Gehrlicher Solar AG: Insolvenz wegen Anti-Dumping-Strafzöllen
Die Gehrlicher Solar AG, eines der traditionsreichen Unternehmen der Photovoltaik Branche aus Dornach bei München, hat am vergangenen Freitag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung des vorläufigen Insolvenzverfahrens gestellt. Hintergrund sind Unternehmensangaben zufolge die veränderten Marktbedingungen durch die Einführung der Strafzölle auf chinesische Photovoltaik Module. Die Tochtergesellschaften, insbesondere die erfolgreich wachsende nordamerikanische Tochtergesellschaft Gehrlicher Solar America Corporation, sind nicht von der Insolvenz betroffen.
Der Eigenantrag des Unternehmens erfolgte als unmittelbare Reaktion auf die Ankündigung des Bankenkonsortiums, den Kreditvertrag über 85 Millionen Euro zu kündigen und die Kredite fällig zu stellen, teilt das Unternehmen mit. Durch die Einführung der Strafzölle auf chinesische Module und der daraus resultierenden Verschlechterung der Marktbedingungen in Europa sieht sich das Unternehmen nicht mehr in der Lage, die Bedingungen des Kreditvertrages zu erfüllen. Der Kreditvertrag war erst vor drei Monaten auf zwei weitere Jahre verlängert worden.
Die operativen Tochtergesellschaften der Gehrlicher Solar AG im Ausland, insbesondere in den USA, sind von dem Insolvenzantrag nicht direkt betroffen. Gehrlicher Solar America Corporation befindet sich weiter auf Wachstumskurs und strebt für 2013 einen Umsatz zwischen 130 und 150 Millionen US-Dollar an. Ebenso nicht betroffen von der Insolvenz sind die Gehrlicher Solar Management GmbH, eine unabhängige Schwestergesellschaft der Gehrlicher Solar AG, deren Hauptgeschäftszweck die Verwaltung von rund 25 Solarstrom-Publikumsfonds ist, sowie weitere Gesellschaften der Gehrlicher-Gruppe.
„Wir arbeiten seit 1994 - lange bevor dieses Wort in Mode gekommen ist - für die Energiewende, weil wir immer an das Potenzial der Photovoltaik geglaubt haben“, erläutert Gründer, Unternehmensinhaber und Vorstandsvorsitzender Klaus Gehrlicher. „Auch wenn ich persönlich von diesem Schritt sehr betroffen bin, sind wir doch stolz, gemeinsam mit den anderen Pionieren der Solarbranche Wegbereiter des weltweiten Siegeszugs der Erneuerbaren Energien zu sein.“
Die Gehrlicher Solar Firmengruppe bzw. deren Vorläuferunternehmen hat sich von einem Ein-Mann Betrieb zu einem der weltweit größten Projektentwickler und Systemintegratoren in der Photovoltaik entwickelt. In der Spitze beschäftigte die Gruppe über 400 Mitarbeiter und erzielte einen weltweiten Umsatz von fast 350 Millionen Euro (2010). Dabei blieb sie immer im Familienbesitz.
Vorstandsmitglied Richard von Hehn, unter anderem zuständig für den weltweiten Einkauf, mahnt die Politik zu schnellem Handeln im Handelsstreit mit China. „Strafzölle auf Module helfen niemandem, auch nicht denen, die sie beantragen, denn sie vernichten Arbeitsplätze auf allen Ebenen der Photovoltaik Wertschöpfungskette“, erläutert von Hehn. „Bundesregierung und EU-Kommission müssen noch vor der Sommerpause ihren Worten Taten folgen lassen und das Thema auf der politischen Ebene lösen, sonst werden noch weitere Insolvenzen folgen.“
Der vorläufige Insolvenzverwalter Oliver Schartl von der Kanzlei Müller-Heydenreich Beutler & Kollegen sieht Chancen, zumindest große Teile des Unternehmens in eine neue Zukunft zu führen. „Das Unternehmen hat einen exzellenten Namen im Markt, großes technologisches Know-how, über 200 Megawattstunden in Service und Wartung unter Vertrag und ist in dem mittlerweile wichtigsten Photovoltaikanlage-Markt, den USA, ganz hervorragend aufgestellt.”
Optimistisch in Bezug auf die Zukunft des US-Geschäfts ist Dr. Stefan Parhofer, Vorstand für Strategie und CEO der Gehrlicher Solar America Corporation: „Wir operieren komplett unabhängig von der deutschen Organisation und sind daher nicht direkt von der Insolvenz betroffen. Unsere Geschäftspartner können sich auch weiterhin hundertprozentig auf uns verlassen.”, sagte Parhofer. Zudem gebe es bereits erste Anfragen von interessierten Investorinnen und Investoren.
Quelle: Gehrlicher Solar AG
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