Artikel vom 30.06.2006, Druckdatum 15.11.2024 | |
Studie belegt: Umweltschutz ist Jobmotor Derzeit arbeiten 1,5 Millionen Menschen – rund 3,8 Prozent aller Beschäftigten – im Umweltschutz. Würde die Bundesregierung entsprechende Rahmenbedingungen schaffen, könnte ihre Zahl bis 2020 verdoppelt werden. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Bundesumweltminister Sigmar Gabriel gestern überreicht bekam. Die Analyse mit dem Titel „Umwelt und Beschäftigung 2006“ ist ein Gemeinschaftswerk von BUND, dem Deutschen Naturschutzring (DNR) und dem NABU. „Der Umweltschutz ist ein bedeutender und stabilisierender Faktor für den deutschen Arbeitsmarkt geworden. Rund vier Prozent aller Beschäftigten arbeiten heute in diesem Bereich. Das sind mehr als zum Beispiel in der Automobilindustrie. Und das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Unsere Studie zeigt: Wenn die Bundesregierung zum ökologischen Innovationsmotor wird, werden im Jahr 2020 drei Millionen Menschen im Umweltschutz arbeiten können“, sagte die BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. Schon heute arbeiten 1,5 Millionen Menschen im Umweltschutzbereich, allein 170.000 waren es 2005 in der Erneuerbare-Energien-Branche. Prognosen besagen, dass 2020 weltweit 250 Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert werden. Die heimische Wirtschaft und der deutsche Arbeitsmarkt könnten davon in hohem Maße profitieren, wenn die Bundesregierung das Potenzial der Erneuerbaren im Strom und im Wärmesektor voll ausschöpfe. Allein durch den Ausbau von Wind-, Sonnen- und Biomasseenergie könnten bis dahin 500.000 Arbeitsplätze in Deutschland vorhanden sein. Ein noch größeres Arbeitsplatzpotenzial habe die Verbesserung der Ressourceneffizienz bei Produkten und Dienstleistungen. „Energie und Material einsparen bzw. effizienter nutzen ist das zweite Standbein der Ressourcenwende“, lautet ein weiterer Kernsatz der Studie. Auch dazu bedürfe es entsprechender Rahmenbedingungen wie Weiterentwicklung der Ökosteuer im Bereich Kerosinsteuer und Materialverbrauch oder Anreizprogramme für mehr Energie- und Ressourceneffizienz in Produkten und Dienstleistungen. Bis zu einer Million Beschäftigungsverhältnisse und eine Entlastung der Staatsfinanzen um 100 Milliarden Euro wären laut Studie in diesem Bereich längerfristig möglich. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher setzen auf ökologische Lebensmittel. Ergebnis: 155.000 Arbeitsplätze. Dennoch erhalten Öko-Betriebe in Deutschland im Durchschnitt weniger Fördergelder als konventionelle Betriebe. Olaf Tschimpke, NABU-Präsident: „Der Ökolandbau schafft derzeit 35 Prozent mehr Arbeitsplätze als die industrielle Landwirtschaft. Das Arbeitsplatzpotenzial liegt nur bis 2010 bei 160.000 neuen Beschäftigungsverhältnissen. Eine Agrarwirtschaft nach den Kriterien des Tier- und Naturschutzes eröffnet vielen Landwirten erst wieder eine Zukunft.“ Über eine Million Menschen sind derzeit bei der Bahn, im öffentlichen Nahverkehr, bei Taxiunternehmen, in der Fahrradbranche oder bei neuen Mobilitätsangeboten wie Car-Sharing beschäftigt. Doch noch immer setzt Deutschland auf mehr Straße und Flugzeug statt Schiene und Co. Bei entsprechend geänderten Rahmenbedingungen – laut OECD-Empfehlung: Emissionsgrenzwerte für Stickstoff, Feinstaub und CO2 für alle Fahrzeuge einführen, Mineralölsteuer anheben, Kerosinsteuer und Schwerverkehrsabgabe einführen – könnten bis 2030 45 Prozent der durch den Verkehr verursachten Kosten eingespart werden. Potenzial für die Schaffung neuer Arbeitsplätze: netto 207.000. Hubert Weinzierl, Präsident des DNR: „Deutschland wird in der Welt zwar als Öko-Vorreiter gesehen, die Umweltzerstörung beispielsweise durch den hohen Öl- und Kohleverbrauch geht aber auch bei uns weiter. Ressourcen schonen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen - das muss die Devise der Zukunft sein.“ Komplette Studie unter www.umweltbeschaeftigt.de Quelle: Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) |