Artikel vom 17.11.2010, Druckdatum 15.11.2024

Studie: Fast zwei Drittel der Bundesbürger bereit, mehr für Ökostrom zu zahlen

Fast zwei Drittel (61 Prozent ) der Bundesbürger wollen in den nächsten zehn Jahren regenerative Energien, z.B. Wasser-, Wind- oder Solarstrom, nutzen – selbst wenn diese teurer sind. Günstiger Atomstrom ist dagegen nur für eine Minderheit von 8 Prozent der Deutschen relevant. Dieses geht aus einer aktuellen Untersuchung der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervor, in der 2.000 Personen ab 14 Jahren repräsentativ in Deutschland befragt wurden.

Professor Dr. Ulrich Reinhardt: „Die Bevölkerung ist mehrheitlich bereit, für Ökostrom zu zahlen. Wenn nur die Hälfte der Befürworter alternativer Energieformen wirklich umsteigt, wird sich der heutige Anteil am privaten Endenergieverbrauch von etwa 10 Prozent in nur einem Jahrzehnt verdreifachen“.

Sind die Deutschen bereit, ihr persönliches Konsumverhalten wirklich zu ändern, um die Umwelt nachhaltig zu schützen? Über zwei Drittel (68 Prozent) der Bundesbürger geben an, spürbare Einschränkungen hinzunehmen, wenn hierdurch Natur und Umwelt dauerhaft erhalten blieben. Vor allem Frauen (71 Prozent) denken an die Zukunft und stellen persönliche Bedürfnisse zum Wohle der Natur zurück (bei den Männern sagen dies 64 Prozent).

Allerdings ist im Zeitvergleich feststellbar: Die umweltbewusste Einstellung lässt nach (1984: 81 Prozent, 2007: 71 Prozent, 2010: 68 Prozent). Dagegen steigt der Anteil der Deutschen, die das Leben weiterhin genießen wollen, auch wenn die Umwelt dadurch nachhaltig beeinträchtigt wird (1984: 16 Prozent, 2007: 20 Prozent, 2010: 25 Prozent). Insbesondere die Jugend zeigt weniger Kompromissbereitschaft und will sich durch umweltschonendes Verhalten nicht einschränken lassen (1984: 17 Prozent, 2007: 25 Prozent, 2010: 31 Prozent).

Reinhardt: „Zwar ist die junge Generation überdurchschnittlich häufig bereit, z. B. Solarzellen einzubauen, den Müll zu trennen oder öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, aber auf die Urlaubsreise ins Ausland wollen sie nicht verzichten und auch beim Kauf von Bioprodukten oder der Einsparung von Wasser und Strom zeigt die junge Generation weniger Bereitschaft als der Rest der Bevölkerung.“

So überrascht es auch nicht, dass nur zwei von fünf jungen Menschen (42 Prozent) angeben, in den vergangenen Jahren umweltbewusster geworden zu sein – 2007 war es noch jeder Zweite (53 Prozent). Aber nicht nur bei den 14- bis 34-Jährigen entwickelt sich das Umweltverhalten nicht weiter: Lediglich jeder zweite Deutsche (48 Prozent) gibt an, heute umweltbewusster als in der Vergangenheit zu leben. 2007 sagten dieses noch 60 Prozent.

„Für die Deutschen und insbesondere die junge Generation wird die eigene Lebensqualität zunehmend genauso erhaltens- und schützenswert wie die Natur und Umwelt. Die Aufforderung zum Verzichten – im Sinne eines Zurückdrehens des Status quo – mit der Konsequenz, Einbußen in der Lebensqualität hinnehmen zu müssen, wird scheitern. Das Rad muss vielmehr nach vorne gedreht werden – durch den Ausbau von ressourcenschonenden Energieformen und Technologien“, so Reinhardt.

Die Deutschen haben offenbar auch keine Angst (mehr) vor dem Klimawandel Lediglich eine Minderheit von 28 Prozent der Befragten fürchtet sich noch vor der Folgen der globalen Erwärmung. Vor allem bei Männern schmilzt der Glaube an die Prognosen der Klimaexperten. Lediglich jeder fünfte Mann (20 Prozent) äußert Besorgnis, der Anteil der Frauen ist fast doppelt so hoch (36 Prozent). Auch werden die Voraussagen zum Klimawandel von der großen Mehrheit der Befragten angezweifelt: So glauben drei Viertel aller Deutschen (74 Prozent) nicht an die prognostizierten Temperatursteigerungen von bis zu 6 Grad Celsius im Laufe des 21. Jahrhunderts.

Die Erklärung von Reinhardt: „Obwohl die Erkenntnisse zum Klimawandel Bestand haben, sind diese für viele Bürgerinnen und Bürger immer noch weder (be-)greifbar, noch werden sie als persönlich relevant beurteilt. Die Bevölkerung hat andere Sorgen wie beispielsweise die zunehmende Spaltung der Gesellschaft, Arbeitslosigkeit oder die Angst vor Armut. Zudem haben die teilweise widersprüchlichen und übertriebenen Aussagen von Experten zur Verwirrung und zu Zweifeln geführt.“ Auf der anderen Seite steht ein zunehmendes Vertrauen der Bürger in die Arbeit der Forschung und Wissenschaft, um Lösungen für die Klimaproblematik zu finden. Fast jeder dritte Bürger (29 Prozent) erwartet positive Ergebnisse – vor drei Jahren waren es nur halb so viele. 

Quelle: BAT-Stiftung für Zukunftsfragen

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