Klimawandel wird zunehmend als Investitionsrisiko erkannt
Langsam setzt sich die Erkenntnis, dass der Klimawandel nicht nur Natur und Umwelt sondern zugleich den Geldbeutel bedroht, durch. Und zwar auch den Geldbeutel vieler Anleger. „Der Klimawandel ist in den Chefetagen angekommen“ kommentiert der WWF Deutschland diese Beobachtung. 2006 wurde deshalb zum vierten Mal der „Carbon Disclosure Report“ veröffentlicht. Er gibt Auskunft über die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage bei 2.100 Unternehmen über die emissions- und klimabezogenen Risiken und Chancen sowie deren Auswirkungen auf die Unternehmen.
Koordiniert wird die jährliche Umfrage vom „Carbon Disclosure Project“ (CDP), einem Zusammenschluss von insgesamt 225 Investoren, die die Bedeutung von CO2 Emissionen für den Unternehmenswert bewusst und zugleich dem Finanzmarkt Informationen über den CO2-Ausstoß von Unternehmen zugänglich machen wollen. Gemeinsam verwalten diese Investoren wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds ein Vermögen von mehr als 31 Billionen US-Dollar. Der „Carbon Disclosure Report“ Deutschland, der dieses Jahr zum ersten Mal erhoben wurde, soll dokumentieren, ob und wie sich die 200 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland dem Klimawandel stellen.
In deutschen Unternehmen allerdings ist das „Carbon Disclosure Project“ noch wenig bekannt, stellt der Report fest. Nur 32 Prozent der befragten 200 Unternehmen beteiligten sich an der Umfrage. Über die Hälfte der antwortenden Unternehmen ist der Auffassung, dass der Klimawandel sie direkt betreffe. Viele sehen ihre Geschäftstätigkeit zum Beispiel direkt beeinflusst durch die Notwendigkeit, CO2 Emissionen zu begrenzen. Auch potenzielle Klimaveränderungen, die negative Auswirkungen auf Infrastrukturen haben oder zu Änderungen der gegenwärtigen Prozesse führen könnten, werden ebenso wie Verschiebungen im Verbraucherverhalten als Risiko gesehen.
„Inzwischen leugnet kein großes Unternehmen mehr die Bedeutung des Klimawandels in Deutschland, doch über alle Auswirkungen auf ihren jeweiligen Geschäftsbereich sind sie sich längst nicht im Klaren“, kommentiert Mattias Kopp, Finanzreferent beim WWF Deutschland die Ergebnisse des „Carbon Disclosure Report“. Im Allgemeinen erwarteten die antwortenden Unternehmen keinen beträchtlichen Anstieg der physischen Risiken aufgrund des langfristigen Klimawandels. Man gehe von „angemessenem Schutz durch verfügbare entsprechende Versicherungen und Unternehmensstrategien für eine fortwährende Umsetzung von Verfahren zur Vermeidung von Verlusten“ aus. Auch halten die Mehrzahl der Unternehmen Veränderungen der Energiekosten für nur „geringfügig ergebnisrelevant“.
Nach einer groben Schätzung im globalen CDP-Bericht von 2006 werden „derzeit weniger als 0,1 Prozent der Kapitalanlagen so verwaltet, dass das Management von Klimarisiken berücksichtigt wird“. Zwar wachse in Unternehmen der Grad an Verständnis und Aufmerksamkeit, aber dies sei noch nicht ausreichend mit entsprechenden Maßnahmen oder Reduktionsprogrammen unterlegt, so das „Carbon Disclosure Project“. „Solange dies nicht der Fall ist, werden Bewusstseinsbildung und die Veröffentlichung von Informationen allein nicht ausreichen, um Veränderungen in der Dimension und dem Tempo hervorzurufen, die aufgrund der wirklich außerordentlichen Herausforderung erforderlich sind, die der Klimawandel darstellt.“
Deshalb müssten die Unternehmen sich deutlich mehr als bisher darum bemühen, „die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Wettbewerbsfähigkeit und die langfristigen finanziellen Geschäftsergebnisse zu verstehen“. Sie müssten ihre „derzeitigen Geschäftsmodelle und Strategien neu bewerten, um sie besser an die Welt der Zukunft, in der der Ausstoß von Treibhausgasen beschränkt sein wird, anzupassen“. Zu prüfen seien außerdem emissionsarme Ansätze im Rahmen der Betriebsabläufe und der Einsatz innovativer Lösungen. Die Unternehmen sollten darüberhinaus nachweisen, „dass die eigenen Emissionen absolut wie spezifisch reduziert werden“.
Manche sehen in den Notwendigkeiten, die mit dem Klimawandel einhergehen, allerdings auch Chancen. Viele Unternehmen beginnen demnach bereits damit, innovative, emissionsarme oder gänzlich emissionsfreie Technologien zu entwickeln oder einzusetzen. Andere entwickeln Dienstleistungen und Produkte, die Emissionsreduktionen ermöglichen werden. Eine Reihe führender Unternehmen sei bereits jetzt aktiv im Feld der neuen Kohlenstoffmärkte, z.B. Carbon Financing oder Emissionshandel, stellt der Report fest.
Quelle: Carbon Disclosure Project, WWF Deutschland
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