Artikel vom 03.01.2006, Druckdatum 15.11.2024 | |
Gasversorgung gesichert? Der sich in den letzten Tagen zuspitzende Streit ums Gas zwischen Russland und der Ukraine zeigt deutliche Auswirkungen auch auf den deutschen Gasmarkt. Allmählich kommt Nervosität auf, die Abhängigkeit vom größten Gasimporteur bereitet ernsthafte Sorgen. „Wir bekommen eindeutig weniger als vertraglich vorgesehen,“ erklärte eine Ruhrgas-Sprecherin. Bundeswirtschaftsminister Glos (CSU) stellte ... ... angesichts der Lieferunsicherheit den Ausbau russischer Gasimporte in Frage. Deutschland bezieht rund 84 Prozent seines Erdgasbedarfs aus dem Ausland. Lediglich 16 Prozent stammen aus eigener Förderung, vor allem in Niedersachsen. Russland ist derzeit mit rund 35 Prozent das wichtigste Gasbezugsland für Deutschland. Daneben sind Norwegen (24 Prozent) und die Niederlande (19 Prozent) die bedeutendsten Lieferanten für den deutschen Gasmarkt. Das Gas kommt über Pipelines aus Spezialstahl nach Europa. Unterwegs wird es aus den großen Pipelines entnommen und über kleinere Netze zu den Kunden gebracht. Da im Sommer weniger Gas gebraucht wird, wird es in große unterirdische Speicher geleitet, von wo aus es dann im Winter zur Verfügung steht. Genau dieses Speicherverfahren bietet einen gewissen Sicherheitspuffer bei Lieferschwankungen, wie sie jetzt zum Beispiel durch die russisch-ukrainische Krise auftreten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) warnt allerdings vor mittelfristigen Lieferengpässen, die nicht mehr über Importe ausgeglichen werden könnten. Deutschland sei, so die Energie-Expertin Claudia Kemfert vom DIW, aufgrund fehlender Terminals für Gasankäufe auf dem Weltmarkt nicht gerüstet. Derzeit geht das DIW davon aus, dass die Gasversorgung in Deutschland noch für die nächsten 75 Tage sicher ist. Dagegen glaubt der Verband der Energieverbraucher derzeit nicht an eine unmittelbare Auswirkung des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine auf die Gasversorgung in Deutschland. Man rechne auch nicht, so der Vorsitzende des Verbands, Aribert Peters, am Montag gegenüber dpa, mit einem weiteren Anziehen der Preise vonseiten Russlands. Auch werde Russland seiner Meinung nach den Gashahn nicht ganz zudrehen. „Russland ist auf das Geld aus der EU angewiesen“ sagte Peters. Auch er schätzt allerdings ein schnelles Umschwenken auf andere Lieferanten als eher schwierig ein. Mit weiter steigenden Gaspreisen im Jahr 2006 rechnet der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Dies allerdings mehr auf dem Hintergrund des gestiegenen Ölpreises. „Der Gaspreis hängt mit einem halben Jahr Verspätung am Ölpreis“, erklärte der Vorsitzende des BDI-Energieausschusses, Gernot Schaefer, dem Tagesspiegel. Wegen dieses Effektes erwarte er zunächst im Januar, wahrscheinlich aber auch noch einmal im April eine Preissteigerung. Die Bundesregierung sieht derzeit die Gasversorgung in Deutschland gesichert. Sie forderte allerdings Russland und die Ukraine dazu auf, den Streit zu beenden. Die Europäische Union erklärte sich zur Vermittlung zwischen den Kontrahenten bereit. Beide Staaten hätten gegenüber der EU versichert, so eine EU-Diplomatin laut dpa, „das ihnen Mögliche zu tun, damit es nicht zu einer Unterbrechung der Gaslieferungen an EU-Staaten kommt.“ Quelle: dpa, verivox Autorin: Petra Forberger für www.solarportal.de |