Sigmar Gabriel: Kritik an der IEA-Position zur Atomenergie
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat die Vorlage des World Energy Outlooks der Internationalen Energieagentur (IEA) begrüßt, gleichzeitig aber auf die gravierende Schwäche des Berichts bei der Bewertung der Atomenergie hingewiesen. Die jährlich erscheinende globale Energiestudie der IEA enthält die aktuellen Energiedaten sowie einen Ausblick auf den globalen Energieverbrauch und den damit verbundenen Treibhausgas-Ausstoß bis zum Jahr 2030. In diesem Jahr standen die Entwicklungen in China und Indien im Mittelpunkt.
„Ich begrüße sehr, dass die IEA nach langem Zögern nun vehement für eine Umstellung der weltweiten Energieversorgung eintritt. Wir müssen national und international unsere Anstrengungen vervielfachen, um den Klimawandel zu bekämpfen“, so Gabriel. Der Bericht zeige, wie wichtig es sei, die Schwellenländer eng in die internationale Klima- und Energiepolitik einzubinden.
Gabriel: „Deutschland kann die erforderliche Technik zur Verfügung stellen. Wir sind in der Energieeffizienz und den erneuerbaren Energien Weltmarktführer. Diesen Vorsprung gilt es nun zum Vorteil für das globale Klima und für eine stärkere Energiesicherheit konsequent auszubauen.“ Als unrealistisch und wenig durchdacht bezeichnete er die Empfehlung der IEA, in den kommenden Jahren weltweit 600 Atomkraftwerke zu bauen.
Ernüchternd seien die Ergebnisse der diesjährigen globalen Energiestudie der IEA: Auch wenn alle derzeitig geplanten Maßnahmen umgesetzt werden, wird der jährliche globale Energiebedarf im Vergleich zu heute um 39 Prozent und der energiebedingte Treibhausgas-Ausstoß um 27 Prozent bis zum Jahr 2030 steigen. Um den Anstieg der globalen Temperatur auf 2 Grad Celsius zu begrenzen und damit das Notwendige zur Abwehr des globalen Klimawandels zu tun, ist eine Reduktion der weltweiten Treibhausgase um die Hälfte bis 2050 erforderlich.
China und Indien entwickeln sich laut IEA zu Energiegiganten, die für gut 45 Prozent des Anstiegs des globalen Energiebedarfs bis 2030 verantwortlich sein werden. China wird schon bald Platz 1 unter den größten Treibhausgasemittenten einnehmen; Indien wird etwa 2015 auf Platz 3 hinter den USA rücken.
In dieser Situation ruft die IEA alle Staaten zu sofortigem und entschlossenem Handeln auf, um die Folgen des steigenden Energieverbrauchs zu bekämpfen. Die IEA stellt in ihrem Bericht konkrete Überlegungen an, wie Treibhausgase durch die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau der erneuerbaren Energien reduziert werden können. Im kommenden Jahr wird der World Energy Outlook den Schwerpunkt auf das Thema Klimaschutz legen.
Gabriel kritisierte, dass die IEA die Bedeutung der Kernenergie maßlos überschätze. „Diese Schlussfolgerung wird durch den eigenen Bericht nicht gestützt. Er zeigt, dass der weltweite Neubau allein von 50 Atomkraftwerken jährlich nur einen sehr begrenzten Beitrag zum Klimaschutz liefern würde. Wo die dafür nötigen gewaltigen Mengen an Uranbrennstoff herkommen sollen, darüber schweigt sich die IEA ebenso aus wie sie immensen Risiken außer Acht lässt. Wenn man sich überlegt, was ein solcher massiver Ausbau der Kernenergie für die internationale Sicherheit, für die Nichtverbreitung von Atomwaffen und den Umgang mit radioaktiven Abfällen bedeutet, erscheint die Position der IEA zur Atomenergie geradezu als aberwitzig.“
Gabriel: „Die Bundesregierung hat sich für eine Energie- und Klimapolitik entschieden, die vor allem auf die Steigerung von Energieeffizienz und den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien ausgerichtet ist. Dafür werden wir uns auch weiterhin auf europäischer Ebene und international einsetzen.“
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
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