Rund 60 Prozent der Energie gehen heute noch verloren
Vom 17. bis zum 19. April diskutierten hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbandswesen im Rahmen des „World Energy Dialogues“ Strategien, wie die Produktion und die Distribution von Energie zukünftig effizienter gestaltet werden kann. Zentraler Punkt war dabei die Effizienzsteigerung bei der Herstellung von Energie. Derzeit gehen noch rund 60 Prozent der Energie ungenutzt verloren. Auch der effiziente Transport war Thema beim „World Energy Dialogue“.
Dass fossile Energieressourcen schon heute knapp sind und zukünftig sogar noch knapper werden ist kein Geheimnis mehr. Diese Entwicklung, die den erneuerbaren Energien in den letzten Jahren – im wahrsten Sinne des Wortes – Aufwind verschafft hat, ist hinlänglich bekannt, heute viel diskutiert und inzwischen großteils auch im öffentlichen Bewusstsein verankert. Alle Welt redet in diesen Tagen vom Klimawandel der „CO2-FootPrint“ eines Unternehmens ist inzwischen schon bei zahlreichen Firmen ein Marketing-Instrument zur Steigerung des eigenen Images und „grüner Strom“ ist längst nicht mehr ausschließlich den Öko-Ideologen vorbehalten.
Doch ein weiterer Aspekt – die effiziente, also die bewusste und sparsame Nutzung der verfügbaren Energie – rückt auf der diesjährigen Hannover Messe zunehmend in den Vordergrund. Erstmals hat die Messe jetzt die Verbesserung der Energieeffizienz zu einem branchenübergreifenden Thema für alle Industriesektoren erklärt und veranstaltet, zusätzlich zur Leitmesse „energy 2007“ auf der sich die erneuerbaren Energie präsentieren, ein Diskussionsforum zum Thema Effizienz.
Im Rahmen des „World Energy Dialogues“ diskutierten vom 17. bis zum 19. April hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbandswesen Strategien, wie die Produktion und die Distribution von Energie zukünftig effizienter gestaltet werden kann. Moderator des dreitägigen Forums war, neben Ex-Umweltminister Klaus Töpfer, der Präsident des World Business Council for Substainable Development, Björn Stigson.
Ein immer wiederkehrender Diskussionspunkt war, neben einer nachhaltigen Verbesserung der Verteilungs- und Zuleitungswege wie sie ABB Vorstandsmitglied Joachim Schneider anregte, die Effizienzsteigerung bei der Herstellung von Energie. Derzeit gingen noch rund 60 Prozent der Energie ungenutzt verloren, erinnerte Wolfgang Schröppel, Vorsitzender des ETG im VDE e.V.. Etwa die Hälfte davon verpuffe bei der Umwandlung von Primär- in Sekundärenergie – etwa bei der Gewinnung von Strom aus fossilen Energieträgern – die andere Hälfte gehe beim Endverbraucher durch zu sorglosen Umgang mit den Ressourcen verloren.
Dieses Beispiel mache deutlich, so Schröppel, welche wirtschaftliche Bedeutung die Energieeffizienz habe. Nach Ansicht des Verbandes seien – durch eine verbesserte Wirtschaftlichkeit bei der Energienutzung – CO2-Einsparungen von rund vier Millionen Tonnen alleine in Europa realisierbar. Und das ohne teure Investitionen, sondern lediglich durch eine verbesserte, effizientere Abstimmung einzelner Produktionsabläufe.
Ähnlich argumentierte auch Joachim Schneider, Vorstandsmitglied der ABB. Als weltweit führender Konzern in der Energie- und Automatentechnik liegt das Hauptaugenmerk für Schneider vor allem in einem schrittweisen Um- und Ausbau der bestehenden Zuleitungsnetze. Energieeffizienz, so unterstrich er, sei ohne eine funktionierende Infrastruktur nicht umsetzbar: „Ohne den Ausbau der Stromnetze wird auch ein Ausbau der regenerativen Energien nicht möglich sein.“
Eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit den Erneuerbaren liegt nämlich darin, den Strom von dort, wo er gewonnen wird, an den Kunden weiterzuleiten. Und das mit möglichst geringen Verlusten. Gerade Energiequellen wie Wind- oder Wasserkraft sind häufig stark an geografische Parameter gebunden. Zudem liegen in der Praxis besonders wind- oder wasserreiche Regionen meist in großer Entfernung zu den Stromabnehmern. Ein Transport ist daher unvermeidlich.
Welche Herausforderungen die Zuleitung von Strom zukünftig stellt, wird auch deutlich, wenn man sich Flächenstaaten wie die USA anschaut. Hier müssen – zwischen Wasserkraftwerken, Windanlagen und Solar-Parks und den jeweiligen Stromverbrauchern – teilweise riesige Distanzen überbrückt werden. Gute Ansätze für einen effizienten Netzbetrieb auch über lange Strecken zeigen sich nach Ansicht von ABB in China. Europa darf hier nicht den Anschluss verlieren, mahnt Schneider.
Quelle: Europressedienst Bonn
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