„Stromrebellin“ erhält Nobelpreis des Umweltschutzes
Ursula Sladek gründete die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), das erste bürgereigene Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, und liefert ihren Kundinnen und Kunden seit 1999 atomstromfreien und klimafreundlichen Strom Das „Modell Schönau“ ist bundesweit ein Vorbild für dezentrale Stromversorgung geworden. Für ihren bedeutenden Beitrag zur Demokratisierung der Stromversorgung erhielt Ursula Sladek den Goldman Environmental Prize, einen der wichtigsten Umweltpreise weltweit.
Das Engagement von Ursula Sladek für eine nachhaltige Energieversorgung begann nach dem Unglück in Tschernobyl im Jahr 1986. Wie viele andere auch sorgte sich die Mutter von fünf Kindern um die Sicherheit und Zukunft ihrer jungen Familie. Die Stromversorgung lag damals in der Hand weniger Monopolanbieter, die den Strom aus Atomkraft und fossilen Brennstoffen bezogen. Zehn Jahre nach dem Reaktorunglück nutzten die „Stromrebellen“ in Schönau eine einmalige Gelegenheit: Der Vertrag zwischen der Stadt Schönau und dem regionalen Stromnetzbetreiber KWR für die Nutzung des Stromnetzes sollte erneuert werden.
Ursula Sladek und ihre Mitstreiter/innen brachten zusammen mit vielen Unterstützern das Geld für den Stromnetzkauf auf und bewirkten in zwei umkämpften Bürgerentscheiden, dass das Stromnetz in Schönau von der Bürgerinitiative übernommen werden konnte. Ursula Sladek gründete die erste bürgereigene Stromnetzbetreiberin, die EWS. Erstmalig in Deutschland bezogen Verbraucher/innen nun Energie ohne Atom- und Kohlestrom.
Bis heute ist Ursula Sladek Geschäftsführerin der EWS. Das Unternehmen, das anfänglich 1.700 Kundinnen und Kunden zählte, beliefert inzwischen mehr als 100.000 Privathaushalte, Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen bundesweit mit 400 Millionen Kilowatt Stunden Ökostrom Die Genossenschaft gehört über 1.000 Teilhaber/innen, die Gewinne des Unternehmens werden in grüne Stromanlagen wie Solar- und Wasserkraftwerke investiert.
Die EWS fördert private Energieerzeugung durch regenerative Kraftwerke und unterstützt energieeffiziente Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung Ursula Sladek berät und ermutigt Kommunen dabei, ihr eigenes regionales Stromnetz aufzubauen. Wie in Schönau sollen die Bürgerinnen und Bürger eingebunden und gemeinsam mit Kommunen und Bürger/innen neue Modelle der Energieversorgung entwickeln werden.
„Ursula Sladek ist eine herausragende Sozialunternehmerin und hat mit ihrer Pionierarbeit bewiesen, dass Stromversorgung bürgereigen und dezentral organisiert werden kann. Sie ist bis heute Vorbild und treibende Kraft für demokratische und ökologische Energiekonzepte“, erläutert Michael Vollmann von Ashoka Deutschland. Ashoka hatte Ursula Sladek wegen ihres unerschrockenen Engagements gegen die eingefahrenen Strukturen in der Stromwirtschaft für den Goldman Environmental Prize vorgeschlagen.
Der mit 150.000 US-Dollar dotierte Preis ist weltweit einer der bedeutendsten Umweltschutzpreise, er gilt als Nobelpreis des Umweltschutzes. Er wird jedes Jahr an sechs Preisträger aus sechs Kontinenten vergeben, die für den Umweltschutz ein besonderes persönliches Risiko eingegangen sind. In diesem Jahr erhält ihn in seiner 22-jährigen Geschichte zum zweiten Mal überhaupt eine deutsche Preisträgerin.
Quelle: Elektrizitätswerke Schönau
|