Wasser: Noch erhebliche Einsparpotenziale
In jede deutsche Tasse Kaffee fließen ungefähr 140 Liter Wasser. Darauf machte der WWF-Süßwasserexperte Martin Geiger vergangene Woche auf der World Water Week in Stockholm aufmerksam. Und er mahnt: „60 Prozent unseres Wassers fließt durch Badewannen, Wasch- und Spülmaschinen und Putzeimer. Ein weiteres Viertel rauscht durch die Toilette in die Kanalisation. Hier gibt es noch erhebliche Einsparpotenziale". Eine aktuelle WWF-Studie weist darauf hin, dass sich Dürrekatastrophen und Wasserknappheit nicht auf die armen Nationen der Südhalbkugel konzentrieren, sondern auch die reicheren Industriestaaten treffen werden.
Vergangene Woche haben sich Experten aus aller Welt auf Einladung des Stockholm International Water Institute mit den drängenden Fragen rund um die weltweite Wasserkrise auseinandergesetzt: Wer trägt die Kosten für die Behebung der Wasserprobleme? Wie soll langfristig mit zunehmenden Umweltkatastrophen wie Überflutung, Wasserknappheit und Dürren umgegangen werden?
Laut einer aktuellen WWF-Studie mit dem Titel „Rich Countries, Poor Water“ werden sich Dürrekatastrophen und Wasserknappheit nicht auf die armen Nationen der Südhalbkugel konzentrieren, sondern auch die reicheren Industriestaaten treffen. Besonders anschauliche Beispiele sind nach Ansicht des WWF die Länder Spanien, USA, Kanada, Australien sowie Teile Englands. Die Umweltschützer machen eine Kombination aus Klimawandel und Trockenheit, Verschmutzung, Verschwendung, den Verlust und die Versiegelung von Feuchtgebieten sowie jahrelanges Missmanagement verantwortlich.
Unter den weltweiten Wassersparern belegt Deutschland in Europa nach Ungarn und Belgien vordergründig einen sehr guten dritten Platz: Durchschnittlich verbraucht jede und jeder Deutsche pro Tag „nur“ 124 Liter Trinkwasser. Doch die Wahrheit steckt laut WWF-Süßwasserexperte Martin Geiger im Detail: Anlässlich der World Water Week in Stockholm machte er darauf aufmerksam, dass der tatsächliche Wasserverbrauch der Bundesbürger wesentlich höher liege.
Wenn man die für die Produktion, Verarbeitung und den Transport von Nahrungs- und Genussmitteln sowie Industriegütern benötigten Wassermengen dazu rechnet, konsumiert jede und jeder in Deutschland nämlich fast das 34-fache davon. Also rund 4.000 Liter Trinkwasser pro Tag! Der Import von frühen Erdbeeren führt ebenso dazu wie Gemüse aus der Mittelmeerregion. Auch Blumen aus Afrika und Baumwolle aus Asien führen zu dieser negativen Wasserbilanz. Weiterer Minuspunkt: Die massive künstliche Bewässerung dieser Produkte macht das Wasser dort immer knapper.
„Auch goldene Wasserhähne nützen einem nichts, wenn kein oder nur schmutziges Wasser aus der Leitung fließt“, stellt Martin Geiger fest. Ökonomischer Wohlstand schütze nicht vor der globalen Wasserkrise: Schon heute stünde im Mittelmeerraum und im Südosten Englands die zunehmende Wasserknappheit einer weiterhin ungebremsten Verschwendung gegenüber. Das Wasser lande vor allem in der Landwirtschaft, in der Industrie und im Tourismussektor oder versiege in maroden Leitungsnetzen.
In Australien, dem von Natur aus trockensten aller Kontinente, gefährden der klimabedingte Rückgang der Niederschläge und das Bevölkerungswachstum die Wasserversorgung der zwei größten Städte, Melbourne und Sydney. In den USA und Kanada werde in vielen Regionen schon jetzt viel mehr Wasser verbraucht als eigentlich vorhanden ist, sodass bereits einige der größten Grundwasserreservoire der Welt wie der Ogallala Aquifer erschöpft sind.
Generell erteilt Geiger den Deutschen gute Noten beim Wassersparen: Das in den vergangenen zwanzig Jahren gestiegene Umweltbewusstsein und der zunehmende Einsatz neuer Technologien, zum Beispiel in Toilettenspülungen und Haushaltsgeräten, ließen den Wasserverbrauch stetig sinken. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern werde Wasser hierzulande effektiv genutzt, nur wenig versickere beispielsweise in schadhaften Leitungsnetzen.
Und doch: 60 Prozent des Wassers in Deutschland fließt fürs Großreinemachen durch Badewannen, Wasch- und Spülmaschinen und Putzeimer. Ein weiteres Viertel rauscht durch die Toilette in die Kanalisation. „Hier gibt es noch erhebliche Einsparpotenziale“, so Geiger.
Quelle: WWF Deutschland, Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft, Water footprints of Nations (UNESCO Institute for Water Education)
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