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17.05.2013

Breiter Konsens über Energiewende in Thüringen

Die thüringische Landesregierung hält an ihrem Ziel fest, bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 30 Prozent Erneuerbarer Energien am Thüringer Endenergieverbrauch zu erreichen. „Dieses Ziel ist realistisch, wenn wir bestehende Bremsen endlich lösen“, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) heute beim „2. Thüringer Energiegipfel“ der Landesregierung in Weimar. Über die Notwendigkeit und bisherige konkrete Umsetzung der Energiewende in Thüringen habe es hier einen breiten Konsens gegeben.

Nach dem heute vorgestellten Monitoringbericht der FH Nordhausen zur Energiewende im Freistaat besteht aber vor allem in drei Punkten Nachholbedarf: bei der Steigerung der Energieeffizienz in Industrie und Gewerbe, bei der Senkung des Raumwärmebedarfs in Gebäuden und generell bei der Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien am Strom und Wärmeverbrauch.

Dabei werde – auch aus Kostengründen – künftig der größte Beitrag zur erneuerbaren Energieversorgung von der Windkraft kommen müssen, sagte Professor Viktor Wesselak von der FH Nordhausen. „Wind wird über kurz oder lang die Biomasse als größter regenerativer Energieerzeuger im Strombereich ablösen.“ Der Ausbau der Windenergie sei auch aus Kostengründen bevorzugt voranzutreiben. 

Wirtschaftsminister Machnig plädierte in diesem Zusammenhang erneut für eine moderate Öffnung auch von Waldflächen außerhalb von Schutzgebieten für Windräder. „Es geht lediglich um Einzelfälle, die man nicht von vornherein kategorisch ausschließen sollte“, so der Minister. Das Prinzip müsse lauten: „Windkraft dort, wo die Menschen es wollen. Wenn eine Kommune oder Bürgerinitiative das vor Ort machen will, verstehe ich nicht, warum wir ihr das verwehren sollten.“ Auch der Präsident des Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth, machte deutlich, dass er Windkraft in Waldgebieten für vereinbar mit naturschutzfachlichen Belangen halte. Er verwies zugleich auf die Beispiele anderer Bundesländer.

Bei ihrem 1. Thüringer Energiegipfel im Jahr 2011 hatte sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, einen Anteil von 30 Prozent Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch und von 45 Prozent am Stromverbrauch zu erreichen. Laut Monitoringbericht liegen diese Werte aktuell bei 18,1 bzw. 23,2 Prozent. Um die Ziele in den verbleibenden acht Jahren zu erreichen, sei u.a.

- eine 2,5-fache Stromerzeugung aus Windkraft,
- eine 3,5-fache Stromerzeugung aus Photovoltaik
- ein Drittel mehr Strom aus Biomasse notwendig.

Darüber hinaus müsse die Energieproduktivität in der Wirtschaft um 20 Prozent steigen und der Energieverbrauch insgesamt um acht Prozent sinken. Entscheidend bleibe allerdings der Wärmesektor: Hier muss der Anteil regenerativer Energieträger von derzeit 23,6 auf 33 Prozent erhöht werden – „keine leichte Aufgabe“, wie Professor Wesselak betonte: „Hier entscheidet sich, ob die Energieziele am Ende erreicht werden. Die Landesregierung muss vor allem in diesem Bereich klar Stellung beziehen.“ Denkbare Instrumente sind aus seiner Sicht ein eigenes Thüringer Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (ThEEWärmeG) und eine Solarthermie Initiative zusammen mit der Thüringer Wohnungswirtschaft.

Insgesamt nahmen 80 geladene Gäste von Verbänden, Unternehmen und Institutionen am heutigen 2. Thüringer Energiegipfel teil – darunter Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA); Jochen Flasbarth, Präsident des Bundesumweltamts (UBA); Dr. Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE) sowie Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission GmbH.

UBA-Präsident Flasbarth verwies darauf, dass allein schon aus Klimaschutzgründen „eine faktisch vollständig auf Erneuerbaren Energien basierende Energieversorgung nötig sei“: „Hauptsäule werden in Deutschland dabei die Photovoltaik und die Onshore-Windkraft sein.“ 

BNetzA-Präsident Homann bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Freistaat Thüringen beim Ausbau der Netzinfrastruktur. Er sagte zu, dass die BNetzA auch künftig den intensiven Kontakt zur Landespolitik und den Thüringerinnen und Thüringern suchen werde. 50Hertz-Geschäftsführer Schucht schließlich hob auf die besondere Bedeutung Thüringens für die Energiewende ab: „Neben der Energieeffizienz und dem kontinuierlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien liegt diese insbesondere in der Erschließung von Speicherpotenzialen und im Stromtransport von Nord nach Süd. In beiden Bereichen hat Thüringen eine Vorreiterrolle.“

„Energiepolitik ist das Schlüsselthema dieses Jahrzehnts“, sagte Machnig. Sie sei eine gesamtstaatliche Aufgabe, deren Lösung vor allem eine stärkere Koordination der Länder und eine enge Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen voraussetze. „Thüringen wird sich konstruktiv in diesen Prozess einbringen.“

Quelle: Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie

  

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