer des unabhängigen Solarenergie Fördervereins (SFV), beobachtet er im Zusammenhang mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine sich „interessanterweise immer auf die Quellen RWI und Photon aufbauende Negativwelle“ in den Medien. Die Gegner der erneuerbaren Energien aus den Reihen der CDU hätten bekanntlich ihre Masken fallen lassen und forderten in Eintracht mit den Gutachtern des RWI für die Branche fatale Einschnitte beim EEG Für ihn sei daher die Zeit gekommen, diese „katastrophale Verkettung“ in einem Kommentar aufzuzeigen und auch die Ergebnisse seiner Recherchen zu veröffentlichen. Eine „besondere Posse mit zum Teil völlig neuen Rollenverteilungen“ biete derzeit die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Bereich der in der Bevölkerung sehr beliebten Solartechnik, schreibt Remmers. „Die Branche eilte in den vergangenen Jahren von einem industriell-technischen Erfolg zu anderen. Ende 2007 beschäftigte der neue Industriezweig mehr als 41.000 Menschen in Deutschland, Tendenz steigend. Mehr denn je strömen internationales Kapital und innovativste Fertigungsanlagen ins Land. Alleine im Land Berlin trugen im vergangenen Jahr die neuen Solarindustrie-Ansiedlungen mit über 300 Millionen Euro zu 60 Prozent aller neuen Ansiedlungen im Industriebereich bei. Aktuell verhandelt die Wirtschaftsförderung Berlin über mehr als 1,5 Milliarden Euro weiterer Neuansiedlungen in den kommenden Jahren, große Teile der Finanzierungen stammen aus dem Ausland.“ Aber der Erfolg, so Remmers weiter, rufe Neider, Miesmacher und Gegner auf den Plan: „Lange nur belächelt, ist der Solarstrom auf den Energiebilanzen Deutschlands nun mit mehr als 0,6 Prozent sichtbar geworden. Und so wird die Technik nun von den Gegnern der erneuerbaren Energien ebenso brutal und schamlos angegriffen wie vor fünf Jahren die Windenergie.“ Als politische Gegner der Erneuerbaren Energie sieht Remmers insbesondere die CDU-Politiker Joachim Pfeiffer (ehemaliger Mitarbeiter des EnBW-Vorgängers Schwaben AG, nun Lehrbeauftragter des Energiepolitik am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart mit Kunden wie EnBW und E.ON), Laurenz Meyer und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (bis 2004 u.a. Beirat der EON Bayern AG). Remmers: „Zufrieden lächelte Joachim Pfeiffer (CDU) nach der Anhörung zur Novelle des EEG am 5. Mai 2008 in Berlin. In der Anhörung hatte er eine Breitseite nach der anderen gegen die Solartechnik abgefeuert – immer unter dem Deckmantel für mehr Effizienz in der Förderung zu werben, versteht sich. Tags zuvor war es Joachim Pfeiffer, Laurenz Meyer und seinen Kollegen aus dem neoliberalen Flügel der CDU sowie aus dem Wirtschaftsministerium von Michael Glos gelungen, ihr neuestes Papier gegen den weiteren Ausbau der Fotovoltaik Industrie in Deutschland u.a. im „Handelsblatt“ prominent zu platzieren.“ Munition für die internen Strategien der Solargegner lieferte ein vom Wirtschaftsministerium beim Rheinisch- Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Auftrag gegebenes Gutachten. Um mehr als 30 Prozent (bislang jährlich fünf Prozent) solle danach die Vergütung für Solarstrom im Jahr 2009 gesenkt werden, schließlich gelte es Überrenditen der (eigentlich nutzlosen) Branche schnell zu beenden. „Ich denke nicht, dass wir den letzten Tropfen Erdöl aus der Erde pressen werden. Es wird vorher Alternativen geben, wie die Verflüssigung von Kohle zum Beispiel. Die Technologie dazu wurde in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland erfunden und stetig weiter entwickelt“, zitiert Remmers Manuel Frondel vom RWI am 19. April 2006 im WDR. Remmers: „Bereits im so genannten dritten Reich sollte die Kohleverflüssigung dazu dienen, genügend Sprit für Panzerspitzen der Wehrmacht zu liefern. Das erwies sich allerdings als fataler Irrglaube. Deutschland hat mittlerweile vielleicht auch aus dieser Erfahrung seine letzte Anlage zur Kohleverflüssigung an China verkauft.“ Und weiter: „Zum Zeitpunkt des Interviews mit dem weitblickenden Herrn Frondel kostete ein Barrel Öl zirka 70 Dollar, im Mai 2008 waren es zeitweilig schon 127 Dollar. Frondels Behauptung steht zudem im krassen Widerspruch zu den aktuellen Einschätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA).“ „Manuel Frondel und seine Denkschule von „Kohleverflüssigung als Alternative zum Öl“ wären als putzig zu betrachten, würden die gleichen Herren vom RWI sich nicht zu Fachleuten gegen die Wind- und Solarenergie erheben“, gibt der Solarpraxis-Vorstandsvorsitzende zu bedenken. Manuel Frondel, Nolan Ritter und Christoph M. Schmidt schrieben die Fotovoltaik nieder, was Remmers in mehreren Nachweisen belegt. „Kein Klimaschutz, keine energiepolitische Bedeutung und eine Branche voller Großverdiener – so verkürzt der Tenor. Verbunden damit auch die Warnung, dass die Einführung der Fotovoltaik Technologie den deutschen Bürger weit über 50 Milliarden Euro kosten würde“, zählt Remmers die Argumente der Gegener auf. Allerdings sei diese „theoretische und sehr diskussionswürdige Berechnung“ (Remmers) am 25. April 2007 von der Zeitschrift Photon mit den Worten „Solarstromförderung summiert sich bis 2010 auf 77 Milliarden Euro/RWI-Studie zur Vergütung liegt deutlich zu niedrig“ überboten worden. Die Photon hätte im RWI offenbar einen „kongenialen Partner für ihre PR-Arbeit zur schnellen Senkung der Vergütungssätze innerhalb des EEG gefunden“, kommentiert Remmers. Die Reaktionen aus der Solarbranche seien prompt gekommen: „RWI? Die sind doch vom RWE bezahlt, das ist doch klar!“ In der Tat ist das Präsidentenamt der „Freunde und Förderer des RWI“ mit einem Ex- Vorstandsvorsitzenden des RWE, mit Dietmar Kuhnt besetzt, worauf auch schon Wolf von Fabeck vom SFV hingewiesen hatte. Noch schwerer allerdings wiegt für Remmers, dessen Solarpraxis AG zusammen mit dem Gentner Verlag die Zeitschrift „Photovoltaik“ herausgibt, das in diesem Zusammenhang an den Tag gelegte Verhalten des Branchenmagazins Photon. Da würden sehr gute Renditen einiger weniger Unternehmen unzulässigerweise auf die Gewinnsituation der gesamten Branche übertragen oder wiederholt der Teufel dramatischer Kosten für die Technologie-Einführung der Fotovoltaik an die Wand gemalt, so Remmers. „Warum macht die Photon das?“, dies dürfte die von großen und kleinen Solarbetrieben am meisten gestellte Frage der vergangenen zwei Jahre sein, so Remmers in seinem Kommentar. Um eine klare Antwort auf die Fragen und Gerüchte drücke sich die Photon. „Vielleicht“, mutmaßt Remmers abschließend, „sind der Photon einfach die vielen tausend kleinen und mittleren Betriebe der Solarbranche egal.“ Insgesamt sei es jedoch „eine brisante Mischung, die es den Gegner der Solartechnik leicht macht, mit den kruden Behauptungen der Photon gegen die Branche zu arbeiten.“ Der komplette Kommentar von Dipl.- Ing. Karl-Heinz Remmers mit zahlreichen Querverweisen und Hintergrundanalysen ist hier nachzulesen. Die Solarpraxis AG wurde 1998 von Dipl.-Ing. Karl-Heinz Remmers und Kay Neubert gegründet. Das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen für die Solarbranche berät Ingenieure, ein Verlag publiziert Fachliteratur, zudem veranstaltet das Unternehmen Kongresse und betreut Kampagnen zu Solarthemen. Seit 2007 gibt die Solarpraxis AG und die Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG die Branchenfachzeitschrift „Photovoltaik. Das Magazin für Profis“ heraus. Das heute über 30 Mitarbeiter starke Team der Solarpraxis AG besteht aus erfahrenen Maschinenbau- und Energietechnikingenieuren sowie Designern und Kommunikationsfachleuten aus den Bereichen der technischen Dokumentation und der Werbung sowie aus dem Verlagswesen. Quelle: Dipl.- Ing. Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender Solarpraxis AG |