Artikel vom 27.02.2013, Druckdatum 15.11.2024

Energiewende: So viele neue Kohlekraftwerke wie noch nie

2013 gehen in Deutschland so viele neue Kohlekraftwerke ans Netz wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Da in den nächsten Jahren noch weitere große Kohlekraftwerke geplant sind, dürfte sich der Druck auf die Strompreise noch weiter verschärfen. Der Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR), Dr. Norbert Allnoch dazu: „Es ist erstaunlich, dass sich die politische Debatte um die Energiewende derzeit nur auf das Ausbremsen der Erneuerbaren Energien konzentriert, während gleichzeitig weitgehend unbemerkt neue Kohlekraftwerke mit einer Rekordleistung ans Netz gehen.“

Nach den Daten der Bundesnetzagentur werden im Jahr 2013 neue Steinkohle-Kraftwerke mit einer Rekordleistung von fast 5.300 Megawatt (MW) erstmals Strom produzieren, teilte das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) in Münster mit. Weil laut Planungen nur knapp 1.000 MW alte Steinkohle-Kraftwerke stillgelegt werden, drängen unter dem Strich zusätzliche konventionelle Kraftwerkskapazitäten mit einer Leistung von 4.300 MW auf einen schon jetzt gesättigten Markt.

„Der Zuwachs an Erneuerbaren Energien und der Rückgang des Stromverbrauchs haben die Stromlücke durch die acht AKW-Abschaltungen im Jahr 2011 bereits heute vollständig kompensiert“, sagte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Sichtbar wird das auch am deutschen Stromexport-Überschuss, der im letzten Jahr auf 23 Milliarden Kilowattstunden kletterte und einen neuen Rekordwert erreichte.

Auch die Abschaltung der nächsten zwei Atomkraftwerke im Jahr 2015 und 2017 mit einer Gesamt-Jahresproduktion von rund 20 Milliarden Kilowattstunden führt bei einem kontinuierlichen Ausbau der Erneuerbaren Energien an Land und vor der Küste (Offshore-Windenergie) zu keiner erkennbaren Stromlücke, so das IWR.

Da in den nächsten Jahren noch weitere große Kohlekraftwerke geplant sind, dürfte sich der Druck auf die Strompreise noch weiter verschärfen. Und die sind für Großabnehmer heute schon so niedrig wie zuletzt 2005. Allnoch: „Wer jetzt Grundlaststrom an der Börse bis zum Jahr 2017 kauft, der zahlt mit knapp über 4 Cent pro Kilowattstunde bis zu 55 Prozent weniger als 2008 und hat darüber hinaus für die nächsten vier Jahre Preisstabilität.“

Hintergrundinfos

Die Bruttostromerzeugung in Deutschland erreichte im Jahr 2012 nach vorläufigen Angaben insgesamt 617,6 Mrd. kWh und damit 11 Mrd. kWh weniger als 2010 (628,6 Mrd. kWh). Kernkraftanlagen haben 2010, d.h. vor dem Atomausstieg, 140,6 Milliarden kWh Strom produziert. Im Jahr 2012 fiel die AKW-Stromproduktion im Vergleich zu 2010 um 41 Milliarden kWh auf 99,5 Mrd. kWh. Wegen der niedrigeren Stromerzeugung (-11 Mrd. kWh) ergibt sich eine Nettostromlücke aus AKW-Abschaltungen von 30 Mrd. kWh. Diese Lücke wurde durch erneuerbare Energien mit einem Zuwachs um 32 Milliarden kWh gegenüber 2010 kompensiert. Trotz der gesunkenen Stromproduktion stieg der deutsche Stromexport-Überschuss im Jahr 2012 auf 23 Mrd. kWh und damit auf einen neuen Rekordwert.

Quelle: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR)
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