Dreißig Jahre Bewusstseinsbildung
Manche Themen brauchen einfach ihre Zeit, um im Bewusstsein der Menschen anzukommen. Manchmal braucht es auch die eine oder andere drastische Erfahrung. Leider. Dreißig Jahre ist es her, dass in Deutschland erstmals der „Tag der Umwelt“ begangen wurde. Am 5. Juni 2006 ist es wieder soweit.
Es war am 5. Juni 1972 in Stockholm, als die Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt eröffnet wurde. Im Jahr 1976 entschloss sich dann die 6. Bund-Länder-Umweltminister-Konferenz dazu, den jährlichen „Tag der Umwelt“ auch in der Bundesrepublik Deutschland zu begehen. Seither wird jedes Jahr am 5. Juni mit Veranstaltungen und Aktionen auf unterschiedliche Problemstellungen im Bereich Umwelt hingewiesen. Ziel ist letztlich die Förderung eines breiten Umweltbewusstseins und die Motivation der Menschen zu mehr Umweltschutz.
Was soll so ein einzelner Aktionstag schon bringen?, wird sich mancher über die Jahre schon gedacht haben. Und auch das Umweltbundesamt räumt zum Thema „Tag der Umwelt“ ein, dass er über die Jahrzehnte „vielfältige Veränderungen, wechselnde Akteure und unterschiedliche Einschätzungen seiner Bedeutung erlebt“ hat. Doch wirft man einen Blick auf die Liste der einzelnen Jahresthemen, erhält man unverhofft eine Antwort auf die Frage, ob ein einzelner Aktionstag etwas bewirken kann.
Ab 1978 erhielt der internationale Aktionstag jedes Jahr ein zentrales Motto. Ging es anfangs noch um „Umweltschutz zu Hause“ (1983) oder „Freizeit gestalten – Umwelt erhalten“ (1988), wurde es im Laufe der Jahrzehnte doch konkreter und auch weitsichtiger. „Unser Klima – schützt, was uns schützt" (1992) oder ,,Umweltvorsorge - Heute für morgen handeln" (1996) zeigen, dass sich das Umweltbewusstsein verändert und langsam über den eigenen Tellerrand hinaus weist. Fast schon legendär das Motto von 1997: „Global denken – lokal handeln“.
Nachhaltigkeit und Fragen zur Zukunft begleiteten dann die Jahrtausendwende: „Nachhaltige Entwicklung - Der Weg in das 21. Jahrhundert“ etwa lautete das Thema im Jahr 2000. Und 2004 kamen dann auch die erneuerbaren Energien und die Globalisierung aufs Thementablett: „Erneuerbare Energien - für Klimaschutz und Arbeitsplätze“ hieß es 2004 und 2005 „Globalisierung ökologisch gerecht gestalten“.
Über die Jahrzehnte betrachtet, steht dieses Zeitdokument also auch für den tatsächlichen Bewusstseinswandel, der zum Thema Umwelt in unser aller Köpfe stattgefunden hat. Auch wenn der sicherlich nicht von und an einem einzigen Tag im Jahr ausgelöst wurde.
Ob wir uns heute allerdings über Schadstoffe in der Luft oder in Produkten solche Gedanken machen würden, wie wir es tun, ob wir Müll trennen würden oder Rußpartikelfilter gesetzlich vorgeschrieben hätten, wissen wir nicht. Wir wissen nicht, ob wir Vorreiter in Sachen Windkraft und Förderung erneuerbarer Energien geworden wären und ob es überhaupt je einen Gedanken an Kyoto gegeben hätte. Klar, ein einzelner Tag bewirkt möglicherweise gar nichts. Aber viele einzelne Tage? Und daraus entstehende oder entstandene Initiativen und Gruppierungen? Und konkrete Maßnahmen?
Steter Tropfen höhlt bekanntlich doch den Stein. Ob wir noch genügend Zeit dafür haben, weiß allerdings niemand.
Quelle: Umweltbundesamt (UBA)
Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de
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