Artikel vom 09.08.2010, Druckdatum 15.11.2024 | |
SYSTAIC senkt Jahresprognose drastisch - Gründer übernimmt Leitung Michael Viktor Kamp wurde mit sofortiger Wirkung zum weiteren Vorstandsmitglied der Düsseldorfer systaic AG bestellt. Hintergrund ist die dramatische Lage des Photovoltaik Unternehmens: Nach vorläufigen Zahlen weist der Konzern beim Halbjahresergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ein Minus von rund 28 Millionen Euro aus (Vorjahr: + 3,8 Millionen Euro). Für das Gesamtjahresergebnis werden die Prognosen deutlich nach unten korrigiert: Nur noch 25 und 35 Millionen Euro Umsatz (statt 250 bis 260 Millionen Euro) wird erwartet. Am späten Abend des 6. August 2010 hat der Aufsichtsrat der systaic AG Michael Viktor Kamp zum Vorsitzenden des Vorstands ernannt. Der 62-Jährige hat SYSTAIC 2004 gegründet und als Geschäftsführer der systaic Deutschland GmbH das SYSTAIC Energiedach, ein dachintegriertes Energiesystem, zur Marktreife gebracht. Bereits vor dem Börsengang des Unternehmens 2007 hatte er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, blieb aber als Berater und größter Aktionär der systaic AG weiterhin verbunden. Der bisherige CEO Michael Pack übernimmt im Vorstand den Bereich Marketing und Vertrieb. Der Eintritt des Gründers in den Vorstand falle in eine von Herausforderungen geprägte Unternehmensphase, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die systaic AG ist aus heutiger Sicht insbesondere wegen des intensiv betriebenen Kraftwerksgeschäfts in eine deutliche Schieflage geraten“, konstatiert Kamp. „Schon Anfang 2009 hatte sich abgezeichnet, dass das Unternehmen überaus schnell gewachsen ist und zu einem Höhenflug angesetzt hat, von dem auch ich als Hauptaktionär mich habe anstecken lassen. Mit dem Bau und Verkauf von Großprojekten auf der grünen Wiese ließen sich schnell hohe Umsatzvolumina erzielen, allerdings stieg dadurch gleichzeitig auch der Finanzierungsbedarf, der in der Folge der Finanzkrise nunmehr schwer zu decken war. Jetzt gilt es, sich auf die Wurzeln des Unternehmens zu besinnen und in den kommenden Monaten Solidität und volle Transparenz im Sinne aller Stakeholder des Unternehmens herzustellen. Dieser Herausforderung und Verantwortung werde ich mich nach besten Kräften widmen.“ Der neue Vorstandsvorsitzende hat Unternehmensangaben zufolge zur Unterstützung der geplanten Neuausrichtung mit sofortiger Wirkung Hawkpoint als Restrukturierungs- und Finanzberater mandatiert. Hawkpoint ist ein führender unabhängiger Corporate Finance-Berater, spezialisiert auf Restrukturierungen, Finanzierungsberatung und Mergers & Acquisitions mit Niederlassungen in Frankfurt, London und Paris. Frank Jung, Managing Director bei Hawkpoint Deutschland: „Unser Team besteht aus erfahrenen internationalen Restrukturierungs-, Rekapitalisierungs- und Marktexperten. Zahlreiche Mandate wie etwa die Restrukturierung des isländischen Bankensystems im Auftrag des dortigen Finanzministeriums sind Beispiele unserer erfolgreichen Arbeit. Wir begrüßen den Eintritt von Herrn Kamp in die Geschäftsleitung der systaic AG, eines durch die Auswirkungen der Finanzkrise hart getroffenen Unternehmens, und werden in Kürze ein mit dem Vorstand erarbeitetes, integratives Restrukturierungskonzept vorstellen.” Aufgrund der aktuellen Veränderung im Vorstand wird der Bericht zum ersten Halbjahr 2010 am 31. August veröffentlicht werden. Die vorläufigen Halbjahreszahlen liegen indes vor. Sie reflektieren nach Angaben des Unternehmens den bereits konsequent begonnenen Restrukturierungskurs und die Neuausrichtung des Unternehmens, welche unter anderem zu Veräußerungen und Neubewertungen von Tochterunternehmen führen soll. Bei einem Umsatz von rund 14 Millionen Euro (30. Juni 2009: 120,9 Millionen Euro) beträgt das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nach vorläufigen Berechnungen rund -28 Millionen Euro (30. Juni 2009: 3,8 Millionen Euro). Die Bilanzsumme des Konzerns erreichte zum 30. Juni 2010 rund 146 Millionen Euro nach 150,7 Millionen Euro zum Halbjahr 2009. Mit einem Konzern-Eigenkapital von rund 58 Millionen Euro (30. Juni 2009: 65,3 Millionen Euro) wies SYSTAIC zum 30. Juni 2010 eine Eigenkapitalquote von rund 40 Prozent aus (30. Juni 2009: 43,4 Prozent). Die Gesamtjahresprognose für das laufende Geschäftsjahr müsse aufgrund der bisherigen Geschäftsentwicklung des SYSTAIC-Konzerns angepasst werden, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Das bisher für 2010 kommunizierte Umsatzziel von 250 bis 260 Millionen Euro habe mehrere Großprojekte eingeschlossen, deren Realisierung nicht mehr möglich sei, so das Unternehmen. Die Umsatzerwartung liege nunmehr zwischen 25 und 35 Millionen Euro. Von einem positiven Konzernergebnis nach Steuern könne momentan nicht mehr ausgegangen werden. Eine detailliertere Prognose könne erst im weiteren Jahresverlauf abgegeben werden. Der Vorstand gehe allerdings davon aus, bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres die erste Restrukturierungsphase erfolgreich abgeschlossen zu haben und für 2011 eine positive Entwicklung vermelden zu können. Quelle: systaic AG Alle Angaben ohne Gewähr |