Artikel vom 27.05.2011, Druckdatum 15.11.2024

Geringe Strompreiseffekte bei einem beschleunigten Atomausstieg

In einer Kurzstudie für das nordrhein-westfälische Umweltministerium stellt das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie klar: Die bisherige Debatte um die Kosten eines beschleunigten Atomausstiegs fokussiert einseitig auf die Effekte bei den Strompreisen und dramatisiert diese. „Ein schrittweiser Ausstieg“, so Dr. Stefan Lechtenböhmer, Koordinator der Studie und Forschungsgruppenleiter, „wird einen Durchschnittshaushalt der 3.500 kWh im Jahr verbraucht, mit voraussichtlich maximal 25 Euro im Jahr belasten.“

Eine in jedem Fall sinnvolle Möglichkeit, die Auswirkungen auf die Industrie sowie die übrigen Verbraucher zu begrenzen, stellt eine gezielte Unterstützung bei der verstärkten Erschließung der Energieeffizienzpotenziale dar. Die realisierbaren Einsparpotenziale beim Strombedarf der verschiedenen Verbrauchergruppen werden bis etwa 2020 auf eine Größenordnung 13 bis 23 Prozent geschätzt (siehe Berechnungen der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) unterstützt vom Wuppertal Institut).

Eine korrekte Bewertung der gesamtwirtschaftlichen Wirkungen sollte berücksichtigen, so die Studie, dass ein beschleunigter Ausstieg diverse positive Effekte hat, wie beispielsweise eine Verringerung der nuklearen Risiken oder eine Beschleunigung des ohnehin notwendigen Umbaus des Energiesystems gemäß der Klimaschutzziele.

Zu unterscheiden von möglichen kurz- und mittelfristigen Strompreiserhöhungen aufgrund der stärkeren Auslastung bestehender Kraftwerke ist dieser anstehende Umbau des Energiesystems. Er ist mit Investitionen verbunden, die in der öffentlichen Diskussion oft als (Mehr-)Kosten der Energiewirtschaft dargestellt werden.

Tatsächlich aber (und darauf weist Dr. Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung vom 30.4./1.5.11 hin), „sollen Kraftwerke, also Kapitalgüter, die unter Einsatz eines Brennstoffs, also zu laufenden Betriebskosten, betrieben werden“, ersetzt werden. „Stattdessen zum Zuge kommen sollen Kraftwerke, die ihre Energie aus Sonne und Wind direkt und kostenlos beziehen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Kosten fast vollständig mit der anfänglichen Investition anfallen, also Kapitalkosten darstellen: Brennstoff- oder laufende Kosten fallen bei ihnen nicht oder kaum an.“

Insofern rechnet Lechtenböhmer langfristig eher mit positiven ökonomischen Effekten bei beschleunigtem Ausstieg. NRW-Umweltminister Johannes Remmel sieht die Studie als Beitrag zur Versachlichung der Debatte und kündigt in einer Pressemitteilung an, die Ergebnisse deshalb auch der Ethikkommission zur Verfügung zu stellen, die im Auftrag der Bundesregierung Empfehlungen für den Ausstieg aus der Atomkraft erarbeiten soll.

Die Kurzstudie steht hier zum Download bereit.

Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
                                                                 News_V2