Erneuerbare Energien: Klimaschützer Nr. 1 und Jobmotor in der Krise
„Während die Gesamtwirtschaft in ihrer tiefsten Krise steckt, ist die Branche der Erneuerbaren Energien weiterhin ein verlässlicher Jobmotor in Deutschland“, erklärt Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE). Laut einer Untersuchung des Wissenschaftsladens Bonn und des BEE ist die Zahl der Stellenangebote im Bereich der Erneuerbaren Energien im ersten Quartal 2009 gegenüber den Vorjahren weiter gestiegen. Im Vergleich mit 2008 gab es rund ein Viertel mehr an offenen Stellen. Bis 2020 rechnet der BEE für Deutschland mit 500.000 Arbeitsplätzen in der Branche. Das sind 220.000 mehr als heute.
„Damit hat sich die Aufwärtsentwicklung trotz Wirtschaftskrise nun im vierten Jahr fortgesetzt“, sagt Theo Bühler, Arbeitsmarktexperte des Wissenschaftsladens Bonn, der erstmals 2006 im Auftrag des Bundesumweltministeriums den Arbeitsmarkt Erneuerbare Energien untersuchte.
Die Erneuerbaren Energien seien Klimaschützer Nummer eins. Angesichts der großen Klimaschutzprogramme weltweit sei auf diese Jobs auch in Zukunft Verlass. Dietmar Schütz, Präsident des BEE, mahnt: „Wer in der Politik nun überlegt, den Ausbau der Erneuerbaren hierzulande zu bremsen, gefährdet damit viele tausend Arbeitsplätze.“ So seien Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke und zusätzliche Kohlekraftwerke nur mit einer Einschränkung des Vorrangs für Erneuerbare Energien machbar und daher ein Jobvernichtungsprogramm.
Verlässliche Rahmenbedingungen fordert BEE-Präsident Schütz auch für die Bereiche Wärme und Verkehr ein. Die Expert/innen des Wissenschaftsladen Bonn hätten kaum noch Stellenanzeigen im Bereich Biokraftstoffe nachgewiesen. Dies sei Folge falscher Entscheidungen der Politik, so Schütz: „Die Fehler der Biokraftstoffpolitik müssen korrigiert werden und dürfen sich in keinem Feld der Erneuerbaren Energieversorgung wiederholen.“
Nicht alle Regionen profitieren gleichermaßen von der Dynamik der Erneuerbaren, zeigt die Untersuchung des Wissenschaftsladen Bonn. Die meisten Stellenangebote gibt es danach in Niedersachsen (14 Prozent), Rheinland-Pfalz (12,9) und Baden-Württemberg (11,2). Für das Land NRW, in dem immerhin rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt, konnten die Experten des Wissenschaftsladen Bonn nur 6 Prozent der Stellenangebote verzeichnen. Damit bleibt NRW wie schon im gesamten Verlauf der Vorjahre deutlich unter dem Durchschnitt.
Henning Mümmler von der Landesarbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien NRW: „Neben strukturellen Ursachen mangelt es in NRW bisher vor allem am politischen Willen, ehrgeizige Klimaschutzziele zu formulieren und die bestehenden Hemmnisse für den Ausbau der Wind- und Bioenergie zu beseitigen. Diese Politik hat in der Vergangenheit potenzielle Investoren abgeschreckt.” Anstatt sich zu der mittelständisch geprägten Branche der Erneuerbaren Energien öffentlich als Wachstumsmotor zu bekennen, habe sich die NRW-Regierung wiederholt für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken eingesetzt.
In 45 Prozent der Stellenangebote, ergab die Analyse des Wissenschaftsladen Bonn, werden Ingenieur/innen gesucht. Knapp 32 Prozent der Stellenangebote richten sich an Techniker/innen, Facharbeiter/innen bzw. Handwerker/innen. Auffällig dabei sei, so Bühler, dass sich die Unternehmen zunehmend für Fachkräfte mit beruflicher Ausbildung öffneten: So würden häufiger als früher sowohl Ingenieure als auch Techniker/innen aufgefordert, sich auf dieselbe Stelle zu bewerben. Stark gefragt sind in der Wachstumsbranche darüber hinaus Kaufleute (17 Prozent der Stellenangebote) sowie Naturwissenschaftler/innen (13 Prozent).
Ausbaubedarf besteht bei den Unternehmen der Erneuerbaren vor allen in den Bereichen Service und Montage sowie Planung und Beratung, ergab die Analyse. Rund 70 Prozent der Stellenangebote kommen aus der Solar- und Windbranche. Bühler: „Die Mehrheit der Unternehmen sucht weiterhin Personal mit Berufserfahrung. Relativ viele Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien sprechen inzwischen aber auch wenig erfahrene Fachkräfte an und versuchen, diese über Weiterbildungen an das Unternehmen zu binden.“ Das heißt: Die Erneuerbaren sind weiterhin offen für qualifizierte Quereinsteiger/innen, z.B. aus anderen Branchen.
Milan Nitzschke, Leiter nachhaltige Unternehmensentwicklung der SolarWorld AG: „Wir finden kaum Leute, die auf Anhieb fit für die Branche sind und zudem zu unserer Unternehmenskultur passen.“ Mehr als 250 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will SolarWorld, einer der Weltmarktführer für Photovoltaik in diesem Jahr an seinen deutschen Standorten Freiberg und Bonn noch einstellen – und einarbeiten. „Wir suchen engagierte Ingenieure und kaufmännische Fachkräfte, die offen sind für Neues, bei anstehenden Aufgaben aktiv mit anpacken und unsere Vision einer lebenswerten solaren Welt mit realisieren möchten“.
Quelle: Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)
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