Südosteuropa – Erneuerbare Energien vor dem Take-Off
Vom 6. bis 9. April fand in der bulgarischen Hauptstadt Sofia der „4th International Congress for South Eastern Europe. Energy Efficiency & Renewable Energy Sources“ statt. Auf der Konferenz ging es um die zukünftige Nutzung erneuerbarer Energien in Südosteuropa – einem Markt, der sich trotz teilweise schwierigen Standortbedingungen positiv entwickeln könnte, so der EuPD Europressedienst Bonn. „Südosteuropa ist ein großer Exportmarkt, denn es ist die einzige Region mit mehr als 100 Millionen Einwohnern, in der es keinen einzigen Fotovoltaik Hersteller gibt“, wies beispielsweise Baha Kuban, Projektleiter für Energiepolitik der türkischen Ecofys, auf das Potenzial der Region hin.
Mit dem EU-Beitritt der neuen Mitgliedsstaaten aus Südosteuropa gelten auch für diese die Vorgabe, bis 2020 20 Prozent des Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen bereitzustellen und den CO2-Ausstoß um 20 Prozent zu reduzieren. Damit wächst in der Region auch die Bedeutung regenerativer Energien und effizienterer Technologien. Über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus rund 23 Ländern diskutierten in Sofia deshalb die Möglichkeiten, erneuerbare Energiequellen in der Region stärker zu nutzen und die Energieeffizienz zu verbessern.
Europäisches Schlusslicht in Sachen Energieeffizienz ist nach Angaben des EuPD Europressedienst Bonn derzeit noch Bulgarien, mit dem mit Abstand höchsten Energieverbrauch pro BIP-Einheit. Doch spätestens seit der Einführung eines Einspeisetarifs für Strom aus regenerativen Energiequellen im Januar 2007 interessieren sich laut EuPD nationale und internationale Investoren zunehmend für den bulgarischen Markt. Obwohl sich der Markt trotz des finanziellen Anreizes für Solar- und Windenergie bisher eher verhalten entwickelt.
Auf der Konferenz stellten die Redner in rund 50 Vorträgen die aktuelle Situation in Südosteuropa dar und wiesen darauf hin, dass in Hinblick auf die Nutzung erneuerbarer Energien und die Energieeffizienz Verbesserungsmaßnahmen notwendig seien. In Serbien beispielsweise ließe sich, so Bojan Kovacic, stellvertretender Direktor der Serbian Energy Efficiency Agency, bei den Verbrauchern bislang nur eine geringe Sensibilität für das Thema Energieeffizienz beobachten.
Zusätzlich gaben auch etablierte Firmen, die seit vielen Jahren im Bereich erneuerbare Energien tätig sind, Einblicke in ihre Firmenpraxis. Unter anderem stellte centrotherm schlüsselfertige Lösungen für Fotovoltaik Fabriken vor und Roland Burger, Produktmanager für Wechselrichter bei der Steca Batterieladesysteme und Präzisionselektronik GmbH, informierte über die richtige Verschaltung von Modulen unter schwierigen Standortbedingungen.
Vertreter aus Politik und Wissenschaft referierten über die Entwicklung in den größten Märkten für erneuerbare Energien, wie dem diesjährigen Schwerpunktland Spanien. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie präsentierte Deutschland, offizielles Partnerland des Kongresses, mit einem eigenen Pavillon auf der parallel zum Kongress stattfindenden Ausstellung.
Besucherinnen und Besucher konnten sich hier einen Überblick über die deutsche Unternehmenslandschaft im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz verschaffen. Aber nur wenige deutsche Unternehmen wie aleo solar und die Green Energy World GmbH waren mit eigenen Ständen vertreten. Andere deutsche Hersteller wie Kaco und SMA haben dagegen bereits Vertriebspartner in Südosteuropa.
Obwohl die meisten bulgarischen und ausländischen Unternehmen durchaus Geschäftschancen in der Region sehen, zeigte sich in zahlreichen Gesprächen an den Ständen, dass die große Auftragswelle bislang ausblieb, meldet der EuPD. Baha Kuban, Projektleiter für Energiepolitik der türkischen Ecofys, wies in seinem Vortrag explizit auf das Potenzial der Region hin: „Südosteuropa ist ein großer Exportmarkt, denn es ist die einzige Region mit mehr als 100 Millionen Einwohnern, in der es keinen einzigen Fotovoltaik Hersteller gibt.“
Die Verschlechterung der Förderbedingungen in einigen etablierten Märkten wie Dänemark und Deutschland führt nach Angaben des EuPD dazu, dass sich die Unternehmen nach neuen Absatzmöglichkeiten umschauen. „Dänemark hat den Einspeisetarif für Windenergie abgeschafft. Deshalb sind wir als Windkraftprojektierer auch hier in Sofia vertreten um uns neue Absatzmärkte in Südosteuropa zu erschließen“, sagt Ole Stein, Projektmanager bei dänischen Unternehmen Global Wind Power. „Denn Bulgarien bietet sowohl günstige Windbedingungen als auch einen interessanten Einspeisetarif“, so Stein weiter.
Die Einspeise-Vergütung für Windenergie setzt sich in Bulgarien aus einem Basisbetrag und einer Prämie zusammen. Der Basisbetrag beträgt 80 Prozent des durchschnittlichen Strompreises für Endnutzer im Vorjahr und liegt derzeit bei 28,01 Euro pro Megawattstunde. Die Prämie hängt von der Kapazität der Windanlage und der Zahl der Betriebsstunden ab.
Mit Blick auf die erfolgreiche Windenergiepolitik in Spanien, Deutschland und den USA machte Randy Michael Mott, Direktor der polnischen Environmental Solutions, deutlich, dass finanzielle Anreize und niedrige bürokratische Hindernisse auch in Südosteuropa Voraussetzungen für einen erfolgreichen Wechsel hin zu den erneuerbaren Energien seien. Einen solchen finanziellen Anreiz bietet zum Beispiel die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) an, die in der Region mehrere Förderprogramme aufgelegt hat. So stehen im Rahmen der Sustainable Energy Initiative finanzielle Mittel für Bulgarien und Rumänien zur Verfügung. Bulgarische Unternehmen, die Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz durchführen, können laut EuPD auf Kredite der EBRD in Höhe von 2,5 Millionen Euro zugreifen.
Quelle: EuPD Europressedienst
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