Artikel vom 05.07.2006, Druckdatum 15.11.2024

Nobelpreisträger: Solarenergie ist die Energie der Zukunft

Welche Energiequellen könnten die Zukunft der Menschheit sichern ohne das Klima der Erde zu verändern? 23 Nobelpreisträger aus Physik, Chemie und Medizin haben sich vergangene Woche in Lindau getroffen und unter anderem diese Frage diskutiert. Beim 56. Treffen der Nobelpreisträger am Bodensee herrschte vor allem in zwei Punkten Einigkeit: Die Zukunft der Energie liegt in der Solarenergie und im Energiesparen.

Initiiert vom schwedischen Grafen Lennart Bernadotte, ehemals Herr über die Insel Mainau, und zwei Lindauer Ärzten, treffen sich seit 1951 alljährlich Nobelpreisträger mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Lindau am Bodensee. Als „Schmelztigel für die globale Forschungselite“ bezeichnete einmal der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog die Treffen, zu denen junge Wissenschaftler aus der ganzen Welt eingeladen werden. Rund 500 sind es, „die besten 10 Prozent ihres Jahrgangs“, die jedes Jahr den Weg nach Lindau auf sich nehmen, um sich international zu vernetzen und Beiträgen zu aktuellen fachlichen Themen zu lauschen.

Beim diesjährigen 56. Treffen vom 25. bis 30. Juni 2006 kamen Nobelpreisträger aus Japan, der Schweiz, Großbritannien, USA, Israel, Deutschland und den Niederlanden zusammen. In einer Podiumsdiskussion am Mittwoch ging es um das Thema „Energie und globale Erwärmung“.

„Natürlich“, so Diskussionsteilnehmer Professor Roald Hoffmann (Chemie/USA), werde die Erde sich an den Treibhauseffekt anpassen, „aber ohne uns.“ Der weltweite Energiehunger werde durch die wachsende Weltbevölkerung und die aufstrebenden Industrienationen in Asien drastisch zunehmen. Da derzeit allerdings nur ein Bruchteil des Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt würde – 2005 waren es weniger als 10 Prozent –, sei dies ein nicht zu unterschätzendes Risiko für das Weltklima. Denn die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freigesetzten Treibhausgase tragen maßgeblich zur Erwärmung der Erdatmosphäre bei. Mit den entsprechenden Folgen für Klima und Mensch.

Allein in den vergangenen hundert Jahren hat sich die Temperatur der Erde um 0,7 Grad Celsius erhöht, so der US-amerikanische Nobelpreisträger Professor Sherwood Rowland (Chemie) in seinem Beitrag „Treibhausgase und Klimawandel“. Für das 21. Jahrhundert sagt er eine deutlich höhere Erwärmung voraus, sollte der Ausstoß der gefährlichen Treibhausgase nicht schnellstens drastisch begrenzt werden.

Zugleich, so die Wissenschaftler, gingen die fossilen Brennstoffe zur Neige. Professor Walter Kohn (Chemie/USA) brachte dazu Zahlen des US Departments of Energy mit. Laut deren Hochrechnungen steigen die Ölfördermengen „im optimistischsten Fall“ noch 40 Jahre an, es können aber auch nur noch 20 Jahre sein. Danach werden sie rapide abfallen und ihre Gewinnung wird dann nicht mehr zu wirtschaftlichen Preisen zu machen sein.

Welche Alternativen also gibt es? Die Atomenergie jedenfalls ist es nicht. Zum einen ist auch Uran nicht unendlich vorhanden, zum zweiten birgt die Atomenergie nach wie vor zu viele Risiken, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Außerdem bedürfe es weltweit allein 20.000 weiterer Reaktoren, so Professor Kohn, um die Energieversorgung mit Atomstrom sicher zu stellen.

In Fragen der zukünftigen weltweiten Energieversorgung sind nach einhelliger Meinung der Wissenschaftler zwei Punkte von entscheidender Bedeutung: Die Solarenergie und das Energiesparen. Denn Sonnenenergie sei tatsächlich „massenhaft und auf ewig“ vorhanden. Solarzellen mit 25 Jahren Lebensdauer hätten bereits heute eine Energieausbeute, die dem zehnfachen Wert ihrer Herstellungskosten entsprächen, führte Professor Kohn dazu aus.

Effizienter mit Energie umzugehen, sei der zweite wichtige Faktor für die Zukunft der Energieversorgung, so die Forschungselite. Wer heute Energie spare, schaffe vor allem mehr Zeit für die Entwicklung neuer Technologien. „Energiesparen,“ so der Niederländer Professor Paul Crutzen (Chemie), „ist der Punkt, an dem alles beginnt.“

Mehr zu den Lindauer Nobelpreisträger-Treffen unter www.lindau-nobel.de 

Autorin: Petra Forberger für solarportal24 


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