Solar Millennium AG: Mit Hochdruck an Lösungen arbeiten
Der vorläufige Insolvenzverwalter der Solar Millennium AG, Volker Böhm, hält den Geschäftsbetrieb des insolventen Erlanger Unternehmens aufrecht, um eine Investorenlösung zu ermöglichen. Böhms Ziel ist es, die Projektgesellschaften als Paket oder einzeln an einen oder mehrere Investoren zu veräußern. Dieses Vorhaben schließt die amerikanische Tochtergesellschaft „Solar Trust“ sowie die weiteren Unternehmensbeteiligungen mit ein.
Die Solar Millennium AG projektiert und finanziert weltweit Solarkraftwerke. „Solar Millennium verfügt mit seinem international erfahrenen Projektentwicklungs-Team über erhebliches Know-how“, betonte Böhm am 05. Januar 2012 in Erlangen am Sitz des Unternehmens. Böhm hat die Unternehmensberatung Deloitte mit der Investorensuche beauftragt. „Der nun beginnende Investorenprozess wird es ermöglichen, den Wert der vorhandenen Projekte und Beteiligungen nach den Maßstäben des Marktes zu ermitteln.“
Eine besondere Herausforderung im Verkaufsprozess bilde die heterogene Struktur des Unternehmens-Portfolios, heißt es in der Pressemitteilung des Insolvenzverwalters. Solar Millennium unterhalte insgesamt rund 60 Projektgesellschaften und Beteiligungen an Unternehmen in zahlreichen Ländern weltweit, v.a. in Deutschland, den USA und Spanien, aber auch in Ländern wie Israel, Marokko, Türkei und Ägypten, wobei die zugrunde liegenden Verträge überwiegend nach jeweils nationalem Recht geschlossen worden seien. Die Projekte befänden sich überwiegend in sehr frühen Entwicklungsstadien: Nur ein Kraftwerk sei bereits fertig gestellt; ein weiteres befinde sich in Bau.
Zudem würden die Projekte gemeinsam mit industriellen Partnern umgesetzt. Dies bedeutet nach Angaben des Insolvenzverwalters, dass die Weiterführung oder der Verkauf für jede Gesellschaft einzeln verhandelt werden muss, und das mit einer Vielzahl von Partnern. Hinzu komme, dass bei einzelnen Gesellschaften die Möglichkeit bestehe, dass die anderen Gesellschafter infolge des Insolvenzverfahrens berechtigt sind, die Geschäftsanteile der Solar Millennium AG einzuziehen. Dies alles, so Böhm, mache das Ziel, die Projekte zu erhalten, nicht einfacher. Insolvenzverwalter-Team und Unternehmensmitarbeiter arbeiteten aber mit Hochdruck an Lösungen.
Die Lohn- und Gehaltszahlungen der 60 von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate, also einschließlich Februar 2012, gesichert, heißt es in der Pressemitteilung weiter. In den Solar Millennium-Projektgesellschaften und -beteiligungen sind noch einmal rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Diese Gesellschaften sind zurzeit nicht von Insolvenz betroffen.
Inwieweit die Anlegerinnen und Anleger damit rechnen können, wenigstens einen Teil ihres Geldes zurück zu erhalten, hänge von der Form ihres Investments ab, so der Insolvenzverwalter: Ein Großteil der Projekte hat die Solar Millennium u.a. über fünf so genannte Inhaber-Teilschuldverschreibungen in einem Anleihevolumen von knapp 227 Millionen Euro finanziert. Diese Teilschuldverschreibungen wurden nach aktuellem Stand von rund 16.000 Anlegerinnen und Anlegern erworben, die damit direkt in die AG investiert haben. Die Inhaber dieser Teilschuldverschreibungen sind damit Gläubiger im Insolvenzverfahren und erhalten mit Abschluss des Insolvenzverfahrens die gleiche Quote wie alle anderen unbesicherten Gläubiger auch. Dazu müssen sie ihre Forderung beim Insolvenzverwalter anmelden, aber erst nach Verfahrenseröffnung, die voraussichtlich im März 2012 erfolgen wird. Wie hoch die Quote sein wird, lässt sich laut Insolvenzverwalter heute noch nicht prognostizieren.
Zusätzlich hat die Solar Millennium AG zur Finanzierung von zwei Projekten geschlossene Fonds aufgelegt. Hierbei handelt es sich um die „Andasol Fonds GmbH & Co. KG“ und die „Ibersol Fonds GmbH & Co. KG“. Die gesellschaftsrechtlichen Strukturen der beiden Fonds sind weitestgehend identisch. Beide Fonds haben nicht Insolvenz angemeldet und sind rechtlich selbständige Gesellschaften. Das bedeutet: Anlegerinnen und Anleger, die Fonds-Beteiligungen erworben haben, sind Kommanditisten der jeweiligen Fonds-Gesellschaft und damit nicht unmittelbar Gläubiger der Solar Millennium AG.
Das Andasol-Projekt (rd. 48 Millionen Euro eingesammeltes Kapital; 3.569 Anteilseigner) ist bereits abgeschlossen; das Kraftwerk hat vor kurzem mit der Stromerzeugung begonnen. Der Ibersol-Fonds (rd. 6,6 Millionen Euro eingesammeltes Kapital; 537 Anteilseigner) wurde hingegen noch vor Insolvenzantragstellung vorzeitig beendet. Die bislang eingesammelten Gelder wurden auf einem Treuhandkonto hinterlegt und sollen nach einer entsprechenden Beschlussfassung der Ibersol Fonds GmbH & Co. KG im Rahmen einer Rückabwicklung des Fonds wieder an die Fondsgläubiger ausgezahlt werden, so der Insolvenzverwalter. Die Rückabwicklung wird jedoch nicht von der Solar Millennium AG vorgenommen, sondern von der Fonds-Gesellschaft selbst. Die Anteilseigner werden von ihrem Fonds gesondert unterrichtet.
Für die rund 14.000 Aktionärinnen und Aktionäre der Solar Millennium AG sieht die Situation laut Insolvenzverwalter dagegen anders aus. Als Gesellschafter der AG hätten sie in einem Insolvenzverfahren erst Anspruch auf Zahlungen, wenn die Forderungen aller Gläubiger zu 100 Prozent befriedigt wären. Für alternative Lösungen wie ein Insolvenzplanverfahren gebe es zurzeit keine Ansatzpunkte.
Bezüglich der wiederholt geäußerten Vorwürfe gegen das Unternehmen wies Böhm darauf hin, dass es zu seinen Aufgaben gehört, mögliche Schadenersatzansprüche gegen Verantwortliche zu prüfen und durchzusetzen. Zurzeit stehe aber im Vordergrund, das Unternehmen und die vorhandenen Werte zu sichern.
Quelle: Solar Millennium AG, Insolvenzverwalter
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