Artikel vom 26.09.2011, Druckdatum 15.11.2024

Hilfe zur Selbsthilfe mit zwei neuen Desertec Projekten

Das sonnenreiche Nordafrika ist optimal für die Erzeugung von sauberem Wüstenstrom geeignet, doch noch mangelt es dort oft an den notwendigen Fachkenntnissen im Bereich der Erneuerbaren Energien. Nordafrikanische Experten der Desertec Foundation arbeiten zusammen mit Partnern aus Deutschland und der Mittelmeerregion daran, dies zu ändern. Damit die Menschen in Nordafrika beim Bau von Solar- und Windkraftwerken profitieren können, sollen zwei neue Projekte Studiengänge einführen, technisches Personal ausbilden und dabei helfen, geeignete Rahmenbedingungen für den massiven Ausbau der Erneuerbaren in der Region zu schaffen.

Die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten haben gezeigt, wie wichtig den jungen Bevölkerungsgruppen Mitbestimmung, Perspektiven und Arbeitsplätze sind. Darauf liegt der Fokus des „RE-Generation MENA“-Projekts, das vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert wird.

„Ziel ist, vor allem Studenten in Ägypten und Tunesien zu befähigen, sich in ihren jungen Demokratien dafür stark zu machen, dass ihre Länder die nötigen Rahmenbedingungen für den Ausbau Erneuerbarer Energien einführen“, sagt der Deutsch-Ägypter Nagi Siam, Leiter des Projekts bei der Desertec Foundation. Unterstützung kommt dabei aus dem Desertec University Network, einem Netzwerk von rund 20 Universitäten in Nordafrika und dem Nahen Osten, das sich für den Aufbau von Know-how und die Einführung von Studiengängen rund um Erneuerbare Energien einsetzt.

Bisher wird Desertec oft als eine große Vision gesehen, die ausschließlich aus dem Bau vieler Solar- und Windkraftwerke in Wüsten und Stromexport nach Europa besteht. Das Desertec-Konzept bietet laut Projektleiter Nagi Siam aber wesentlich mehr: „Es kann die Region durch den Aufbau eines nachhaltigen Industriesektors wirtschaftlich stärken und durch die Schaffung von Arbeitsplätzen stabilisieren. Zusätzlich bietet es unendlich verfügbare Energie zur Stromerzeugung für den Eigenbedarf, den Export nach Europa und für die dringend benötigte Meerwasserentsalzung.“

Das zweite Projekt namens „WEREEMa“ ist eine Kooperation zwischen Marokko und dem Bundesland Schleswig-Holstein mit dem Ziel, durch Know-how Transfer Marokkos Kompetenz im Bereich der Erneuerbaren Energien zu festigen.

„Für die Umsetzung von Desertec ist Marokko ideal“, so Dr. Meriem Rezgaoui, marokkanische Projektleiterin bei der Desertec Foundation. „Es ist eines der stabilsten Länder der Region. Als Reaktion auf den arabischen Frühling setzte der König nicht auf Konfrontation, sondern auf weitreichende Reformen. Milliardenschwere Pläne für den Ausbau der Erneuerbaren Energien sollen Arbeitsplätze schaffen und die Importabhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Durch eine bereits bestehende Leitung zwischen Marokko und Spanien könnte in wenigen Jahren – zusätzlich zur Produktion für den Eigenbedarf – der erste Strom nach Europa fließen.“

Das „WEREEMa“-Projekt wird von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit 3 Millionen Euro gefördert. Weitere 600.000 Euro bringt die marokkanische Energieagentur als Eigenleistung in das Projekt ein. Initiiert wurde das Projekt vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. Unter Leitung der Investitionsbank Schleswig-Holstein arbeiten nun die Desertec Foundation, das Forschungsnetzwerk CeWind, die Universität Flensburg, das Biomassekompetenzzentrum in Kiel und die marokkanische Energieagentur ADEREE gemeinsam daran, die Grundlagen zur Umsetzung von Desertec in Marokko zu schaffen. 

Vorgesehen sind sowohl die institutionelle Unterstützung der marokkanischen Energieagentur und des staatlichen Netzbetreibers als auch die Etablierung von Masterstudiengängen in Zusammenarbeit mit deutschen Universitäten und die Ausbildung von technischem Personal. Zudem soll deutschen Unternehmern vermittelt werden, wie sie in Marokko auf dem Sektor der Erneuerbaren Energien aktiv werden können. 

Quelle: DESERTEC Foundation
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