Klimawandel macht vor Deutschland nicht Halt
Nichtstun beim Klimaschutz ist teuer: Allein die Schäden extremer Wetterereignisse der vergangenen zehn Jahre belaufen sich in Deutschland auf etwa 16,5 Milliarden Euro. Nach ersten Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftforschung (DIW) könnten diese Kosten in Deutschland bis 2050 auf jährlich 27 Milliarden Euro steigen - und sich damit fast verdoppeln! In Berlin diskutierten gestern rund 200 Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung über Klimafolgen und die Anpassung an Klimaänderungen. Gestartet wurde gestern auch das neue „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass)“.
Der Klimawandel macht auch vor Deutschland nicht Halt: Bis zum Jahr 2100 wird sich das Klima in Deutschland spürbar ändern. Als sehr wahrscheinlich gilt eine Erwärmung um 2 bis 3°C, die sich saisonal unterschiedlich stark ausprägen wird. Der größte Temperaturanstieg ist im Winter zu erwarten. Die sommerlichen Niederschläge könnten sich bis zum Jahr 2100 um ein Drittel verringern. Im Nordosten und Südwesten Deutschlands könnten gegen Ende dieses Jahrhunderts sogar nur noch zwei Drittel der bisher gewohnten Niederschläge fallen.
Mögliche Folgen dieser Klimaänderungen könnten größere Hitze im Sommer mit mehr „Tropennächten“ – also Nächten, in denen die Temperatur nicht unter 20 °C sinkt – sein. Die Land- und Forstwirtschaft müsste mit noch weniger Wasser auskommen. Klimatisch bedingte Gesundheitsbeschwerden wie Herz-Kreislauf-Probleme – vor allem bei alten und kranken Menschen – könnten zunehmen. Auf jeden Fall wird der Klimawandel unsere täglichen Lebensgewohnheiten ändern und viele Wirtschaftsbereiche betreffen.
„Es ist höchste Zeit, dass wir uns intensiver mit den Folgen des Klimawandels in Deutschland befassen. Wir müssen uns heute anpassen, um morgen nicht von seinen wirtschaftlichen und sozialen Folgen überrollt zu werden. Hierfür benötigen wir eine gemeinsame nationale Strategie“, so Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gestern im Umweltbundesamt. Positiv: Weltweit liegen die Kosten für anspruchsvollen Klimaschutz bis zum Jahr 2100 bei durchschnittlich nur einem Prozent der globalen Wirtschaftsleistung; die ökonomischen Schäden eines ungebremsten Klimawandels dagegen könnten im selben Zeitraum bis zu zehn Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen.
Das UBA hält es für technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll, den Ausstoß der Treibhausgase in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Eine deutlich höhere Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien seien außerdem wichtige Chancen, unser Klima zu schonen. „Das Ziel unser Maßnahmen muss es sein, durch weniger Treibhausgase den Temperaturanstieg weltweit bis 2050 auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Damit würden die treibhausbedingte Temperaturerhöhung und die von ihr ausgehende Verschlechterung der Lebensbedingungen weniger drastisch“, so UBA-Präsident Prof. Dr. Andreas Troge.
Zusammen mit Troge gab Gabriel gestern auch den Startschuss für das neue „Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass)“ im UBA. KomPass soll Fachwissen vernetzen und Entscheidungsträger in Unternehmen und Verwaltung sowie die Öffentlichkeit informieren. „Wir müssen wissen, was uns erwartet. Nur dann können wir uns optimal und zu vertretbaren Kosten an den Klimawandel anpassen“, so UBA-Präsident Troge.
Quelle: Umweltbundesamt (UBA)
|