Artikel vom 03.08.2013, Druckdatum 15.11.2024 | |
Deutsche Unternehmen international nur Mittelmaß im Nachhaltigkeitsmanagement Deutsche Unternehmen sind für ihr Engagement für Umwelt und Arbeitnehmerrechte bekannt. Eine jetzt veröffentlichte internationale Vergleichsstudie des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg zeigt aber: im internationalen Vergleich belegen sie nur einen Platz im Mittelfeld. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle „International Corporate Sustainability Barometer“. Interessant auch: Vor allem der gesellschaftliche Druck, etwa durch Nichtregierungsorganisationen oder Medienberichterstattung, motiviert Unternehmen, sich mit ökologischen und sozialen Themen auseinanderzusetzen. „Der internationale Vergleich zeigt, dass deutsche Unternehmen sich bei der Umsetzung konkreter Nachhaltigkeitsmaßnahmen weder zu einzelnen ökologischen und sozialen Themen noch bei der Integration in die Organisation als Vorreiter positionieren können“, fasst Professor Stefan Schaltegger, Leiter des CSM, das überraschende Ergebnis zusammen. Deutsche Unternehmen belegen zwar bei keinem der untersuchten Nachhaltigkeitsthemen einen hinteren Rang, bewegen sich aber zumeist nur im Mittelfeld. Die vom CSM in Zusammenarbeit mit zehn renommierten Partnerorganisationen vorgenommene Untersuchung analysiert den aktuellen Stand und die Fortschritte von Nachhaltigkeitsmanagement und CSR in 468 großen Unternehmen aus insgesamt elf Ländern in Asien, Australien, Europa und Nordamerika. Vor allem japanische und britische Unternehmen sind den deutschen Wettbewerbern voraus. Sie verankern ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten breiter in der Organisation, indem sie zum Beispiel mehr betriebliche Abteilungen einbeziehen. Britische Unternehmen setzen Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements besonders häufig ein, während japanische Unternehmen stark auf entsprechende Standards setzen. Schlechter schneiden stärker dienstleistungsorientierte Länder wie Belgien und die Schweiz ab. Sie landen bei überdurchschnittlich vielen Themen des Nachhaltigkeitsmanagements auf den hinteren Plätzen. Mit Südkorea weist neben Japan eine weitere produktionsintensive Volkswirtschaft auf einigen Feldern besondere Stärken auf. Koreanische Firmen sehen sich mit hohen Anforderungen durch Stakeholder konfrontiert und reagieren mit einem intensiven Management ihrer Stakeholder-Beziehungen darauf. Die Messung der Auswirkungen des Nachhaltigkeitsengagements auf Geschäftserfolg und Wettbewerbsfähigkeit spielt für spanische, französische und koreanische Unternehmen eine besonders Rolle. Schaltegger bewertet das als eine Maßnahme, „die für die tatsächliche Integration ökologischer und sozialer Belange in Unternehmen langfristig unerlässlich ist.“ Er weist außerdem darauf hin, dass Instrumente des Nachhaltigkeitsmanagements vor allem in den USA, Ungarn und Großbritannien weit verbreitet sind. Erstaunlich einig sind sich die befragten Unternehmen bei der Frage nach dem „Warum“ ihres Nachhaltigkeitsengagements. Vor allem der gesellschaftliche Druck, etwa durch Nichtregierungsorganisationen oder Medienberichterstattung, motiviert sie, sich mit ökologischen und sozialen Themen auseinanderzusetzen. Neben CSR- und Nachhaltigkeitsabteilungen ist in den unterschiedlichen Ländern dabei mehrheitlich die Unternehmenskommunikation involviert, denn die Unternehmen ergreifen in erster Linie Maßnahmen, die ihrer Reputation dienen. Marktorientierte Maßnahmen, wie etwa die Entwicklung nachhaltigkeitsorientierter Innovationen, spielen nur eine untergeordnete Rolle. Somit macht das Lüneburger Forscherteam, das die bislang einmalige Vergleichsstudie initiiert und koordiniert hat, Herausforderungen und Potenziale aus, die alle befragten Länder betreffen. Hintergrundinformation: Das aktuelle „International Corporate Sustainability Barometer“ basiert auf der Untersuchung von über 450 Großunternehmen aus insgesamt elf Ländern. Sie gewährten Forscherinnen und Forschern des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg Einblicke in ihre Nachhaltigkeits- und Corporate Social Responsibility (CSR)-Aktivitäten. Das Centre for Sustainability Management (CSM) ist ein international tätiges Kompetenzzentrum und Forschungsinstitut der Leuphana Universität Lüneburg. Als Pionier auf dem Gebiet managementbezogener Nachhaltigkeitsfragen organisiert es den Wissenstransfer zu Aspekten des unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements in die Praxis. Das CSM bietet den weltweit ersten MBA Sustainability Management an. Weitere Informationen zum Studiengang finden Sie unter www.sustainament.de Quelle: Leuphana Universität Lüneburg |