Artikel vom 24.08.2010, Druckdatum 15.11.2024

Erstes Mietshaus im Passivhaus-Standard in Berlin

Moderne Wohnqualität und niedrige Energiekosten können auch beim Bau von Mietshäusern hervorragend verbunden werden. Das jedenfalls findet Paul Grunow, Gründer des Photovoltaik Unternehmens Q-Cells. Am Prenzlauer Berg in Berlin will er ein Wohn- und Gewerbemiethaus im Passivhaus Standard errichten. Der Achtgeschösser am Arnimplatz soll insgesamt 41 Wohnungen beherbergen.

Als Paul Grunow vor 10 Jahren gemeinsam mit Reiner Lemoine und anderen das Solarunternehmen Q-Cells gründete, wusste kaum jemand das enorme Potenzial der Erneuerbaren Energien einzuschätzen. Heute gehört die Q-Cells AG weltweit zu den größten Herstellern von Solarzellen und prägt die internationalen Standards. Wenn also jemand wie Paul Grunow das erste Passiv-Mietshaus in Berlin baut, lässt das aufhorchen. Auch weil seit Jahren kaum Mietshäuser neu gebaut werden – geschweige denn im energiesparenden Passivhaus Standard. 

Es braucht schon einen „Überzeugungstäter“ wie Grunow, um ein solch kosten- und zeitintensives Projekt anzuschieben und mit viel Herzblut zu verwirklichen. „Wir wollen mit dem Passiv-Miethaus zeigen, dass man moderne Wohnqualität und niedrige Energiekosten beim Bau von Mietshäusern hervorragend verbinden kann“, erläutert Grunow seine Motivation. „Das Passiv-Mietshaus am Arnimplatz im Prenzlauer Berg, an der Ecke Schönfließer/Schivelbeiner Straße, ist der sichtbare Beweis dafür.“

Das Wohn- und Gewerbehaus am beliebten Arnimplatz markiert die Trendwende zu einem verantwortbaren Lebensstil, der durch „grüne“ Technologien und nachhaltiges Bauen ermöglicht wird. Hervorragende Dämmung und Wärmerückgewinnung senken den Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser um 85 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Wohnungen. Die Liste der Projektbeteiligten liest sich wie das Who is Who der Berliner Green Economy: so wurde der Bau vom Architekten Uwe Heinhaus initiiert, dessen Name – spätestens seit dem Baugruppenprojekt in der Berliner Kollwitzstraße 22 – in einem Atemzug mit hochwertig ökologischem Bauen genannt wird.

Auch Fabian Tacke, der mit seiner fünfköpfigen Familie in das Vorzeigeprojekt einziehen wird, war sofort überzeugt von der „Qualität und Ausführung“ des Entwurfs. Er sollte es wissen, denn er verkauft klimaneutrale Immobilien und ist seit 18 Jahren in der Berliner Stadterneuerung tätig. Familie Tacke hätte sich die Wohnung als Eigentum nicht leisten können, „zur Miete geht das schon“, verrät Herr Tacke. „Ich wünsche mir, dass dieses Projekt Schule macht und weitere Mietshäuser nach Passivhaus Standard gebaut werden – damit auch Mieter in den Genuss niedriger Energiekosten kommen können.“ Die Kaltmiete ist mit 9 Euro pro Quadratmeter nicht gerade günstig, wird aber durch die außerordentlich niedrigen Nebenkosten kompensiert. „Wir rechnen mit zirka 1 Euro pro Quadratmeter“, sagt Architekt Heinhaus. Der geringe Energieverbrauch sorgt zudem für eine neutrale CO2-Bilanz des Gebäudes.

Wenn die Sonne scheint, heizen sich die Räume auf und bleiben dank luftdichter Dämmung aus Polystyrol und einer Dreifachverglasung der Fenster warm. Selbst ohne Heizung fällt die Raumtemperatur auch an sehr kalten Tagen nie unter 15 Grad Celsius. Be- und entlüftet wird das Gebäude über eine zentrale Belüftungsanlage, die bei niedriger Außentemperatur die Zuluft erwärmt. Dasselbe System funktioniert auch umgekehrt und schafft an heißen Tagen ein angenehmes Wohnklima.

Über ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk und eine Gas-Brennwerttherme wird das Gebäude mit der nötigen Restwärme sowie mit Warmwasser versorgt. „Das Blockheizkraftwerk ermöglicht eine Komfortsteigerung und dient auch dem Abbau von Berührungsängsten, weil es immer dann, wenn die Sonnenenergie nicht ausreicht, Wärme liefert“, erläutert Haustechnikplaner Siegfried Hanka.

Auf dem Dach finden 92 Solarmodule mit einer berechneten „total power“ von 20,24 kWp Platz. Zudem plant Bauherr Grunow, die 23 Stellplätze in der Tiefgarage mit speziellen Steckdosen für den Betrieb von Elektroautos auszustatten: „Die Autos könnten dann auch mit dem Strom von unserer eigenen Photovoltaik Anlage aufgeladen werden.“

Da sich die Preise für Trink- und Abwasser in den letzten 10 Jahren stärker verteuert haben als Strom oder Öl, verfügt das „green building“ am Arminplatz auch über eine zentrale Grauwasseraufbereitungsanlage. Das Schmutzwasser aus Duschen und Waschmaschinen wird hiermit biologisch recycled und dann für die Toilettenspülung wieder verwendet. „Wir können auf diese Weise den jährlichen Trinkwasserverbrauch einer vierköpfigen Familie um durchschnittlich 90 Quadratmeter reduzieren“, so Haustechniker Erwin Nolde.

Der Achtgeschösser am Arnimplatz wird insgesamt 41 Wohnungen beherbergen. „Die Wohnungen sind offen und großzügig geschnitten“, so Architekt Heinhaus. Größere Wohnungen bekommen ein zweites Badezimmer. Geplant sind außerdem große Fenster, die bei Bedarf mit einer Sonnenschutz Anlage verschattet werden können. Im 1.000 Quadratmeter großen Innenhof soll ein Gemeinschaftsgarten für die Mieter und Kinder entstehen. Darüber hinaus gibt es Gewerbeflächen, von denen eine der Architekt Uwe Heinhaus bezieht.

Quelle: Gröschel Geheeb Responsible Branding GmbH
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