Dünnschicht-Photovoltaik muss aufhören, kristalline Photovoltaik zu kopieren
Es besteht immer noch ein großes Potenzial für Dünnschicht Photovoltaik erklärte Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Solarpraxis AG, bei seiner Eröffnungsrede auf dem Thin-Film Industry Forum 2013. Das Industrieforum, das am 16. April 2013 in Berlin stattfand, war der Auftakt für die 5. Photovoltaics Thin-Film Week, die noch bis Donnerstag andauert. Die Konferenz informierte zu neuesten Entwicklungen und Marktchancen im Dünnschicht-Sektor.
Der starke Preisverfall bei kristallinen Modulen hat zu einer großen Konkurrenz und sinkenden Anteilen der Dünnschicht Photovoltaik am Weltmarkt geführt. „Die Dünnschicht-Industrie muss damit aufhören, die kristalline Photovoltaik zu kopieren und ihre Stärken ausspielen“, unterstrich Remmers.
Die Vorteile der Dünnschicht Photovoltaik sahen die Expertinnen und Experten vorrangig im geringeren Gewicht und der Flexibilität der Module, aber auch im niedrigeren Materialverbrauch und der kürzeren Energieamortisation (Energy Payback Time). Stefan de Haan von IHS mahnte, dass wesentliche Verbesserungen dringend notwendig seien, wenn die Dünnschicht Photovoltaik mit der kristallinen Photovoltaik konkurrieren wolle. „Letztendlich geht es immer um Dollar pro Watt und Gewinne“, erklärte de Haan.
Diskutiert wurde auch darüber, inwieweit Nischenmärkte Potenziale für die Dünnschicht Photovoltaik bereithalten und welche hier am besten geeignet seien. Andreas Wade von der Internationalen Dünnschicht-Vereinigung sagte ein signifikantes Wachstum im Bereich der gebäudeintegrierten Photovoltaik Anwendungen (BIPV) voraus. Dies hänge jedoch auch stark von den politischen Rahmenbedingungen ab. Stefan de Haan äußerte sich diesbezüglich skeptisch: „BIPV macht gerade einmal ein bis zwei Prozent des weltweiten Photovoltaik Marktes aus und Bauherren und Architekten bringen dem Thema derzeit noch nicht die nötige Offenheit entgegen.“
Hoffnung, so Prof. Dr. Bernd Rech vom Helmholtz-Zentrum Berlin, mache der im April 2013 verkündete Wirkungsgrad Rekord von 16,1 Prozent von First Solar. Dies sei ein großer Entwicklungsschritt, der schneller gekommen sei als erwartet und auf weitere Fortschritte in den nächsten Jahren hoffen lasse, erklärte Rech. Diese Hoffnung wurde von Ichiro Sugiyama unterstützt, der die Roadmap von Solar Frontier vorstellte. Bis 2015 möchte das Unternehmen einen Wirkungsgrad von 17,8 Prozent erzielen.
Neben dem japanischen Photovoltaik Markt wurden der Status quo und die Aussichten der Maghreb-Region und des Nahen Ostens (MENA) vorgestellt. Laut Karim Asali von Dii stellt die Photovoltaik in den kommenden Jahren einen wesentlichen Pfeiler der Energieversorgung der MENA Region dar, aber auch hier „komme es im Wesentlichen auf die politischen Rahmenbedingungen an“, so Asali.
Mit dem Schwerpunktthema Elektromobilität wurde ein weiterer spannender Markt für die Dünnschicht Photovoltaik präsentiert. Thomas Meißner von der Berliner Agentur für Elektromobilität stellte die Modellregion Berlin-Brandenburg vor, in der derzeit mehr als 150 Projekte zum Thema umgesetzt werden. Zurzeit sind hier rund 1.200 Elektroautos und -LKW unterwegs und können an 220 öffentlichen Ladestationen aufgeladen werden.
Knut Hechtfischer von ubitricity präsentierte den innovativen Ansatz seines Unternehmens. Statt teurer herkömmlicher Ladestationen setzt ubitricity auf Mobile Metering Technologie als Teil des Ladekabels oder des Fahrzeugs. So können, statt für mehr als 2.500 Euro neue Ladestationen mit Zähltechnik neu bauen zu müssen, beispielsweise Straßenlaternen kostengünstig umgerüstet werden.
Organisiert wurde das Thin-Film Industry Forum 2013 von der Solarpraxis, einem der führenden Wissensdienstleister der Erneuerbaren-Energien-Branche und Veranstalter von jährlich rund zwanzig Konferenzen und Expertenworkshops.
Quelle: Solarpraxis AG
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