Artikel vom 25.01.2007, Druckdatum 15.11.2024

2007 wird möglicherweise wärmstes Jahr aller Zeiten

Sollten englische Wissenschaftler Recht behalten, könnte das Jahr 2007 alle bisherigen Wärmerekorde in den Schatten stellen. Laut BBC Nachrichten rechnen die Forscher des Hadley-Zentrums (UK) mit 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit damit, dass die Temperaturen weltweit die des Rekordjahrs 1998 erreichen, wenn nicht gar übertreffen. Grund dafür sei der zu erwartende El-Niño-Effekt im Pazifischen Ozean.

Mit dem Namen El Niño (spanisch für „Christkind“ oder auch „das Kind“) bezeichnet man das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Strömungen im ozeanographisch-meteorologischen System des äquatorialen Pazifiks. Seinen Namen erhielt das Phänomen von peruanischen Fischern wegen seines Erscheinens zur Weihnachtszeit. Dabei schwächt sich der von der Antarktis an der Westküste Südamerikas entlang nach Norden fließende kalte Humboldtstrom ab oder kommt sogar ganz zum Erliegen. Die dadurch ungewöhnlich warme Meeresströmung gibt den Überschuss an Wärmeenergie an die Atmosphäre ab, was wiederum dazu führt, dass sich die Wettermuster weltweit ändern. Es kommt zu Überschwemmungen und Dürren Massensterben von Fischen, Seevögeln und Korallen.

Ihre Prognose stützen die Forscher des Hadley-Zentrums insbesondere auf zwei Faktoren: Zum einen auf den von Menschen gemachten so genannten Treibhauseffekt der mittlerweile unbestritten als Verursacher für die Erwärmung der Erdatmosphäre gilt. Und zum anderen auf das El-Niño-Phänomen. Bereits 1982/1983 und 1997/1998 war El Niño stark ausgeprägt, 1998 war die weltweite Durchschnittstemperatur um 0,52 Grad Celcius angestiegen. Seit Ende 2006 wird auf Satellitenbildern das El Niño-Phänomen nun erneut beobachtet. Die Forscher des Hadley-Zentrums rechnen deshalb für 2007 mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von 0,54 Grad Celcius, 0,02 Grad Celsius mehr als 1998.

„Wir haben zwei Methoden, die Wirkung El Niños vorauszusagen“, so Chris Folland, Leiter der Klimafolgenforschung am Hadley-Zentrum. „Die eine ist eine statistische Methode, beruhend auf zwei Mustern von Seeoberflächentemperaturen im Gebiet von El Niño, und die andere ist ein kompliziertes mathematisches Modell.“ Die Ergebnisse glichen die Forscher anschließend mit den Daten der vergangenen 50 Jahre ab. Folland: „Wir haben diese Berechnungen dreimal durchgeführt und jeden Monat datentechnisch aktualisiert. Das Ergebnis ist immer dasselbe.“

Laut der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) soll El Niño im ersten Quartal des Jahres 2007 anhalten und so einen Dominoeffekt auf das weltweite Wetter auslösen. Allerdings erst mit einiger Verzögerung. „Es gibt einen großen Zeitabstand zwischen El Niño und dem Ansteigen der globalen Temperaturen – es dauert ungefähr vier Monate oder vielleicht sogar noch ein bisschen länger,“ so Professor Folland. Dass es aber soweit kommt, daran besteht für die Wissenschaftler wenig Zweifel.

Quelle: BBC News, 3sat nano

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