„Kati“ und Kolleginnen gehen mit Solar-Rucksack auf Reise
Der NABU hat erstmals drei Brandgänse der Wattenmeerküste Schleswig-Holsteins mit Satellitensendern ausgestattet, deren Strom aus Photovoltaik stammt. Die weiblichen Tiere, die die 30 Gramm leichten solar betriebenen Sender wie Rucksäcke auf dem Rücken tragen, werden sich voraussichtlich in den nächsten Tagen auf den Weg in ihr Mausergebiet im Wattenmeer begeben. Durch den Solarsender können Wissenschaftler/innen des NABU und des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Tiere ganzjährig bis auf wenige Meter genau orten.
Der NABU und das FTZ können so wertvolle Informationen darüber sammeln, warum die Brut- und Mauserbestände der Brandgans seit der Jahrtausendwende um dreißig bis vierzig Prozent abgenommen haben. Auf der Internetseite www.NABU.de/brandgansforschung kann man die Reise der „Sendergänse“ live verfolgen.
Die drei Brandgänse, die auf die Namen Tonja, Kati und Diva getauft wurden, wurden im Beltringharder Koog nördlich von Husum und im Bereich der vom NABU Schleswig-Holstein betreuten Eidermündung besendert, heißt es in einer NABU-Pressemitteilung. Demnach registrieren ihre Sender stündlich die Koordinaten der Tiere und schicken diese alle drei Tage an einen Satelliten, der die Daten wiederum an eine Bodenstation weiterleitet. Das Michael-Otto-Institut im NABU und das FTZ können diese Informationen über das Internet abrufen.
Die Sender können mehrere Jahre aktiv bleiben und behindern die Vögel weder beim Fliegen noch bei der Aufzucht der Jungtiere. Sie sind laut NABU 30 Gramm schwer und werden mit Hilfe einer Teflonschnur als „Rucksack“ auf dem Rücken der Tiere angebracht. Mit Hilfe der Satelliten des „Global Positioning Systems“ (GPS) wird im regelmäßigen Abstand die Position der Brandgans vom Sender aufgezeichnet und zwischengespeichert. Die Genauigkeit der so ermittelten Positionen liegt bei etwa 15 Metern. Diese Daten werden zweimal wöchentlich per Satellit übertragen und abgerufen.
Rund zehn Prozent der europäischen Brandgänse brüten im deutschen Wattenmeer. Im Spätsommer versammeln sich vor allem in der Elbmündung bis zu 200.000 Tiere zur Mauser. „Dies entspricht rund der Hälfte des weltweiten Bestands des Vogels“, erläutert Hermann Hötker vom Michael-Otto-Institut im NABU. Warum die Bestände eines der bekanntesten Wattenmeervögel so rapide abnehmen, ist bisher unklar.
Von der Satellitentelemetrie erhoffen sich die Wissenschaftler Antworten auf eine Vielzahl naturschutzrelevanter Fragen, wie dem Einfluss von Störungen und wie verschiedene Aufenthaltsgebiete der Tiere miteinander in Beziehung stehen. Spannend ist hierbei, ob alle drei besenderten Tiere in die Elbmündung ziehen werden, oder ob auch alternative Mausergebiete genutzt werden.
„Die so gewonnenen Daten können die Erkenntnisse großräumiger Zählungen, die von staatlichen Stellen organisiert werden, sinnvoll ergänzen“, erklärt Hötker. Die Sender wurden vom NABU Club, einem Zusammenschluss besonderer Förderer und Freunde des NABU, finanziert.
Die Reise der Brandgänse sowie weitere Informationen zu dem Projekt unter www.NABU.de/brandgansforschung
Quelle: Naturschutzbund Deutschland e.V.
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