Artikel vom 23.04.2013, Druckdatum 15.11.2024

Erneuerbare Energien auch ohne EEG: Solarthermie überzeugt mit Effizienz

Ein ganzes Dorf heizt mit Bioenergie – und das ganz ohne Zuschüsse über das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG). In Büsingen im Landkreis Konstanz zählte bei der Auswahl der Anlagen ausschließlich die Energieeffizienz, deshalb fiel die Entscheidung auf eine Anlagenkombination aus Solarthermie und Biomasse Ab sofort wird gebaut und zukünftig wird im Sommer ein Großteil der Wärme für das Büsinger Nahwärmenetz mittels solarthermischer Großanlage erzeugt.

Büsingen befindet sich in einer besonderen Lage: Der Ort gehört zwar zu deutschem Hoheitsgebiet, ist jedoch Teil der Schweizer Wirtschaftszone. Aus diesem Grund gelten hier teilweise andere Gesetze – unter anderem gilt hier das EEG nicht. Ein Nachteil, der sich nun sogar bezahlt macht, denn Auftraggeber solarcomplex hat die Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien in Büsingen ausschließlich nach der Energieeffizienz der eingesetzten Anlagen geplant. Und diese ist bei der Solarthermie viermal höher als bei der geförderten Photovoltaik  

Detlev Seidler, Projektverantwortlicher bei Ritter XL Solar, Partner bei diesem Projekt: „Oft können solche Systeme mit den durch das EEG geförderten preislich nicht mithalten, obwohl sie effizienter sind. In Büsingen haben wir diesen Nachteil nicht und sind dadurch mit der Solarthermie und unseren hocheffizienten Vakuum-Röhrenkollektoren erste Wahl.“

Die Wärmeerzeuger in Büsingen sind für ihre jeweiligen Zwecke individuell ausgelegt und optimal kombiniert, damit immer die größtmögliche Effizienz erreicht werden kann. So werden für die solarthermische Versorgung Module mit insgesamt 1.090 Quadratmeter Kollektorfläche eingesetzt, größtenteils auf einer Freifläche neben der Heizzentrale – ein neuer Ansatz für die Wärmeversorgung in Deutschland. Wegen der viermal höheren Effizienz der Solarthermie Module konnte dabei eine entsprechend kleinere Fläche eingeplant werden. In den Sommermonaten übernimmt die Solarthermie Anlage vorrangig die Energieversorgung, in den Übergangszeiten unterstützt sie die Biomasseanlage. Auf diese Weise werden die Betriebskosten der Biomasseanlage gesenkt und die Lebensdauer der zwei Biomassekessel von je 900 und 450 kW deutlich verlängert, weil die Kessel nicht durchgehend in Betrieb sind.

Da die Wärme einen Anteil von 47 Prozent am Gesamtenergiebedarf in Deutschland einnimmt und somit der größte Teil der Energiekosten der Haushalte für das Heizen aufgewendet wird, sieht Detlev Seidler für kosteneffiziente, regenerative Energien wie die Solarthermie in Städten und Gemeinden großes Potenzial: „Nach der Energiewende auf dem Strommarkt möchten wir mit der Solarthermie auch am Wärmemarkt eine Energiewende anstoßen.“ Der Vorteil liegt neben der Primärenergie Ersparnis und damit niedrigeren Kosten auch darin, dass die regionale Wirtschaft unterstützt wird, beispielsweise durch die Verwendung von Brennmaterialien aus der Region und die Einbindung von regionalen Lieferanten und Handwerksbetrieben für Installation und Wartung. Die Bioenergiedörfer, die solarcomplex baut, sind ein erfolgreiches Konzept, den Bereich „Wärme“ mit dem größten Endenergiebedarf alternativ und regional zu versorgen. 

Bene Müller, Vorstand solarcomplex AG dazu: „Es ist Unfug, im Sommerhalbjahr Gas, Öl oder auch Biomasse für die Bereitstellung von Niedertemperaturwärme zu verbrennen. Wir haben genug freie Umgebungsenergie in Form direkter Solarstrahlung und die muss man nutzen, wo immer das geht. Die Flächeneffizienz der Solarthermie ist gegenüber Biomasse um rund einen Faktor 60 besser und es ist absehbar, dass schon bald auch die Kosten pro Kilowattstunde günstiger sein werden. Was zukünftige technische, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Energiebereich angeht, ist manches unklar. Eines aber steht fest: Die Sonnenenergie selbst wird immer umsonst sein. Dieses Geschenk der Natur wollen wir nutzen.“ 

Quelle: Ritter XL Solar GmbH

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