Photovoltaik: Vorsichtiger Optimismus in Shanghai
China scheint entschlossen, Photovoltaik als wichtige Erneuerbare Energie zu fördern. Dies war ein Schwerpunktthema der diesjährigen Konferenz „PV Project Implementation Conference – China“ am 18. März 2013 in Shanghai. Die Veranstaltung war Teil der Solarcon China 2013 und wurde vom Berliner Wissensdienstleister Solarpraxis AG und SEMI China organisiert. Der Fokus lag auf großen Photovoltaik Anlagen - von Freiland- bis hin zu Aufdachanlagen.
Bohua Wang, Generalsekretär von Chinas größtem PV-Industrieverband, der China Photovoltaic Industry Alliance, sprach in seiner Eröffnungsrede vielen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Seele. Trotz „rauer Bedingungen in den Übersee-Märkten“ aufgrund der gegen chinesische Hersteller gerichteten bestehenden Anti-Dumping- und Anti-Subventionsverfahren, ist er „angesichts der von der chinesischen Regierung aktuell präsentierten Maßnahmen für dieses Jahr vorsichtig optimistisch.“ Anstatt jedoch die ehrgeizigen Ausbauziele der chinesischen Regierung von zehn Gigawatt (GW) für dieses Jahr zu bestätigen, hält Wang acht Gigawatt an neuen Photovoltaik Installationen in diesem Jahr für realistisch.
Auch Wang Hai Sheng, Chief Analyst bei Minsheng Securities, geht von einem Zubau von acht GW aus, von denen drei GW aus Projekten des Förderprogramms „Golden Sun“ stammen sollen. Golden Sun-Projekte sind noch immer die profitabelsten Solarprojekte in China. Die interne Rendite beträgt 19,1 Prozent - verglichen mit 12 Prozent für große Freilandanlagen und lediglich 5,7 Prozent für Aufdachanlagen, die auch den Eigenbedarf abdecken. Wang geht davon aus, dass große Freilandanlagen fünfzig Prozent der Neuinstallationen von 2013 ausmachen, während Aufdachanlagen, die auch den Eigenbedarf abdecken, nur insgesamt ein GW ausmachen wird.
Chinas Politik hat offensichtlich noch einiges vor und es ist davon auszugehen, dass Eigenbedarfs-Aufdachanlagen höchstwahrscheinlich im Frühjahr oder Sommer neue Unterstützung von Seiten der Politik erhalten wird. Auf der anderen Seite sagt Wang dem Golden Sun-Förderprogramm keine goldene Zukunft voraus. Nach dem Minsheng Securities Analysten, „ist es sehr wahrscheinlich, dass Golden Sun bald gestrichen wird.“
Doch eine Streichung bedeutet nicht, dass „Golden Sun“ nicht in der einen oder anderen Form weiterleben wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Förderung im Vorfeld eines Projekts durch eine Förderung über die Lebensdauer eines Projektes ersetzt wird. Dadurch wird eher eine nachhaltige Photovoltaik Entwicklung gefördert als eine, die sich auf die Vorabzahlung eines Zuschusses fokussiert.
Gleiches gilt derzeit für Chinas größten Photovoltaik Hersteller Suntech, der sehr wahrscheinlich in naher Zukunft insolvent gehen wird. Daraus wird das Unternehmen jedoch vermutlich kleiner und mit einer wesentlich geringeren Produktionskapazität, aber selbstverständlich auch mit wesentlich weniger Schulden, hervorgehen.
Im Rahmen der Konferenz sprach pv magazine mit Alex Zhu, Senior Director, Global Product Management von Suntech, der offen gestand, dass die Insolvenz von Suntech eine „gute Sache“ sei. Zhu geht davon aus, dass die Situation von Suntech innerhalb eines Monats geregelt sein und die Insolvenz zu einem schlankeren und damit wettbewerbsfähigeren Unternehmen führen wird.
Nach Bohua Wang hängt der Erfolg, Chinas Solarenergie voranzutreiben, davon ab, „wie effektiv und schnell die neuen politischen Vorgaben umgesetzt werden“. Wenn diese umgesetzt werden, sieht Wang eine „gesunde Entwicklung“ auf dem Photovoltaik Markt in China voraus. Die gesunde und nachhaltige Entwicklung von Chinas Photovoltaik Markt war auch das Thema des zweiten Keynote-Redners Walt Cheng von Dupont Electronics & Communications. Es sei entscheidend, nicht an Qualität zu geizen, sondern den Wert von Materialien, die die langfristige Leistung und Zuverlässigkeit von Photovoltaik Anlagen sichern, zu erkennen (und auch dafür zu bezahlen), erklärte er.
Junyin Gu, Geschäftsführer des Shanghaier Mikro-Wechselrichter-Herstellers Involar Corporation begrüßte, dass die Konferenz auf die Themen Anlagen und Netzintegration abzielte anstatt lediglich auf Module und Balance of System (BOS)-Komponenten wie es noch vor einigen Jahren bei Konferenzen dieser Art der Fall war. Die Photovoltaik Industrie werde erwachsen und erkenne zunehmend, dass sie Kraftwerke baue, die einen wichtigen Bestandteil des Energienetzes und des Energiemixes des Landes bilden.
Die Produktion von „netzfreundlichem“ Strom ist für China und andere Märkte mit einem wachsenden Anteil an Photovoltaik eine große Herausforderung. Mit zwei von fünf Sessions nahm dieses Thema bei der Konferenz deshalb eine zentrale Stelle ein. Unweit von Shanghai sammelt die benachbarte Provinz Jiangsu große Datenmengen über ihre mittleren und großen Solaranlagen, um „Stromqualitätsthemen“ besser zu verstehen und die Integration von Solarenergie in das Stromnetz zu verbessern. Yuan Xiao Dong, Geschäftsführer des Energiequalitätsbüros vom Jiangsus Stromversorger beeindruckte sein Publikum mit Jiangsus Plan, bis 2015 eine kumulierte PV-Leistung von zwei GW zu erreichen (bis Ende 2012 hatte Jiangsu 450 Megawatt PV-Energie installiert).
China scheint entschlossen, Photovoltaik als wichtige Erneuerbare Energie zu fördern. Dies sind gute Voraussetzungen für eine Konferenz wie die Project Implementation Conference - China, die sich zum Ziel gesetzt hat, Best Practice bei großen Solaranlagen in China und in Übersee-Märkten zu fördern.
Weitere Informationen zur Konferenz: www.solarpraxis.de/en/conferences/pv-project-implementation-china-2013/allgemeine-informationen/
Quelle: Solarpraxis AG
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