Artikel vom 11.01.2012, Druckdatum 15.11.2024 | |
Baden-Württemberg setzt auf Windkraft und Photovoltaik Baden-Württemberg setzt beim Ausbau der Nutzung Erneuerbarer Energien im Strombereich auf Windkraft und die Photovoltaik Aktuelle Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) bescheinigten beiden Energieformen das größte Ausbaupotenzial im Land in den nächsten Jahren. „Wir sind in Teilbereichen heute schon weiter, als es unsere Vorgängerregierung angestrebt hatte. Das zeigt die Dynamik im Markt, es zeigt aber auch, wie hoch die Akzeptanz der erneuerbaren Energien bei Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern inzwischen ist“, erklärte Untersteller. „Ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen, im Jahr 2020 rund 38 Prozent unseres Stroms durch Wind, Sonne Wasser und Biomasse zu erzeugen. Und das, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden!“ Um diese Dynamik zu unterstützen, plane Grün-Rot vorbehaltlich der Zustimmung des Parlaments, die Mittel hierfür von gut 9,5 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2011 auf über 20 Millionen Euro im Jahr 2012 mehr als zu verdoppeln. Der geschäftsführende Vorstand des ZSW, Prof. Dr. Frithjof Staiß, identifizierte die Windkraft und die Sonnenenergie als die Quellen mit dem größten Ausbaupotenzial in den nächsten Jahren. „Beide Energieformen zusammen können 2020 fast 14 TWh im Jahr liefern, wenn es gelingt, den Ausbau stetig voranzutreiben. Das sind rund 22 Prozent der geschätzten Stromerzeugung in Baden-Württemberg. Es gibt im Land genügend geeignete Flächen für den Bau von Windrädern und es gibt mehr als genug Flächen, vor allem Gebäudedächer, die geeignet sind für die Installation einer Photovoltaik Anlage“, sagte der geschäftsführende Vorstand des ZSW, Prof. Dr. Frithjof Staiß, bei der Präsentation der ZSW-Zahlen. Geringere Ausbaupotenziale sieht Staiß bei der Biomassenutzung und der Wasserkraft. In diesen beiden Bereichen sei mit einer Stromerzeugung von knapp 9 TWh/a bereits eine gewisse Sättigung erreicht. Die Aufgabe der Biomasse im Strombereich, so Staiß, liege künftig auch darin, die technische Stabilität des Systems zu stützen durch bedarfsgerechte Produktion und Einspeisung. Umweltminister Franz Untersteller wies darauf hin, dass die Landesregierung gleich an mehreren Stellschrauben drehe, um den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung zu erleichtern und zu beschleunigen. „Ganz wichtig ist mir, dass wir die vorhandenen Ausbau-Potenziale im Land auch wirklich erfassen und angemessen ausschöpfen“, erklärte Untersteller. Das Land werde deshalb eine Potentialanalyse zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien für ganz Baden-Württemberg erarbeiten lassen. „Diese Analyse wird uns dabei helfen, Ausbaupotentiale noch besser zu erfassen und damit auch verorten zu können.“ Zugleich könne dies auch ein wichtiger Baustein für die bessere Vernetzung lokaler und regionaler Energiekonzepte sein. Zudem richte das Land bei den Regierungspräsidien vier „Kompetenzzentren Energie“ und bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) ein zentrales „Kompetenzzentrum Windenergie“ ein. Deren Aufgabe werde es sein, Kommunen, Planern und Investoren insbesondere beim Ausbau der regenerativen und damit auch dezentraleren Stromerzeugung zu beraten. Dies diene auch der Verfahrenserleichterung und -beschleunigung. Um speziell den Ausbau der Windkraft voranzutreiben, habe die Landesregierung schon viel unternommen. Das Landesplanungsgesetz und der ergänzende Windenergieerlass befänden sich auf der Zielgeraden. Dazu komme die Artenschutzkartierung zur Abgrenzung berechtigter Belange des Artenschutzes gegenüber der Windkraft. Als ein weiteres wichtiges Feld bezeichnete der Umweltminister die Förderung und die Forschung. „Wir müssen weiter kommen in unseren Möglichkeiten“, so Untersteller, „deshalb müssen wir investieren und gute Ideen auch mit Geld unterstützen“. Beispielhaft nannte er die Bemühungen seitens der Industrie und der Politik, in Baden-Württemberg ein Windtestfeld zu realisieren, das auf gutem Weg sei. Und auf dem Gebiet der Bioenergie sei es nötig Rest- und Abfallstoffe künftig besser auch zur Stromgewinnung zu nutzen. Forschung spiele insgesamt eine große Rolle beim Thema Speichertechnologien. Baden-Württemberg werde hier eine führende Rolle einnehmen, so Untersteller. Der massive und unverzichtbare Ausbau der erneuerbaren Energie erfordere zudem einen Umbau der Stromversorgung insgesamt und damit auch die Anpassung der notwendigen Infrastruktur, betonte Untersteller. Neben der Speicherung spielten hier auch die Stromnetze eine zentrale Rolle. „Über den notwendigen Ausbau der Übertragungsnetze hinaus“, so Untersteller, „müssen die Verteilnetze hier im Land stärker in den Fokus gerückt werden. Wir werden den notwendigen Aus- und Umbau der Verteilnetze hin zu sogenannten intelligenten Netzen aktiv begleiten.“ Dies sei zum Beispiel auch ein unverzichtbarer Beitrag zum weiteren Ausbau der Photovoltaik hier im Land. Umweltminister Franz Untersteller machte deutlich, dass die Energiewende am „energiepolitischen Zieldreieck“ ausgerichtet werden müsse. Neben deren ökologischer und ökonomischer Verträglichkeit sei die Sicherheit und damit Verlässlichkeit der Stromversorgung für die Landesregierung auch mit Blick auf den Industriestandort Baden-Württemberg deshalb ein weiterer unverzichtbarer Baustein, der ständig im Auge behalten werde. Hier bestehe auch mit den Wirtschaftsverbänden eine große Übereinstimmung, mit denen man einen fortwährenden Dialog im Sinne eines Monitoring mit Blick auf die Kosten und die Versorgungssicherheit vereinbart hat. Umweltminister Franz Untersteller betonte auch, dass es entscheidend darauf ankomme, das Wissen um und die Akzeptanz für die Energiewende in den Regionen, in den Kommunen und damit ganz konkret vor Ort noch weiter zu steigern. Er kündigte in diesem Zusammenhang eine langfristig angelegte Kommunikations- und Akzeptanzkampagne an mit dem Titel „Energiewende im Dialog“. „Wir müssen uns noch deutlicher, vernehmbarer und verständlicher vor Ort in den Dialog einbringen und diesen Dialog müssen wir auf Augenhöhe führen“, so Untersteller. Zudem leiste das Informationszentrum Energie mit Informationsmaterial, Vorträgen, Messebeteiligungen und Veranstaltungen wertvolle Öffentlichkeitsarbeit für den notwendigen Systemwandel in der Energiewirtschaft. Speziell mit Vertretern der Naturschutzverbände seien im Jahr 2012 zehn „Naturschutzfahrten“ geplant, bei denen vor Ort über ganz konkrete Auswirkungen verschiedener Anlagen der erneuerbaren Energien diskutiert werde. Untersteller betonte auch die Bedeutung von Bürgerwindrädern. Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger sollten sich am Bau von Windparks und Windkraftanlagen finanziell beteiligen können, was die Akzeptanz der Anlagen sicherlich noch mehr stärken werde. „Energiewende geht nicht gegen die Menschen, sondern nur mit ihnen“, so Franz Untersteller. Abschließend wies Untersteller darauf hin, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien für die Kommunen auch eine große finanzielle Chance darstelle. Sein Haus habe daher eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die deutlich mache, welche Wertschöpfung auf kommunaler Ebene mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien verbunden ist. Auch hier werde die Schnittmenge von Ökologie und Ökonomie, die eine wichtige Leitschnur bei dem Umbau der Energieversorgung sei, deutlich. Quelle: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg |