Artikel vom 12.10.2012, Druckdatum 15.11.2024

Fossile Brennstoffe größtes Risiko für steigende Energiepreise

„Erstens, die Kosten für die Wärmeversorgung mit fossilem Heizöl sind fünf Mal so stark gestiegen wie die Stromkosten. Zweitens, bei den Stromkosten ist das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) nicht der größte Preistreiber“, kommentiert Schleswig-Holsteins Energiewendestaatssekretärin Ingrid Nestle einen in ihrem Hause erstellten Bericht zur Strompreisentwicklung. Als größtes Risiko für steigende Energiepreise identifiziert der Bericht die Abhängigkeit von sich verknappenden fossilen Brennstoffen.

So stiegen die Preise für Heizöl von 1988 bis 2012 um 280 Prozent, bei Gas um 110 Prozent und bei Strom um 50 Prozent. Folglich ist vor allem Wärme teurer geworden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat einen vergleichsweise geringen Anteil von weniger als einem Drittel (29 Prozent) am Strompreisanstieg.

Die Energiewende sei nicht zum Nulltarif zu haben, aber viel preiswerter als ein Festhalten am Status Quo. „Ein gewisser Anstieg der Strom und Energiepreise ist unumgänglich“, sagte Energiewendestaatssekretärin Ingrid Nestle. „Aber wir müssen auf die Erneuerbaren umsteigen, wenn wir nicht von den immer knapper werdenden fossilen Ressourcen abhängig bleiben wollen. Hierfür brauchen wir den günstigen Windstrom aus dem Norden.“ Eine Begrenzung wie teilweise gefordert sei deshalb Unsinn.

Die schleswig-holsteinische Landesregierung will sich konstruktiv an Diskussionen über eine Reform des Energiemarktes und des EEG beteiligen. Das Gesamtziel einer ambitionierten Energiewende müsse dabei im Mittelpunkt stehen. Um Privathaushalte und kleine Betriebe zu entlasten, setze sich die Landesregierung dafür ein, benötigte Vergünstigungen für besonders energieintensive und international im Wettbewerb stehende Industrieunternehmen zielgerichteter auszugestalten. Die EEG Umlage soll solidarisch getragen werden.

Der Bericht befasst sich außerdem mit den Anteilen der Energiekosten an den Haushaltskosten, den Auswirkungen der Kostenentwicklung auf einkommensschwache Haushalte und Maßnahmen zur Energieeinsparung. „Besonders betroffen von ansteigenden Energiepreisen sind Geringverdiener ohne Transferleistungen. Bei ihnen schlägt der drastische Anstieg bei den Kosten für fossile Heizkosten voll zu Buche“, so Nestle weiter.

Die schleswig-holsteinische Landesregierung unterstütze deshalb höhere Standards bei der energetischen Sanierung von Gebäuden besonders im Bereich Wohnraumförderung. So könne das Einsparpotenzial bei Wärmekosten genutzt werden. Auch durch Beratungsangebote an Kommunen und eine verstärkte Fokussierung auf das Konzept der „Quartierssanierung“ soll die Abhängigkeit von den fossilen Heizträgern systematisch reduziert werden.

Um die Steigerung von Strompreisen aufzufangen, müsse Energieeffizienz stärker in den Vordergrund rücken. „In vielen Haushalten gibt es noch erhebliche Einsparpotenziale. Ein Strompreisanstieg um 20-25 Prozent kann meist aufgefangen werden, da Einsparungen in gleicher Größenordnung möglich sind.“ Um das voranzutreiben, will die Landesregierung unter anderem Programme für Energieberatung von Haushalten unterstützen und in der kommenden EU-Förderperiode (ab 2014) verstärkt Mittel für die Flankierung der Energiewende einsetzen.
 
„Bundesumweltminister Altmaier ist in der Pflicht, nach seinen jünsten Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen“, so Nestle. Der Bund müsse einen Energieeffizienzfonds auflegen, damit insbesondere einkommensschwache Haushalte stromintensive Haushaltsgeräte austauschen können, forderte die Staatssekretärin. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch Vertrags- oder Lieferantenwechsel außerdem oft viel Geld sparen.

Stromkosten nehmen 2,2 Prozent der Ausgaben eines durchschnittlichen Haushaltes ein. Die EEG Umlage, mit der die Kosten der Förderung der erneuerbaren Energien im Zuge des EEG anteilig den Strombeziehern angelastet werden, beträgt aktuell 3,59 ct/kWh und damit 0,3 Prozent der Ausgaben eines Durchschnittshaushaltes. Für 2013 wird eine Erhöhung auf gut 5 Cent erwartet.

Quelle: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein
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