Artikel vom 29.09.2006, Druckdatum 15.11.2024

Atomausstieg selber machen!

Führende Umweltverbände, Verbraucherschutzorganisationen und Anti-Atom-Initiativen rufen die atomkritische Mehrheit in Deutschland auf, ihre Vertragsbeziehungen zu den Atomstromproduzenten zu beenden und massenhaft zu Ökostromern zu wechseln. Private Haushalte, Gewerbe und Unternehmen sollen so gegen die einseitige Aufkündigung des so genannten Atomkonsenses durch den Essener Stromriesen RWE und die anderen drei Atomstromproduzenten E.ON, Vattenfall und Energie Baden-Württemberg (EnBW) vorgehen.

Die Organisationen, die zusammen mehrere Millionen Mitglieder repräsentieren, reagieren mit einem gemeinsamen Aufruf „Genug ist genug - Atomausstieg selber machen!“ auf den Antrag des Essener Stromkonzerns RWE, den ältesten Atomreaktor in Deutschland, das AKW Biblis A, mindestens drei bis vier Jahre länger zu betreiben als im Atomausstiegsgesetz vorgesehen.

In den kommenden Wochen und Monaten sollen jene rund zwei Drittel der Bevölkerung angesprochen und informiert werden, die nach jüngsten Umfragen der Atomenergie ablehnend gegenüberstehen, bisher daraus aber noch nicht die Konsequenz eines Stromanbieterwechsels gezogen haben. „Erteilen Sie dem Wortbruch der Konzerne mit der Aufkündigung Ihrer Vertragsbeziehungen eine angemessene Antwort. Es kostet Sie fünf Minuten“, heißt es in dem bisher von neun Organisationen, Verbänden und Initiativen unterzeichneten Aufruf. Dabei sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bund der Energieverbraucher, der Deutsche Naturschutzring (DNR), Greenpeace, der Naturschutzbund NABU, die Deutsche Sektion der IPPNW, ROBIN WOOD und X-tausendmal quer.

„Der größte Wert eines Energieversorgungsunternehmens sind seine Kunden“, sagte Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der beteiligten Organisationen in Berlin. „Die Initiative ,Atomausstieg selber machen’ wird zünden und nicht nur das Land sicherer machen, sondern auch mehr Wettbewerb in den Energiemarkt bringen, indem sie neuen Stromanbietern einen zusätzlichen Schub verleiht.“

Der Bundesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Gerhard Timm, nannte die von RWE geforderte Übertragung von Stromkontingenten ausgerechnet auf den derzeit ältesten Meiler in Deutschland Biblis A eine Zumutung: „RWE beweist mit dieser Strategie, dass der Konzern sein wirtschaftliches Interesse über die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung stellt.“ 

Dass der über Jahre mühsam ausgehandelte und von den Konzernen selbst unterzeichnete Atomkonsens nun von RWE und anderen Atomstromproduzenten aus Profitsucht wieder aufgeschnürt werde, bedeute „auch ein moralisches Versagen der Spitzenmanager“, sagte Leif Miller, der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes NABU. Vom eingeschlagenen Pfad - weg von risikoträchtigen und umweltgefährdenden hin zu erneuerbaren Energien - dürfe es keinen Weg zurück geben.

Mehr Infos unter www.atomausstieg-selber-machen.de oder über eine Infoline der Ökostromer Tel. 0800-7626852

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V.
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