Artikel vom 06.03.2012, Druckdatum 15.11.2024

centrotherm photovoltaics baut 400 Stellen ab

Der Umsatz der centrotherm photovoltaics AG (Blaubeuren) stieg im Geschäftsjahr 2011 nach vorläufigen Zahlen um 11,9 Prozent auf 698,5 Millionen Euro (Vorjahr: 624,2 Millionen Euro). Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei minus 19,8 Millionen Euro (Vorjahr: 75,4 Millionen Euro). Konsequenz: Das Segment Dünnschichtmodul am Standort Blaubeuren soll geschlossen und Teilbereiche nach Asien verlagert werden. Bis Mitte 2012 sollen rund 400 Stellen abgebaut werden.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (EBITDA) sank im Berichtszeitraum 2011 von 101,3 Millionen Euro auf 10,2 Millionen Euro. 

Insbesondere die anhaltend angespannte Branchensituation mache sich in der Ergebnisentwicklung 2011 bemerkbar, so das Unternehmen in einer Adhoc-Mitteilung zu den Geschäftszahlen. So würden sich Einmaleffekte in Höhe von minus 75,0 Millionen Euro durch Anpassungen bei einzelnen Großprojekten zeigen, ein marktbedingt schwaches operatives Ergebnis und die entsprechenden Wertberichtigungen im dritten und vierten Quartal. Durch die überraschend drastisch verschlechterte Markt- und Finanzlage habe die Leitlinie für das Geschäftsjahr 2011, einen Konzernumsatz über 710 Millionen Euro bei einer leicht positiven EBIT-Marge zu erzielen, nicht erreicht werden können, so das Unternehmen. 

Im Segment Solarzelle & Modul konnte gegen den allgemeinen Branchentrend in einem schwierigen Jahr 2011 der Umsatz von 404,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 607,9 Millionen Euro gesteigert werden. Die angespannte Marktsituation insbesondere im vierten Quartal 2011 führte zu Verschiebungen und Stornierungen einzelner Projekte und erforderte eine Neubewertung der Vorräte. Dadurch sank das operative Segmentergebnis auf 71,9 Millionen Euro (Vorjahr: 91,6 Millionen Euro).

Im Segment Silizium & Wafer betrug der Umsatz 57,9 Millionen Euro (Vorjahr: 201,7 Millionen Euro). Das EBIT belief sich auf minus 70,3 Millionen Euro (Vorjahr: 21,2 Millionen Euro). Die Geschäftsentwicklung im Segment wurde wesentlich durch die angespannte Branchensituation und den Preisverfall für Polysilizium beeinflusst. Vor dem Hintergrund der extrem verschlechterten Markt- und Finanzlage sah sich der Vorstand im dritten Quartal 2011 veranlasst, Anpassungen bei einzelnen Großprojekten vorzunehmen, die das operative Segmentergebnis deutlich negativ belasteten.

Im Segment Dünnschichtmodul wurden Umsatzerlöse von 32,7 Millionen Euro erzielt (Vorjahr: 18,0 Millionen Euro) – und überwiegend in der 100-prozentigen Tochter FHR Anlagenbau erwirtschaftet. Das EBIT belief sich erwartungsgemäß auf minus 21,4 Millionen Euro (Vorjahr: minus 37,4 Millionen Euro).

Das abgelaufene Berichtsjahr sei durch die anhaltende Unsicherheit an den Finanzmärkten, das schwierige Marktumfeld in der Photovoltaik Branche und die Investitionszurückhaltung der Kunden gekennzeichnet gewesen, so das Unternehmen weiter. Dennoch verzeichnete centrotherm photovoltaics im Geschäftsjahr 2011 neue Aufträge mit einem Volumen von insgesamt 423,4 Millionen Euro als Auftragseingang.

90 Prozent der Aufträge wurden im Segment Solarzelle & Modul gewonnen. Der Auftragsbestand betrug zum 31. Dezember 2011 423,0 Millionen Euro. Davon entfielen 234,6 Millionen Euro auf das Segment Solarzelle & Modul, 176,1 Millionen Euro auf das Segment Silizium & Wafer und 12,3 Millionen Euro auf Aufträge im Segment Dünnschichtmodul.

Auf die anhaltend angespannte Marktsituation habe der Vorstand reagiert und - ergänzend zu den bereits bestehenden Kosten- und Vertriebsinitiativen - das Effizienzprogramm „ct focus“ initiiert, teilt das Unternehmen weiter mit. Erklärtes Ziel des Programms sei es, mit einer schlanken und effizienten Organisationsstruktur und dem strategischen Fokus auf kristallines Silizium entlang der photovoltaischen Wertschöpfungskette, nachhaltig profitabel zu wachsen.

Dazu würden im ersten Schritt die Kosten signifikant gesenkt und die Personalkapazitäten innerhalb des Konzerns angepasst. Insgesamt sollen bis Ende 2013 rund 22 Millionen Euro jährlich eingespart werden. Neben der Refokussierung auf das Geschäft mit Produktionsanlagen und Technologien für die Herstellung kristalliner Solarzellen und module sowie die Produktion von Reinst-Silizium soll der Ausbau des Bereichs Halbleiter & Mikroelektronik ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Programms sein.

Im Rahmen von „ct focus“ habe der Vorstand des Weiteren beschlossen, das Segment Dünnschichtmodul am Standort Blaubeuren zu schließen und Teilbereiche nach Asien zu verlagern. Damit würden Ressourcen gebündelt und es entsteht eine marktnahe Einheit. Eine umfassende Vertriebsoffensive aller Geschäftsbereiche rundet das Maßnahmenpaket von „ct focus“ ab.

„Der Geschäftsverlauf im abgelaufenen Berichtsjahr 2011 zeigt, dass wir uns trotz exzellenter Marktposition und Technologiestärke dem schwierigen Branchenumfeld nicht entziehen konnten“, erklärt Dr. Thomas Riegler, Finanzvorstand der centrotherm photovoltaics AG. „Wir befinden uns weiterhin in einem turbulenten Marktumfeld mit verhaltenen Auftragseingängen. Daher müssen wir unsere Organisation und Kapazitäten flexibel anpassen, um zukünftige Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten“.

centrotherm photovoltaics ist Unternehmensangaben zufolge in den vergangenen Jahren dynamisch gewachsen und habe dafür die entsprechenden Kapazitäten geschaffen. Als logischer und konsequenter Schritt sollen entsprechend den aktuellen Markterfordernissen die Kapazitäten weiter angepasst werden. So wurde beispielsweise der aus der Boomphase stammende hohe Überstundenberg und Urlaub abgebaut, sowie Kurzarbeit in der Produktion eingeführt. Um konzernweit deutlich Kosten zu senken, sollen darüber hinaus auch Personalanpassungen vorgenommen werden. Von den weltweit 1.928 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Konzern (Stand: 31. Dezember 2011) sollen bis Mitte 2012 rund 400 Stellen abgebaut werden. 

Quelle: centrotherm photovoltaics AG

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