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22.01.2013

„Solarwende für Deutschland“ gefordert

Der Vorstandsvorsitzende des Prüfdienstleisters der Solarindustrie TÜV Rheinland, Dr.-Ing. Manfred Bayerlein, zeigt sich optimistisch für die Photovoltaik Branche in Deutschland. „Was wir brauchen, ist nicht nur eine Energiewende. Was wir brauchen, ist gleichzeitig eine Solarwende“, so Bayerlein. Deutschland sei mit rund 1,4 Millionen Anlagen „das größte existierende Testfeld für die praktische Anwendung von Photovoltaik“. Dies gelte es zu nutzen.

Auch wenn auf Dauer Deutschland keine so große Rolle mehr als Herstellermarkt von Photovoltaik Modulen spielen werde, gebe es zahlreiche positive Ansätze, um die Branche künftig in Deutschland zu erhalten. Ein wichtiges Zukunftsfeld sei die Einbindung der Photovoltaik in intelligente Energie- und Speichersysteme von Gebäuden. 

„Photovoltaik ist eine vergleichsweise junge Technologie. Deutschland kann aufgrund der langjährigen Position als Leitmarkt auch künftig eine Vorreiterrolle einnehmen. Forschung und Entwicklung haben hier eine lange Tradition“, so Bayerlein vor führenden Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei den traditionellen Villengesprächen der Technischen Universität Kaiserslautern weiter. 

Große Marktchancen ergeben sich aus Sicht von TÜV Rheinland in Fragen der Qualitätssicherung und beim dauerhaften, verlässlichen Betrieb der Anlagen. Die Stichworte lauten hier nach Angaben des Prüfdienstleisters Wartung, Monitoring, Bankability: Vor dem Hintergrund einer weltweit zunehmenden Zahl von Kraftwerken in der Multi-Megawatt-Klasse spiele für Investor/innen und Betreiber/innen der dauerhaft verlässliche Ertrag eine weiter wachsende Rolle. Bankability müsse auch technisch sichergestellt werden. 

„Keine nachhaltige Entwicklung der Solarbranche ohne Qualität. Inzwischen rückt die Insurability weiter ins Blickfeld. Versicherer fordern bestmögliche technische und betriebswirtschaftliche Sicherheit“, so Dr. Bayerlein. Ertragsrisiken durch Planungsfehler, Installationsmängel sowie Ausfälle im Betrieb lassen sich im Vorfeld, durch Monitoring und durch regelmäßige Wartung erheblich minimieren. 

Hier biete sich für mittelständische Unternehmen, Planungsbüros und Ingenieurdienstleister großes Marktpotenzial, so der TÜV Rheinland. Allerdings hat aus Sicht von Dr.-Ing. Bayerlein die Förderpolitik der zurückliegenden Jahre in Deutschland bei diesen Qualitätsfragen kontraproduktiv gewirkt. „Gegen Ende einer Förderperiode hat stets ein regelrechter Installations-Stress dazu geführt, dass Planungs- und Installationsqualität zweitrangig behandelt wurden.“

Das anwendungsbezogene Know-how, das Expertinnen und Experten hierzulande in großem Maße in der Solarstromerzeugung erworben haben, ist aus Sicht von TÜV Rheinland auch eine wesentliche internationale Marktchance für deutsche Unternehmen. Weltweit wird nach Brancheneinschätzungen der Photovoltaik Zubau dynamisch fortschreiten. Der europäische Branchenverband EPIA rechnet bis 2016 in Europa mit einem Plus von 9 Prozent, in allen anderen Regionen sogar von 20 bis 30 Prozent.

Vor dem Hintergrund der Energiewende in Deutschland äußerte sich Dr.-Ing. Manfred Bayerlein kritisch zum nahezu unkontrollierten Ausbau Erneuerbarer Energien. „Wir erleben eine Ökostrom Schwemme.“ An der damit einher gehenden Kostensteigerung sei die Solarförderung erheblich beteiligt. „Die Anreize zur Errichtung von Solarstromanlagen waren und sind bis heute überzogen.“

Finanziell und technisch mache der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland und transeuropäisch zudem gewaltige Anstrengungen erforderlich. „Unser Stromnetz ist unsere Lebensader. Seit die Energiewende begonnen wurde, hat die Gefahr von Blackouts bereits erheblich zugenommen“, mahnt Dr. Bayerlein zur Eile beim Netzausbau. „Der Netzausbau in Deutschland ist spät, aber hoffentlich durch die Entscheidungen der vergangenen Monate nicht zu spät in Gang gekommen.“

Positiv habe sich die millionenfache Installation von Solarstromanlagen in Deutschland jedoch bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von Ökostrom und Energiewende bemerkbar gemacht: „Solarstrom wird ganz alltäglich erzeugt in der Nachbarschaft oder auf dem eigenen Hausdach. Ökostrom ist keine Vision, sondern längst Realität“, so das Fazit von Dr.-Ing. Bayerlein.

Quelle: TÜV Rheinland AG

  

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