Artikel vom 14.06.2012, Druckdatum 15.11.2024

„Fahrplan Solarwärme“ für erfolgreiche Energiewende

Höchste Zeit, mit erneuerbarer Wärmeerzeugung von der Sonne fossile Brennstoffe überflüssig zu machen. Die Politik kann mit geringem Aufwand bei der Solarwärme enorme positive Effekte erreichen. Neben dem Klimaschutz wird die Solarwärme 2020 Staatseinnahmen von 800 Millionen Euro erzeugen und 2,4 Milliarden umsetzen. Der „Fahrplan Solarwärme“, eine umfangreichen Studie, die der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) zur Eröffnung der Intersolar Europe in München präsentierte, zeigt auf, welchen wesentlichen Beitrag die Solarthermie Branche zur Energiewende leisten kann und muss.

Bis 2030 wird sich der Solarwärme-Markt wandeln, stark wachsen und neue Marktsegmente hinzugewinnen. Unter den neuen Segmenten wird die Industrielle Prozesswärme zum Absatztreiber, gefolgt von der Erneuerung bestehender Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern, Nicht-Wohngebäuden sowie Nah- und Fernwärme. Allein bis 2020 bedeutet dies bei einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 12,5 Prozent einen Zubau von 3,6 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche im Jahr und damit eine Verdreifachung des Marktes.

So steigt die solare Wärmeerzeugung bis 2020 auf 14 Milliarden Kilowattstunden (therm.) pro Jahr. Bis 2030 kann sich der Zubau versiebenfachen und mit fast 70 GW solarthermischer Leistung einen substanziellen Beitrag zum Wärmebedarf deutscher Haushalte und der deutschen Industrie liefern. Im gleichen Jahr spart die Technologie 8 Millionen Tonnen CO2. Die Beschäftigungszahl durch Solarwärme-Technologie kann sich bis 2020 auf rund 40.000 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze fast verdoppeln, bis 2030 fast verdreifachen.

Das sind die Kernergebnisse der umfangreichen Studie „Fahrplan Solarwärme“, die der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) zur Eröffnung der Intersolar Europe in München präsentierte, die Messe ist gleichzeitig neben dem Bundesumweltministerium Hauptsponsor der umfangreichen Studie. „Bei der Energiewende denken viele nur an Strom aber einen Großteil unseres Energieverbrauchs geht in die Erzeugung von Wärme. Um einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten zu können, haben wir uns als Solarbranche sehr ehrgeizige, aber realistische Ziele für die Wärmeerzeugung gesetzt“, erläuterte Helmut Jäger, Vizepräsident des BSW-Solar.

Erhebliche Fortschritte erwarten die Autoren der Studie (die Beratungsunternehmen Technomar und CO2-Online sowie das Institut für Thermodynamik und Wärmetechnik der Universität Stuttgart) bei der Senkung der Produktionskosten durch den Einsatz innovativer Technologien, günstigere Fertigungsverfahren und der Entwicklung alternativer Speicherkonzepte. 

„Solarwärme-Systeme werden bis 2020 um 14 Prozent günstiger werden, bis 2030 sogar um mehr als 40 Prozent. Damit stärkt Solarwärme entscheidend ihre Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Technomar-Geschäftsführer Zsolt Krémer. Durch die deutliche Senkung der Kosten kann die Solarwärme bis 2030 in allen Marktsegmenten ihre Amortisationszeit unter 5 Jahre drücken, wodurch sie für die Investitionsentscheider in allen Anwendungsbereichen wirtschaftlich attraktiv wird. 

Wichtiges Standbein der Solarwärme-Branche bleibt weiterhin das klassische Marktsegment der Ein- und Zweifamilienhäuser, in dem bis Ende 2011 bereits mehr als 1,6 Million Solarwärme-Anlagen errichtet wurden. Solarwärme sollte heute bei jeder Heizungssanierung und im Neubau eingesetzt werden, weil sie vor steigenden Energiepreisen schützt. Dabei ist mit einer Eignungsrate von 55 Prozent aller Dächer ausreichend Platz für eine substanzielle Weiterentwicklung sowohl der Photovoltaik als auch der Solarwärme. 

Bis 2030 schätzt der BSW-Solar eine Solarisierungsrate von zwischen 70 und 80 Prozent aller Ein- und Zweifamilienhäuser allein durch die Solarwärme. Künftig sollen weitere Einsatzfelder außerhalb des Wohnbereichs erschlossen werden. „Wir müssen das große Potenzial der Solarwärme auf andere Marktsegmente, insbesondere auf die industrielle Prozesswärme ausdehnen und diese zu Wachstumstreibern machen“, so Jäger. Im Jahr 2030 könnten der Studie zufolge über 10 Prozent des Wärmebedarfs der deutschen Industrie (bis 100°C) aus Solarwärme-Anlagen stammen. 

Die Studie „Fahrplan Solarwärme“ definiert sechs strategische Fokusthemen, mit deren Hilfe die Branche die ambitionierten Ziele erreichen möchte. Ansatzpunkte sind zum Beispiel Forschung und Entwicklung im Bereich Speichertechnologie, um die Kosten für Solarwärme-Systeme zu senken bzw. durch Effizienzsteigerung die Amortisationszeit der Anlage zu verkürzen. Auch die Installation soll durch vereinfachte Montagesysteme und Standardisierung weiter optimiert werden. Zusätzliche Marktsegmente sollen durch verbesserte Systemlösungen und durch bedarfsgerechte Informationen für neue Zielgruppen erschlossen werden. 

Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar)
                                                                 News_V2