Artikel vom 23.08.2013, Druckdatum 15.11.2024

Professor der Fachhochschule Kaiserslautern erfindet „Dachkraftwerk“

Große, hoch aufragende Windräder produzieren in windreichen Gegenden sauberen Strom stoßen aber manchmal aus ästhetischen Gründen auf Gegenwind aus der Bevölkerung. Prof. Dr. Kurt Spiegelmacher, der im Studiengang Technische Betriebswirtschaft am Campus Zweibrücken der Fachhochschule (FH) Kaiserslautern lehrt, präsentiert nun eine Alternative: Kleine und preisgünstige in die Dach- oder Fassadenkonstruktion von ganz normalen Häusern integrierte „Wind-Turbinchen“. Dafür wurde er nun zum „Galileo Wissenspreis“, einer der Kategorien der Greentec-Awards 2013, nominiert.

Seit einiger Zeit hat sich Spiegelmacher, der in Otterbach bei Kaiserslautern wohnt, dem Themenfeld „Nutzung regenerativer Energien“ gewidmet. Der Grundgedanke war, Windenergie nicht nur durch große und möglichst hoch aufragende Windräder mit den bekannten ästhetischen Einbußen des Landschaftsbildes zu schöpfen, sondern auch in besiedelten, natürlich vorzugsweise windreichen Gebieten jeder Gebäudebesitzerin und jedem Gebäudebesitzer die Möglichkeit zu bieten, mit vergleichsweise geringen Investitionskosten einen Beitrag zur „Energiewende“ zu leisten. Und dies quasi unsichtbar, also ohne die Umgebung zu verschandeln und ohne Genehmigungsprobleme zu bekommen.

Die verblüffend einfache Lösung ist eine neuartige Dach- und bei höheren Gebäuden auch Fassaden-Konstruktion, mit der anströmender Wind großflächig gesammelt und einer Reihe kleiner und preisgünstiger, in die Dachkonstruktion integrierter „Wind-Turbinchen“ zugeführt wird. Auf der gegenüberliegenden Seite, der „Sog-Seite“, wird die Luftströmung wieder abgeführt. Die Besonderheit der Erfindung sind kastenartige Dach- oder Fassadenmodule, die zum Teil architektonisch attraktiv gestaltbare Lufteinlass- und -auslassöffnungen besitzen und als ganz „normale“ Dachbedeckung oder Fassadenverschalung Strömungsräume oder -kanäle bilden.

Prädestiniert ist die Nutzung natürlich in windreichen Gegenden der Welt, also in Küstenbereichen oder in Bergregionen. Dann kann der nutzbare Betrag dieser „kostenlosen“ und umweltfreundlichen Energie bei 100 Quadratmeter Dachfläche und 5 m/s mittlerer Windgeschwindigkeit schon bei rund 50 kWh/Tag elektrischer Energie und damit auf dem Niveau von Photovoltaik Anlagen liegen. Modellberechnungen und ein erstelltes Modellhaus im Maßstab 1:200 haben schon die Funktionsfähigkeit und Machbarkeit der Lösung bestätigt. Prototypen der Dachmodule wurden auf innovative Weise mit einem 3D-Drucker geschaffen.

Die Greentec-Awards unter der Schirmherrschaft des Bundesumweltministers gehören zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen Deutschlands und geben alljährlich insbesondere Umweltschutz-orientierten Ideen eine große mediale Bühne. Bereits die Nominierung der Idee stellt einen Erfolg dar. Namhafte deutsche Unternehmen, wie VW und Siemens, sind in den verschiedenen Kategorien als Nominierte vertreten. In jeder der insgesamt acht Kategorien wurden durch eine hochkarätige Jury drei innovative Lösungen nominiert. Ein Fernsehteam hat am 10.07. Aufnahmen zur Erfindung an der FH in Zweibrücken gemacht. 

Am 30. August 2013 werden im Rahmen einer Gala-Veranstaltung in Berlin mit bekannten Politiker/innen, Künstler/innen, Wirtschaftsvertreter/innen und Prominenten unter großer Beachtung der Medien die Preisträgerinnen und Presiträger bekanntgegeben. Ziel der durch eine Vielzahl von Sponsorinnen und Sponsoren unterstützten Veranstaltung ist, die Arbeit von Wissenschaftler/innen und Erfinder/innen zu würdigen und die Ideen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Interessierte Unternehmen und Investor/innen sollen gewonnen werden, um die besten Ideen umzusetzen und den Menschen nützlich zu machen. Die Kategorie „Galileo Wissenspreis“, in der Kurt Spiegelmacher nominiert ist, wird dabei zusätzlich durch den TV-Sender PRO7 besonders unterstützt. Informationen im Internet: www.greentec-awards.com

Kurt Spiegelmacher beschäftigt sich auch in der Lehre mit Erfindungen und deren Patentierung, wovon insbesondere auch die Studierenden der Technischen Betriebswirtschaft profitieren. So können diese beispielsweise durch Mitwirkung bei einem seit Jahren beliebten und einzigartigen Erfinder-Workshop zu Miterfinder/innen echter Patentanmeldungen werden.

Zum kommenden Wintersemester ist der Einstieg in den praxisorientierten Studiengang Technische Betriebswirtschaft noch problemlos möglich. Die Studiengänge sind zulassungsfrei und Interessierte können sich in den Wunschstudiengang bis einschließlich 31. August direkt online einschreiben. Informationen zu den Studiengängen und zur Online-Einschreibung unter www.fh-kl.de

Quelle: Fachhochschule (FH) Kaiserslautern
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