Artikel vom 13.07.2011, Druckdatum 15.11.2024 | |
Öko-Institut: Wie Politik zum nachhaltigen Wohnen motivieren kann Schlecht isolierte Wohnhäuser und veraltete Heizungen: Der Bereich Wohnen ist mit 40 Prozent des EU-Energieverbrauchs und 36 Prozent der CO2 Emissionen der größte Verursacher von Treibhausgasen durch private Haushalte in Europa. Aber auch ineffiziente Haushaltsgeräte und Klimaanlagen verursachen Umweltprobleme durch ihren hohen Stromverbrauch. Dagegen helfen vor allem die energetische Sanierung der Gebäude, der Wechsel zu Heizungen mit Erneuerbaren Energien sowie eine bessere Verbraucherberatung zu Energiefragen. Ein Bündel an Politikmaßnahmen, das auf Bewährtes setzt und Verbesserungen der einzelnen Förderungs- und Regulierungsinstrumente bewirkt, könnte, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts, bis zu 400 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bis zum Jahr 2030 einsparen. Dabei sollten sowohl die EU als auch nationale Entscheidungsträger verstärkt auf „harte“ gesetzliche Regelungen wie zum Beispiel eine progressive Energiesteuer und klare Verbrauchsobergrenzen sowie die Miteinbeziehung von Energieunternehmen beim Erreichen von Einsparzielen setzen. Zu diesem Schluss kommen die Expert/innen im Rahmen des Forschungsprojekts „EUPOPP – Policies to Promote Sustainable Consumption Patterns“. Kernaufgabe von EUPOPP war es, Lösungen und Strategien für den Konsum mit Blick auf Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz zu entwickeln. Der Fokus lag dabei auf den Themen Ernährung sowie Bauen/Wohnen. Letzterer stand in den vergangenen zwei Jahrzehnten sowohl in der Forschung als auch in der Politik ganz oben auf der Agenda. Trotz großer Fortschritte in diesem Zeitraum bleiben viele Politikinstrumente immer noch weit hinter ihrem Wirkungspotenzial zurück. „Vom EU-Energielabel, über die Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) der EU bis hin zu nationalen Programmen zum Energiesparen haben sowohl die EU als auch die Mitgliedsstaaten zahlreiche Maßnahmen für effizientere Gebäude umgesetzt“, bewertet Dr. Bettina Brohmann, Projektleiterin von EUPOPP die bisherigen Anstrengungen. „Aber viele Bestimmungen erreichen ihr Ziel nicht, da es Schwächen bei ihrer Umsetzung gibt, und es durch Rebound-Effekte teilweise sogar zu mehr statt weniger Emissionen kommt.“ Beispiel Haushaltsgeräte: Verbraucher/innen, die ihren alten Kühlschrank gegen einen effizienteren austauschen, kaufen häufig ein größeres Neugerät. Dieses verbraucht dann insgesamt genauso viel Energie wie das ältere Gerät. Zudem finden sich Viele im Dschungel von der Energiekennzeichen A bis A+++ nicht mehr zurecht. Sie greifen, im Glauben ein effizientes Modell zu erstehen, zu einer mit dem Energielabel A ausgezeichneten Waschmaschine, obwohl es drei bessere Produktklassen gibt. Die Expert/innen des Öko-Instituts schlagen deshalb für die Haushaltsgeräte eine Verbesserung des EU-Energielabels vor. So sollten klare Produktklassen von G bis A gewählt werden, die jährlich angepasst werden. Mit einer flexiblen Skala und einer „Rückgabe-Prämie“ für Altmodelle bei einem Neukauf könnten alle zehn Jahre die ineffizientesten „Energiefresser“ vom Markt verschwinden. Auch sollten die Effizienzstandards für Gebäude EU-weit verbessert und stärker auf deren Einhaltung bei Neubau und vor allem bei der Renovierung geachtet werden. Ein erleichterter Zugang zu Finanzierungshilfen in Form von Darlehen und günstigen Krediten, Steuererleichterungen oder Fördermitteln sollten Bauherren und -herrinnen die energetische Sanierung erleichtern. Auch ein Register für die bereits obligatorischen Energieausweise für Gebäude könnte, so die Empfehlungen aus EUPOPP, einen Überblick über die tatsächlich realisierten Sanierungen und deren Treibhausgaseinsparung geben. Die Ergebnisse von EUPOPP zeigen, dass solche Initiativen große Umweltentlastungs- aber auch Kosteneinsparpotenziale bergen, ohne sozial schwächere Bevölkerungsgruppen zu benachteiligen. Gemeinsam mit sechs Forschungspartnern analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts Auswirkungen und Effektivität von politischen Maßnahmen, die den nachhaltigen Konsum privater Verbraucher fördern sollen. In der Studie werden alle EU-Mitgliedsstaaten abgedeckt mit Schwerpunkt auf den Ländern Spanien, Finnland, Großbritannien, Deutschland und dem Baltikum. Projektpartner von EUPOPP sind: National Consumer Research Center (Finnland), University College London (Großbritannien), Baltic Environmental Forum (Lettland), ecoinstitut Barcelona (Spanien), Institut für sozial-ökologische Forschung (Deutschland) und ICLEI – Local Governments for Sustainability (Deutschland). Weitere Informationen und Forschungsergebnisse unter www.eupopp.net Quelle: Öko-Institut e.V. |